Tochter Xenia (10) mit Christian Hopf in Erfurt auf dem Petersberg, Blick auf den Dom Erfurt
Der ehemalige Türsteher und Boxer Christian Hopf mit seiner Tochter. Bildrechte: MDR/Sinnfilm

Reportage | 26.05.2022 Männerleben – Zwischen Familie, Fußball und Karriere?

15. Mai 2023, 10:32 Uhr

Für den Mann von heute ist es oft nicht einfach, seine Rolle zu definieren. Michael Hofmann, Kultursoziologe in Jena und Dresden, erforscht seit vielen Jahren die Rolle des Mannes in der Gesellschaft. Hofmann kommt zu dem Schluss, dass es in der modernen Männlichkeit eine Spannung zwischen dem starken Kerl und dem sogenannten Softie gebe:

Die Spannung besteht darin, ein sorgender Vater, ein emotional sensibler Mensch zu sein und trotzdem ein starker Kerl zu bleiben. Diese Balance macht Männlichkeit heute aus.

Michael Hofmann Professor für Soziologie, TU Dresden

Dieses Spannungsfeld überwindet auch Christian Hopf aus Erfurt immer wieder. Er hat 13 Jahre lang als Türsteher gearbeitet. Doch um sich um seine elfjährige Tochter Xenia zu kümmern, ist er auf die Karriere-Bremse getreten. Sein Arbeitgeber unterstützt ihn dabei: "Mein Arbeitgeber findet toll, dass ich meine Tochter bei mir habe und teilt mich in die sogenannten 'Mutti-Schichten' ein."

Christian Hopf: Alleinerziehender Vater

Den Ausdruck 'Mutti-Schichten' nimmt er mit Humor. Er hat acht Jahre lang darauf gewartet, dass ihm das Sorgerecht für seine Tochter zugesprochen wird. Letztendlich hat er es bekommen, aber nur mit der Zustimmung der Mutter. "Der Richter oder die Richterin sagt, das Kind gehört zur Mama. Aber hier muss umgedacht werden, denn der Papa kann genauso gut erziehen", sagt Christan Hopf.

Der Moment der Geburt seiner Tochter war für den 47-Jährigen ein besonderer, der alles andere in den Schatten stellte: "Klar ist es schön, auf Partys zu gehen. Aber viel schöner ist es, ein Kind an seiner Seite zu haben, sich zu kümmern und zu sehen, wie es sich entwickelt." Dass es als alleinerziehender Vater dazu gehört, sich um Haushalt, Wäsche und Einkauf zu kümmern, sieht er pragmatisch: "Solche Arbeiten gehören eben dazu."

Christian Hopf wartet auf Xenia vor dem Sport Club, wo Xenia zweimal wöchentlich zum Kickbox-Training geht
Christian Hopf vor dem Sportclub auf Xenia. Bildrechte: MDR/Sinnfilm

Was für ihn Alltag ist, sehen andere mit Argwohn. An kritische Blicke und Vorurteile hat er sich längst gewöhnt. Damit seine Tochter selbstbewusst durchs Leben gehen kann, schickt er sie zum Kickboxen. "Ich habe Angst davor, dass sie überwältigt werden könnte. Man lernt im Kampfsport ja auch, Konfrontationen geschickt aus dem Weg zu gehen", erklärt er.

Für ihn ist völlig klar, dass es kein Widerspruch ist, sich zu kümmern, Gefühle zu zeigen und 'Mann' zu sein:

Wenn etwas auf der Seele brennt, soll man es unbedingt herauslassen. Wenn dabei eine Träne fließt, hat es nichts mit Schwäche zu tun.

Christian Hopf Alleinerziehender Vater

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 26. Mai 2022 | 22:35 Uhr