Lutherstube mit Lichteffekte auf der Wartburg in Eisenach
Luthers Stube auf der Wartburg bei Eisenach Bildrechte: imago/Steve Bauerschmidt

Reformation von A bis Z N – Neues Testament

Auf dem Reichstag von Worms hatte sich Luther, rund dreieinhalb Jahre nach der Veröffentlichung seiner 95 Thesen, vor Kaiser Karl V. öffentlich geweigert, seine Glaubenslehren zu widerrufen. Dafür wurde er geächtet, für vogelfrei erklärt und musste die Stadt fluchtartig verlassen. Auf dem Rückweg wurde er südlich von Eisenach zum Schein entführt und von Soldaten seines Landesherrn, des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise, auf der Wartburg versteckt. Dort begann er im Advent 1521, das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Eine Leistung, die er in elf bis 12 Wochen vollbrachte. Im März 1522 kehrte er nach Wittenberg zurück. Eine noch einmal revidierte Fassung ging im September 1522 in den Druck. Das Alte Testament und die Veröffentlichung der ersten Wittenberger Vollbibel erfolgte erst 1534.

Das so genannte Septembertestament gilt als wesentlicher Beitrag zur Entwicklung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Dafür hatte er dem "Volk aufs Maul geschaut" und so der Papstkirche die Deutungshoheit über die Bibel genommen, was ihn zum Ketzer machte.

Luthers Familie kam aus Eisenach bzw. Möhra und nahm wohl das Thüringische mit ins Mansfeldische. Der Reformator musste neben seinem eigenen Dialekt zig weitere deutsche Mundarten einbeziehen, sollte seine Übersetzung eine weite Verbreitung erfahren. Dabei half im sein großes Netzwerk von Freunden und Kollegen in vielen Regionen, mit denen er in Korrespondenz stand. "Wer dolmetschen will, muss einen großen Vorrat an Worten haben", schrieb Luther selbst. Außerdem zeigte er sich sprachmächtig genug, neue zu erfinden.