Nah dran | 30.08.2018 Die Polizei-Anwärter - Der lange Weg zur Uniform

18. Juli 2023, 15:19 Uhr

"Ich fühle mich von vielen Polizisten nicht ernst genommen", sagt Gabriel Ben, "ich werde ganz anders sein, ich will helfen." Schon lange träumt der 24-jährige Emsländer davon, einmal als Polizist im Streifenwagen zu sitzen. Doch der Weg dahin ist lang. Auch für die 21-jährige Zeynep aus Stade. Saskia ist schon einige Schritte weiter. Gerade beginnt sie ihr erstes Praktikum im Einsatz. Wir begleiten die Drei auf dem Weg in ihren Traumberuf.

Mit Gabriel haben sich rund 5.800 andere junge Menschen 2017 für ein Studium an der Polizeiakademie Niedersachsen beworben - auf gut 1.100 freie Kommissar-Anwärter-Stellen. Nur jeder Fünfte wird es also schaffen. Vor sechs Jahren hat es Gabriel schon einmal versucht, doch damals scheiterte er am persönlichen Interview. Wird er die Prüfungskommission dieses Mal von sich überzeugen können?

Warum ich Polizist werden will? Den Traum verfolge ich schon seit ungefähr sieben Jahren. Mein bester Freund ist das geworden. Der hat mich so motiviert, dass das mittlerweile einfach mein Traumberuf geworden ist.

Gabriel

Ein harter Weg zum Traumberuf

Auch Zeynep Yalcin aus Stade hat sich für die Aufnahmetests an der Polizeiakademie beworben. Wie Gabriel besitzt die 21-Jährige bereits das Fachabitur und eine abgeschlossene Ausbildung. Der Beruf der Polizistin ist auch ihr großer Traum. Und das, obwohl viele Polizisten über Dauerbelastung klagen. Allein im Jahr 2016 haben niedersächsische Polizeibeamte 1,4 Millionen Überstunden angesammelt.

Die 21-Jährige Zeynep Yalcin aus dem Alten Land hat sich zwei Monate lang auf den Test vorbereitet.
Die 21-Jährige Zeynep Yalcin hat sich zwei Monate lang auf den Test vorbereitet. Bildrechte: MDR/NDR

Nun ist sie zusammen mit 29 weiteren Bewerbern nach Hann. Münden zu einem Einstellungstest eingeladen. Die erste Prüfung ist ein Computertest. Nur wenige werden ihn schaffen. Zwei Monate hat sich Zeynep Yalcin darauf vorbereitet. Nun muss sie vier Stunden konzentriert Zahlenreihen lösen, ihre Merk- und Ausdrucksfähigkeit sowie ihre Rechtschreibung unter Beweis stellen. Danach folgt ein Sporttest, später ein Interview, in dem die psychische Eignung und das Sozialverhalten geprüft werden. Sind diese Tests bestanden, muss noch ein Polizeiarzt die Diensttauglichkeit bescheinigen.

Das erste Praktikum im Einsatz

"Am Anfang denkt man vielleicht noch, man könnte da irgendetwas bewirken, aber das ist natürlich nicht so. Die Welt ist, wie sie ist. Daran werden wir auch nichts ändern", sagt dazu Streifenpolizist Ingo Fischer. Er hat bereits 25 Dienstjahre hinter sich und leitet eine Polizei-Anwärterin im zweiten Studienjahr an. Für die 21-jährige Saskia ist es das erste Praktikum im Einsatz. Diebstahl, Ruhestörung, Betrunkene sowie das Dokumentieren aller Vorfälle - so wird ihre erste Woche aussehen. Was wird danach übrig bleiben, von der Vorstellung des Polizisten als "Freund und Helfer"?

Im Schnitt fallen 40% der Bewerber bereits beim Computertest durch. Am heutigen Prüfungstag schaffen ihn sogar nur die Hälfte der Bewerber.
Im Schnitt fallen 40% der Bewerber bereits beim ersten Test, einem Computertest, durch. Bildrechte: MDR/NDR

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 30. August 2018 | 22:35 Uhr