Wasserspringen | Missbrauch DSV zahlt Jan Hempel 600.000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz

23. Oktober 2023, 15:03 Uhr

Der einstige Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel bekommt 600.000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz. Das ist das Ergebnis eines Schlichtungsverfahrens mit dem DSV. Der Dresdner war von seinem früheren Trainer jahrelang sexuell missbraucht worden.

Der Streit zwischen dem ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel und dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) über eine Entschädigung wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs ist beigelegt. Der DSV zahlt dem Olympia-Zweiten von 1996 Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von insgesamt 600.000 Euro.

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Klage mit ungewissem Ausgang vermieden

Hempels Anwalt Thomas Summerer und sein Manager Oliver Hillebrecht hatten in langwierige Verhandlungen mit dem DSV, der durch die beiden Vizepräsidenten Wolfgang Rupieper und Kai Morgenroth vertreten wurde, die Einigung erzielt. Das geht aus einer Mitteilung von Summerer an die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vom Montag hervor. Auch der DSV teilte mit, dass eine Einigung mit Hempel erzielt worden sei.

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Der DSV hatte eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingesetzt, die ein Schlichtungsverfahren empfahl. Dieses mündete nun in einen Vergleich, der Hempel eine Fix-Zahlung von 300.000 Euro sowie eine Zahlung von weiteren 300.000 Euro in monatlichen Raten über zehn Jahre hinweg garantiert. Damit wurde eine Klage mit ungewissem Ausgang vermieden. Die Höhe dieser Schmerzensgeldzahlung ist in Deutschland ungewöhnlich.

Jan hempel und Lutz Buschkow
Jan Hempel (r.) an der Seite des ehemaligen Wassersprung-Bundestrainers Lutz Buschkow. Bildrechte: imago/Hentschel

"Moralische Verpflichtung und tiefer Respekt gegenüber Hempel"

"Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, eine außergerichtliche Lösung zu finden, die juristische und moralische Ansprüche miteinander verbindet. Ein längerer Prozess, womöglich über mehrere Instanzen, hätte meinem Mandanten mehr geschadet als genützt", sagte Anwalt Summerer (63). "Für den DSV ist es von zentraler Bedeutung, die Integrität und Sicherheit unserer Mitglieder und Aktiven zu gewährleisten. Diese Entscheidung spiegelt unsere moralische Verpflichtung und den tiefen Respekt gegenüber Jan Hempel und allen Betroffenen wider", sagte Vizepräsident Wolfgang Rupieper in einer DSV-Mitteilung.

Die Aufarbeitungskommission begrüßte die einvernehmliche Schlichtung im Fall. "Wir sehen darin einen verantwortungsvollen und integren Schritt des Schwimmsports zur Wiedergutmachung von erlittenem Unrecht und begreifen dies als wertvollen Impuls für unsere Aufgabe, die Missbrauchsfälle im Deutschen Schwimmsport zu erhellen und daraus Empfehlungen für den zukünftigen Schutz vor Gewalt zu erarbeiten", so Bettina Rulofs und Martin Nolte, die den Vorsitz der Kommission hatten.

Jan Hempel und Heiko Meyer, 1999
Jan Hempel, hier mit seinem ehemaligen Synchronpartner Heiko Meyer, gewann in seiner Karriere insgesamt 14 Medaillen bei Olympia, WM und EM. Bildrechte: IMAGO / Camera 4

ARD-Doku löst großes Echo aus

Hempels Fall hatte eine breite Diskussion über Missbrauch und Gewalt im deutschen Sport und deren Aufarbeitung ausgelöst. In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" hatte Hempel im August 2022 erstmals die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen 2001 gestorbenen langjährigen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht. Demnach soll Langer sich von 1982 bis 1996 an dem Olympia-Zweiten von Atlanta 1996 vergangen haben. In dem Film warf Hempel dem DSV vor, schon 1997 von den Vorwürfen gewusst, aber nichts Entscheidendes getan zu haben.


red/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 14. Juli 2023 | 19:30 Uhr

9 Kommentare

melabes72 vor 26 Wochen

Können Sie Ihre Äußerung bezüglich meiner „primitive Kommentare“ (ich habe Ihre falsche Grammatik bewusst zitiert) näher erläutern?
Ich kann Sie beruhigen: Wenn in Deutschland wie Sie meinen jeder Steuern bezahlt, beträgt Ihr rechnerischer Anteil an den 600.000 Euro und das in den nächsten zehn Jahren (!) 0,73 Cent. Die würde ich Ihnen gern nach oben auf einen Cent aufgerundet überweisen, wenn Sie versprechen jetzt nicht mehr hier zu kommentieren.

melabes72 vor 26 Wochen

Ihr Kommentar ist mehr als peinlich. Können Sie denn, unterstellt Sie zahlen überhaupt Steuern, nur an sich denken?
Wenn mein Steueranteil das Leid mindern könnte, zahle ich ihn gern. Es gibt mehr als genug andere Verwendungszwecke, die ich freiwillig nicht unterstützen würde.

melabes72 vor 26 Wochen

Gerechtigkeit wird sich durch die Zahlung nicht herstellen lassen, zumal der Täter selbst nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden kann. Aber sie ist ein wichtiges Zeichen und die Höhe spricht Bände in Bezug auf das Leid Jan Hempels. Wir sollten ihm alle viel Kraft wünschen und für seinen Mut danken. So etwas darf nie vorkommen.