Sie lebten jahrhundertelang als Nachbarn friedlich zusammen: Tschechen und Sudetendeutsche. Doch die deutsche Gewaltherrschaft, der Zweite Weltkrieg und die Vertreibung - sie heißt auf Tschechisch "Odsun"/Abzug - zerstörten die Welt, wie sie sie kannten, für immer. Rund drei Millionen Sudetendeutsche mussten nach 1945 ihre Heimat verlassen.
Tschechen und Deutsche schauen nun erstmals gemeinsam zurück. Wie steht es um die Versöhnung von Tschechen und Deutschen? Wie normal kann das Verhältnis zwischen den europäischen Nachbarn Tschechien und Deutschland angesichts der Vertreibung und ihrer Vorgeschichte sein?
Lange Zeit hatte jedes Land sein eignes Narrativ der Geschichte - eine "getrennte" Erinnerung auf die Ereignisse von 1918 bis heute. Die zweiteilige Dokumentation bemüht sich erstmals um eine gemeinsame Aufarbeitung im Sinne einer europäischen Erinnerungskultur.
Tschechen und Slowaken haben sich dem Thema Vertreibung, dem Odsun, erst spät gestellt. Lange Zeit war es ein Tabu. Bis heute sind die Bedeutung des ehemaligen Präsidenten Edvard Beneš und der sogenannten Beneš-Dekrete, die die Deutschen 1945 enteigneten und entrechteten, umstritten. Erst jetzt wagt eine junge Generation von Tschechen, wie die Gruppe "Antikomplex", eine kritische Reflexion der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Sie thematisierten, dass auch die tschechische Seite mit der Vertreibung etwas verloren hat. Mehr als 1.000 verschwundene Siedlungen in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im Erzgebirge, zeugen davon.
Die internationale Koproduktion "Vertreibung - Odsun: Das Sudetenland" lässt deutsche, tschechische und österreichische Zeitzeugen zu Wort kommen, besucht mit ihnen zum Teil erstmals seit 1945 Orte des Geschehens. Neben den Zeitzeugen kommen die tschechische Schriftstellerin Kateřina Tučková oder Petr Mikšíček - einer der Mitbegründer der Gruppe "Antikomplex" - zu Wort. Historiker aus beiden Ländern geben einen Einblick in den Stand der Aufarbeitung.
Das tschechisch-deutsche Autoren-Duo Vít Poláček und Matthias Schmidt hat einen Film erarbeitet, der emotional, ungeschönt und dennoch versöhnlich von einem schwierigen Kapitel der europäischen Geschichte erzählt. Das Projekt ist eine internationale Koproduktion von LOOKSfilm, dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), Česká televize und dem ORF in Zusammenarbeit mit Arte. Gefördert wurde es von der Mitteldeutschen Medienförderung, Creative Europe Media und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Der erste Teil des Filmes schaut aus der Gegenwart zurück auf die Vertreibung nach 1945 und ihre Vorgeschichte, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in der Tschechoslowakei. Verlassene Orte wie Königsmühle im Erzgebirge sind zu einem Symbol für diese Geschichte geworden. Unmittelbar nach Kriegsende werden alle 53 Einwohner von Königsmühle vertrieben. Rosemarie Ernst, vermutlich die letzte in Königsmühle geborene Deutsche, berichtet davon und von dem Trauma, das die monatelange Odyssee nach Deutschland bei ihr und vielen der Vertriebenen hinterließ. Heute lebt Rosemarie Ernst in Oberwiesenthal, in Sichtweite zu ihrem Heimatort Königsmühle.
Junge Tschechen und Deutsche arbeiten gemeinsam daran, Königsmühle zu erhalten, als Denkmal, aber auch als Ort, an dem man gemeinsam feiern kann - jedes Jahr im August findet das von Petr Mikšíček gegründete Land-Art-Festival statt. Mikšíček entdeckte bei seinen Wanderungen durch die Sudeten den Ort, und seitdem lässt den Fotografen und Naturfreund diese "untergegangene Zivilisation" nicht mehr los. "Wir wissen von den sagenumwobenen Inkas und Mayas", sagt er, "aber wir haben das hier auch - 70 Kilometer entfernt von Prag."
"Vertreibung - Odsun: Das Sudetenland" erzählt die historischen Ereignisse aus mehreren Perspektiven, einer tschechischen, einer deutschen, aus der Sicht der Erlebnisgeneration und aus der der Nachgeborenen.
Tschechen und Deutsche schauen nun erstmals gemeinsam zurück. Wie steht es um die Versöhnung von Tschechen und Deutschen? Wie normal kann das Verhältnis zwischen den europäischen Nachbarn Tschechien und Deutschland angesichts der Vertreibung und ihrer Vorgeschichte sein?
Lange Zeit hatte jedes Land sein eignes Narrativ der Geschichte - eine "getrennte" Erinnerung auf die Ereignisse von 1918 bis heute. Die zweiteilige Dokumentation bemüht sich erstmals um eine gemeinsame Aufarbeitung im Sinne einer europäischen Erinnerungskultur.
Tschechen und Slowaken haben sich dem Thema Vertreibung, dem Odsun, erst spät gestellt. Lange Zeit war es ein Tabu. Bis heute sind die Bedeutung des ehemaligen Präsidenten Edvard Beneš und der sogenannten Beneš-Dekrete, die die Deutschen 1945 enteigneten und entrechteten, umstritten. Erst jetzt wagt eine junge Generation von Tschechen, wie die Gruppe "Antikomplex", eine kritische Reflexion der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Sie thematisierten, dass auch die tschechische Seite mit der Vertreibung etwas verloren hat. Mehr als 1.000 verschwundene Siedlungen in den ehemaligen Sudetengebieten, vor allem im Erzgebirge, zeugen davon.
Die internationale Koproduktion "Vertreibung - Odsun: Das Sudetenland" lässt deutsche, tschechische und österreichische Zeitzeugen zu Wort kommen, besucht mit ihnen zum Teil erstmals seit 1945 Orte des Geschehens. Neben den Zeitzeugen kommen die tschechische Schriftstellerin Kateřina Tučková oder Petr Mikšíček - einer der Mitbegründer der Gruppe "Antikomplex" - zu Wort. Historiker aus beiden Ländern geben einen Einblick in den Stand der Aufarbeitung.
Das tschechisch-deutsche Autoren-Duo Vít Poláček und Matthias Schmidt hat einen Film erarbeitet, der emotional, ungeschönt und dennoch versöhnlich von einem schwierigen Kapitel der europäischen Geschichte erzählt. Das Projekt ist eine internationale Koproduktion von LOOKSfilm, dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), Česká televize und dem ORF in Zusammenarbeit mit Arte. Gefördert wurde es von der Mitteldeutschen Medienförderung, Creative Europe Media und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Der erste Teil des Filmes schaut aus der Gegenwart zurück auf die Vertreibung nach 1945 und ihre Vorgeschichte, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in der Tschechoslowakei. Verlassene Orte wie Königsmühle im Erzgebirge sind zu einem Symbol für diese Geschichte geworden. Unmittelbar nach Kriegsende werden alle 53 Einwohner von Königsmühle vertrieben. Rosemarie Ernst, vermutlich die letzte in Königsmühle geborene Deutsche, berichtet davon und von dem Trauma, das die monatelange Odyssee nach Deutschland bei ihr und vielen der Vertriebenen hinterließ. Heute lebt Rosemarie Ernst in Oberwiesenthal, in Sichtweite zu ihrem Heimatort Königsmühle.
Junge Tschechen und Deutsche arbeiten gemeinsam daran, Königsmühle zu erhalten, als Denkmal, aber auch als Ort, an dem man gemeinsam feiern kann - jedes Jahr im August findet das von Petr Mikšíček gegründete Land-Art-Festival statt. Mikšíček entdeckte bei seinen Wanderungen durch die Sudeten den Ort, und seitdem lässt den Fotografen und Naturfreund diese "untergegangene Zivilisation" nicht mehr los. "Wir wissen von den sagenumwobenen Inkas und Mayas", sagt er, "aber wir haben das hier auch - 70 Kilometer entfernt von Prag."
"Vertreibung - Odsun: Das Sudetenland" erzählt die historischen Ereignisse aus mehreren Perspektiven, einer tschechischen, einer deutschen, aus der Sicht der Erlebnisgeneration und aus der der Nachgeborenen.
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