Eine Zecke sitzt auf einem Grashalm.
Eine Zecke auf einem Grashalm. Bildrechte: www.zecken.de

Übertragung Alongshan-Virus: Neuer Erreger bei Zecken in der Schweiz entdeckt

22. Dezember 2022, 08:21 Uhr

Bei in der Schweiz aufgesammelten Zecken haben Forschende das erst seit kurzem bekannte Alongshan-Virus entdeckt. Ob es Menschen krank macht, ist noch nicht bekannt. Noch sehen Mediziner keinen Grund zur Beunruhigung.

  • Schweizer Forschen haben bei Zecken das erst vor fünf Jahren in China entdeckte Alongshan-Virus (ALSV) nachgewiesen
  • Mediziner sind noch uneins darüber, ob das Virus für Menschen gefährlich ist
  • Bislang keine Ausbrüche von Infektionen mit ALSV bekannt

Forschende der Universität Zürich haben bei zahlreichen Zecken, die 2021 und 2022 in mehreren Regionen der Schweiz gesammelt wurden, das erst seit kurzem bekannte Alongshan-Virus (ALSV) entdeckt. Laut den Wissenschaftlern wurde ALSV im Jahr 2017 in China entdeckt. Chinesische Mediziner hätten damals Patienten behandelt, die nach einem Zeckenstich Symptome einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wie Fieber und Kopfschmerzen gezeigt hätten. Bei Bluttests wurde dann jedoch das ALS-Virus statt dem bekannten FSME-Erreger entdeckt. ALSV gehört wie FSME zu den sogenannten Flaviviren.

Deutsche Experten: Neues Virus muss noch besser erforscht werden

Durch Zecken übertragene Krankheitserreger können durchaus gefährlich sein. Bei einer nicht behandelten Borreliose kann es etwa zu schweren Entzündungen an Gelenken und Nerven kommen. Eine Frühsommer-Meningoenzephalitis kann sogar tödlich verlaufen, wenn gestochene Menschen nicht geimpft sind.

In Bezug auf ALSV sehen Forschende aus Deutschland jedoch noch keinen Grund für eine erhöhte Alarmbereitschaft. Zunächst gebe es noch eine ganze Reihe Fragen, die beantwortet werden müssten, sagte Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Beispielsweise hatte bereits eine Studie von 2019 Zecken mit ALSV in Finnland entdeckt, deren Bisse jedoch keine Erkrankungen bei Menschen ausgelöst hatten.

An dieser Studie war auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg beteiligt. Es sei sehr wahrscheinlich, dass auch in Deutschland Zecken das ALS-Virus in sich tragen, sagte er. Bisher gibt es hier noch keine umfangreichen Forschungsprojekte zur Verbreitung dieses Virus. Laut dem Virologen müssten diese Forschungsprojekte nun starten. Sie können mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

Schweizer Forscher entwickeln Bluttest für ALSV

Auch Schmidt-Chanasit sieht gegenwärtig keine Gefahr. "Es deutet nichts darauf hin, dass das hier ein neues, akutes Geschehen ist", sagt er. Diese Viren gebe es schon länger in den Zecken. Ein "Explosivausbruch" mit schweren Krankheits- oder Todesfällen sei jedoch ausgeblieben. Das Schweizer Forschungsteam entwickelt nun einen Test, mit dem Infektionen mit ALS-Viren im Blut von Patienten nachgewiesen werden können.

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