Ein Pangolin auf einer Sanddüne.
Das niedlichste Tier, von dem Sie noch nie gehört haben: der Pangolin. Bildrechte: imago/ZUMA Press

Das meistgewilderte Tier der Welt Wann kommt der Leipziger Schuppentier-Nachwuchs?

22. August 2019, 15:45 Uhr

Bei der Artenschutzkonferenz CITES in Genf wird auf Tiere aufmerksam gemacht, die ganz besonders gefährdet sind. Deshalb befassen sich die Teilnehmer dieses Jahr besonders mit dem Pangolin - dem Schuppentier. Es gilt als das am meisten gewilderte Tier der Welt. Und es ist das niedlichste Tier, von dem Sie vermutlich noch nie gehört haben. Auch der Leipziger Zoo versucht zu helfen, die Tiere vorm Aussterben zu retten - mit der Zucht von Schuppentieren. Aber klappt das?

Der Pangolin ist etwas ganz Besonderes: Er ist nämlich mit keiner anderen Säugetierart verwandt und hat als einziges Säugetier Hornschuppen. Mit denen sieht er aus wie ein Tannenzapfen auf vier Beinen, was ihm auch den Spitznamen "Tannenzapfen-Tier" eingebracht hat.

Ein indonesischer Marineoffizier hält einen geschmuggelten Pangolin zwischen seinen Händen.
Bei Gefahr rollt sich das Tier zusammen. Bildrechte: imago/Xinhua

Ein recht großer Tannenzapfen, denn die Tiere werden etwa 60 Zentimeter lang - etwa die Hälfte davon ist ein Schwanz. Eigentlich sollen die Schuppen ihn bei Gefahr schützen: Er rollt sich dann zu einer Kugel ein, so dass nur noch die harten Schuppen zu sehen sind.

Doch genau das wird ihm immer wieder zum Verhängnis. Denn Pangolin-Schuppen gelten in Teilen Ostasiens als sehr teure Delikatesse. Außerdem schreiben Anhänger der traditionellen chinesischen Medizin ihnen Heilkräfte zu - gegen Krebs und Fieber oder für die Potenz etwa. Deshalb ist ihr größter Feind der Mensch: Wilderer können sie leicht jagen, wenn sie sich zusammenrollen. Sie müssen sie nur aufheben und mitnehmen.

Pangolin von malaiisch "pengguling", was übersetzt in etwa bedeutet: "etwas, das sich aufrollt"

Das meistgewilderte Tier der Welt

Der Pangolin ist vor allem in Südostasien und Afrika zu Hause. Weil die asiatischen Exemplare schon fast ausgerottet sind, boomt die Jagd mittlerweile auch in Afrika. Um die Tiere zu schützen, hat die UN-Artenschutzkonferenz die Jagd und den Handel untersagt. Sie stehen unter der höchsten Schutzstufe. Mit wenig Erfolg: Der Pangolin gilt noch immer als das meistgewilderte Tier der Welt. Immer wieder werden tonnenweise gefrorene Tiere und säckeweise Schuppen gefunden.

Das Foto zeigt den Größenunterschied zwischen dem Stoßzahn eines Elefanten und den kleineren Schuppen eines Pangolin.
Beschlagnahmte Schmuggelware: In Teilen Ostasiens gelten Pangolin-Schuppen als Heilmittel. Bildrechte: Xinhua News Agency

Inzwischen sind alle acht Arten vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN). In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Schuppentiere Tierschützern zufolge um rund 90 Prozent zurückgegangen. Um ihr Überleben wird insbesondere in Asien auch mit Aufklärungskampagnen gekämpft. Denn das vermeintlich heilsame Horn besteht aus nichts anderem als Keratin - also aus demselben Material wie unsere Fuß- und Fingernägel.

Leipziger Zoo hofft auf Schuppentier-Nachwuchs

Ein paar der seltenen Tiere gibt es auch in Deutschland zu bestaunen: Die vier Schuppentiere Tou Feng, Quesan, Chuan-Qiong und Shui-Li sind im Zoo Leipzig zuhause. Unter dem Elefantenhaus haben sie ein Gehege, bei dem der Tagesablauf um zwölf Stunden verschoben ist - ganz so wie in der asiatischen Heimat der Formosa-Ohrenschuppentiere.

Zu viert sind die Tiere, die eigentlich Einzelgänger sind und deshalb auch meist getrennt gehalten werden, erst seit vergangenem Jahr. Denn der Zoo hat zwei von ihnen aus dem Zoo von Taipeh einfliegen lassen. Das Ziel: Schuppentier-Nachwuchs. Denn als zweiter Zoo weltweit wollen die Leipziger die gefährdeten Tiere züchten. Dafür haben sie sich nicht nur Tiere aus Taiwan geholt, die bereits Nachwuchs hatten, sondern auch das entsprechende Know-How zu Haltung und Zucht. Doch bisher waren die Versuche nicht von Erfolg gekrönt.

Warum es hakt, weiß man im Leipziger Zoo nicht so richtig. Es hat immerhin schon zahlreiche vermeintliche Paarungsversuche zwischen Tou Feng und Quesan gegeben. Immer wenn die Tiere zusammen sind, laufen Kameras mit. Die Bilder werden dann genau analysiert und dokumentiert. Denn der Zoo will unbedingt mehr über das geheimnisvolle Paarungsverhalten des Schuppentiers erfahren.

Es gibt ganz wenige Erfahrungen, wie das Fortpflanzungsverhalten der Tiere ist. (...) Wir sammeln ja seit etlichen Jahren alle Daten, die wir kriegen können über unsere Schuppentiere und wir hoffen natürlich – wenn wir großes Glück haben -, dass sich in Leipzig aus einer Paarung auch mal Nachwuchs ergibt. Also das wäre eine kleine Weltsensation.

Gerd Nötzold, Seniorkurator Zoo Leipzig

Bei den Kollegen in Taiwan hat es schon ein Jungtier in Gefangenschaft gegeben. Möglich ist es also für die Tiere, im Zoo für Nachwuchs zu sorgen. Ein Pangolin-Weibchen bekommt ein Junges, das sie nach der Geburt noch einige Zeit auf ihrem Schwanz trägt.

Doch in Leipzig ist bisher kein Schuppentier-Baby in Sicht. Und das, obwohl das Frühjahr schon recht hoffnungsvoll war: Das Paar hat sich gut verstanden und zeigte ein Verhalten, das auch die Tiere im Zoo von Taipeh zeigten, als die Paarung erfolgreich war, erklärte Tierpflegerin Christina Schwind.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Elefant, Tiger & Co | 19. Juni 2019 | 10:30 Uhr

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