Herz-Kreislauf Ich fühl' mich gut: Die gefährliche Nebenwirkung von Bluthochdruck

19. April 2023, 14:07 Uhr

Wie hängen Bluthochdruck, depressive Symptome und Wohlbefinden zusammen, welche Rolle spielen dabei Medikamente? Das hat ein Forschungsteam aus Leipzig untersucht.

Grundlage für die Forschungsarbeit des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig ist eine Langzeit-Datensammlung der UK Biobank mit medizinischen Informationen von mehr als 500.000 Personen, von denen zum Teil über neun Jahre Daten vorlagen. Studienautorin Lina Schaare zufolge zeigte die Datenauswertung, dass höherer Blutdruck offenbar mit weniger depressiven Symptomen, größerem Wohlbefinden und geringerer emotionsbezogener Hirnaktivität einhergeht. So zeigte sich bei Probanden, die zu Beginn der Studie normalen Blutdruck hatten, sich aber psychisch schlechter fühlten, dass sie dagegen später mit Bluthochdruck psychisch besser fühlten. Schaares Kollege Arno Villinger zufolge wird dieses Phänomen oft in Kliniken beobachtet. Betroffene fühlen sich demnach oft müde und erschöpft und verzichten dann auf ihre Medikamente gegen den erhöhten Blutdruck, weil dann das psychische Wohlbefinden schlechter sei.

Die Rechnung kommt später

Wiener Schnitzel mit Pommes auf dem Teller
Warum das Essverhalten hinterfragen, wenn nichts schmerzt? Und Zitronen sind ja nun wirklich gesund. Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Offenbar eine fatale Rechnung, die Betroffene an der Stelle aufmachen: Man fühlt sich psychisch gut mit ein bisschen Bluthochdruck, warum sollte man dann medikamentös den Druck senken, wenn es einem dann psychisch schlechter geht? Aus Sicht der Forscher gewöhnt sich der Körper an die Begleiterscheinungen von Bluthochdruck und setzt die persönliche Schmerzschwelle nach oben, körperlich wie psychisch. Unterm Strich müsse der Körper dann mehr Schmerzen und Stress aushalten, bevor es schlussendlich Jahre später zur Diagnose Bluthochdruck kommt, warnt Forscher Villinger. Da sind die Weichen dann längst gestellt für Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen in Nieren oder Beinen.

Bluthochdruck? Haben andere, ich doch nicht!

Wer mit den Schultern zuckt und sagt, "Bluthochdruck? Den haben andere!", wagt ein gefährliches Spiel. Nicht umsonst gilt Bluthochdruck in der Medizin als schleichende Gefahr. Der Blutdruck beschreibt den Druck, mit dem das Blut durch die Arterien des Körpers geschickt wird. Bei Menschen mit Bluthochdruck sind die Blutgefäße nicht mehr so elastisch wie bei gesunden, sodass sich die Blutgefäße nicht mehr so flexibel ausdehnen können wie nötig. Dass wiederum sorgt dafür, dass der Körper schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, die über die Blutgefäße bis in den kleinsten Winkel des Körpers transportiert werden. Als Risikofaktoren für Bluthochdruck gelten u.a. zu viel Salz in der Ernährung, zu viel Alkohol, Tabak und zu wenig Bewegung. Womit auch gleich gesagt ist, was sich vorbeugend gegen die schleichende Krankheit tun lässt: weniger Salz, Alkohol, Nikotin und mehr Obst, Gemüse und Bewegung. Ob all das nötig ist, weiß man aber nur, wenn man sich über den eigenen Blutdruck informiert.

Ein Blutdruckmessgerät
Blutdruck messen geht zuhause, aber auch in jeder Apotheke. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Links/Studien

Die Studie "Associations between mental health, blood pressure and the development of hypertension" wurde im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht. Sie können Sie hier im Original lesen.

lfw

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | HAUPTSACHE GESUND | 02. März 2023 | 21:00 Uhr