Wissen, was wir lesen "Verschwundene Krankheiten"
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13. Juli 2020, 07:31 Uhr
Der aktuelle Kampf gegen das Corona-Virus lässt uns manchmal vergessen, wie viele Krankheiten in der Geschichte der Menschheit erfolgreich besiegt worden sind. Ein neues Buch, das einige dieser Krankheiten nennt und beschreibt, wie Ärzte und Wissenschaftler mit ihnen umgegangen sind, hat Klara Fröhlich gelesen. Hier ist ihre Empfehlung.
Worum geht es?
"Verschwundene Krankheiten" ist eine kulturhistorische Abhandlung von Krankheitsbildern. In den Mittelpunkt stellt Autorin Sophie Seemann mit medizinischer Fachkenntnis zwanzig Krankheiten, die die Menschheit plagten. Teils belustigende wie den Cello-Hoden, regional begrenzte wie die Haffkrankheit, und bekannte (und in diesem Fall noch nicht verschwundene) wie die bakterielle Infektionskrankheit Diphterie. Im Blickfeld liegen der Umgang mit der Krankheit im historischen Kontext, Irrungen und Wirrungen bei der Suche nach Heilmitteln, aber auch Auswirkungen auf soziale Strukturen und persönliche Schicksale.
Wie schafft es das Buch, mich zu fesseln?
Sophie Seemann stellt immer eine erdachte Beschreibung eines Kranken an den Anfang – eine sinnvolle und einfühlsame Idee - und erklärt anschließend ohne unnötiges Fachvokabular in präziser und dennoch nahbarer Sprache den medizinisch-historischen Hintergrund. Dem Wechselbad aus Mitleid, Ekel, Spannung, Trauer und streckenweise Belustigung entkommt man nicht.
Wer hat's geschrieben?
Sophie Seemann ist promovierte Kinderärztin. Die Expertise für "Verschwundene Krankheiten" zog sie aus ihrer Doktorarbeit über den Virologen Robert Virchow. Es ist ihr erstes Buch, das 2019 (prompt) mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet wurde.
Wie ist es geschrieben?
Kulturverliebte und Wissenssparten-Leser aufgehorcht: dieses Buch ist wie für euch gemacht. Wer mehrere Seiten über die Erfindung der Röntgenstrahlen vor 125 Jahren in der Zeitung liest und den nächsten Museumsbesuch schon geplant hat, für den ist "Verschwundene Krankheiten" genau das Richtige. Mit einem Milchkaffee am Sonntagmorgen macht es beides wett.
Was bleibt hängen?
Staunen darüber, wie wichtig ein Blick in die Vergangenheit mit Abstand und Fachwissen auf Krankheiten sein kann. Und Partywissen: Das Wort Vakzination stammt von dem lateinischen Wort vacca, zu Deutsch "Kuh". Um die Menschen vor Pocken zu schützen, infizierte man sie mit Kuhpocken, einer milderen Variante, die sie überstanden, um dann geschützt gegen die aggressiveren, tödlichen Pocken zu sein. Die erste und lange Zeit einzige Impfung.
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