Röntgenteleskop eROSITA erforscht Galaxiehaufen und Schwarze Löcher

15. Juli 2019, 11:42 Uhr

Eine russische Protonrakete hat am 13-. Juli das deutsche Röntgenteleskop eRosita ins All gebracht. In rund drei Monaten soll das hochsensible Instrument an seinem Ziel ankommen, dem Lagrange-Punt 2, der etwa 1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde liegt. Dort soll eRosita den Kosmos vermessen und erklären helfen, warum sich das Universum immer rascher ausdehnt.

Die sieben eROSITA-Spiegelmodule. Jedes hat einen Durchmesser von 36 Zentimetern und besteht aus 54 ineinander geschachtelten Spiegelschalen, deren Oberfläche aus einem Paraboloid und einem Hyperboloid (Wolter-I-Optik) zusammengesetzt ist.
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Schaut man mit einem gewöhnlichen Teleskop in den Nachthimmel, kann man eine Menge Sterne beobachten. Ein viel größerer Teil des Kosmos bleibt allerdings verborgen, beispielsweise schwarze Löcher. Diese superschweren Objekte sind mit bloßem Auge nicht sichtbar, da sie keine optisch sichtbare Strahlung abgeben. Aber sie schicken Röntgenstrahlen in den Kosmos und die kann man mit speziellen Instrumenten sichtbar machen. Ein solches, spezielles Instrument ist eROSITA. Das Weltraum-Röntgenteleskop aus Deutschland soll unseren Blick ins All deutlich weiten.

Reise zum Lagrange-Punkt 2

Die Abkürzung eROSITA steht für "extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array", was auf deutsch soviel bedeutet wie "vertiefte Röntgenanalyse mit Hilfe eines bulgebenden Reihen-Teleskops". Entwickelt wurde das Teleskop vom Max-Planck-Institut für extraterrestische Physik (MPI-EP) in München.

Proton Rakete Russland
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Ursprünglich sollte das Teleskop bereits am 21. Juni mit einer russischen Proton-Rakete ins All gebracht werden. Aufgrund technischer Probleme musste der Start aber verschoben werden und wurde nun am vergangenen Samsta, den 13. Juli nachgeholt.

eROSITA ist Teil der deutsch-russischen Raumsonde Spektrum-Röntgen-Gamma (SRG). An deren Bord ist auch noch das russische Partnerinstrument ART-XC. Wenn der Start glückt, wird SRG anschließend etwa drei Monate lang zum Lagrange-Punkt 2 reisen. Der liegt etwa 1,5 Millionen Kilometer entfernt auf der von der Sonne abgewandten Seite der Erde. Wie alle Lagrange-Punkte ist er einer der Orte, wo sich die Scherkräfte von Sonne und Erde gegenseitig so aufheben, dass eine Raumsonde antriebslos verharren kann. SRG wird allerdings nicht am Punkt selbst bleiben, sondern diesen in einer Umlaufbahn etwa alle acht Monate einmal umkreisen.

Daten über supermassereiche Schwarze Löcher

Schon bevor SRG mit eROSITA an Bord sein Ziel erreicht, soll sich das deutsche Teleskop öffnen und seinen Betrieb aufnehmen. Im inneren besteht das Instrument aus sieben Modulen mit jeweils 54 ineinander verschachtelten, vergoldeten Spiegeln. Sie sollen die hochenergetischen Röntgenstrahlen sammeln und an die Spezialkameras weiterleiten. Damit diese maximale Leistung erreichen, müssen sie -90 Grad Celsius abgekühlt werden.

Techniker verpacken das Röntgenteleskop eRosita für den Start in den Weltraum.
Techniker verpacken das Röntgenteleskop eRosita für den Start in den Weltraum. Bildrechte: Roscosmos/DLR/SRG/Lavochkin

Im Orbit um den Lagrange-Punkt 2 angekommen, wird eROSITA damit beginnen, den gesamten Himmel Schritt für Schritt abzuscannen. Dabei sucht es vor allem nach gigantischen Strukturen wie fernen Galaxienhaufen, die netzartig das Universum durchziehen, mit riesigen Strecken leerem Raum dazwischen. Auch soll das Teleskop supermassereiche schwarze Löcher in Galaxie-Kernen, Supernova-Überreste, Röntgendoppelsterne oder Neutronensterne beobachten. Die Forscher gehen davon aus, dass sie mehrere Millionen solcher Objekte neu entdecken werden.

Was ist dunkle Energie?

Die Daten, die das neue Röntgenteleskop sammelt, sollen Hinweise liefern, warum sich das Universum immer schneller ausdehnt. Forscher nehmen bislang eine unbekannte, dunkle Energie als Ursache dafür an. Andere Wissenschaftler halten für möglich, dass Einsteins Theorien über die Schwerkraft auf dem Level gigantischer Strukturen wie Galaxienhaufen möglicherweise angepasst werden müssen.

"Die bisher unerreichte spektrale und räumliche Auflösung von eRosita wird es uns erlauben, die Verteilung von riesigen Galaxienhaufen zu untersuchen und mehr über die rätselhafte Dunkle Energie zu erfahren“, sagt Max-Planck-Forscher Peter Predehl, wissenschaftlicher Leiter der Mission.

Update 15.7.: In der ursprünglichen Fassung dieses Artikels war das Startdatum für eRosita noch nicht bekannt. Da der Start nun nachgeholt wurde, haben wir diese Information ergänzt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 13. März 2019 | 07:20 Uhr