Neuer Algorithmus Forscher entdecken 18 erdgroße Planeten

22. Mai 2019, 17:24 Uhr

Das NASA Weltraumteleskop Kepler hat offenbar viel mehr erdgroße Planeten entdeckt, als bisher bekannt. Die Daten waren vorhanden. Aber erst ein neuer Algorithmus macht sie sichtbar.

Exoplaneten
Zieht der Planet vor dem Stern vorbei, kann aus der Häufigkeit und Tiefe der Verdunklung die Größe und Umlaufzeit errechnet werden. Mit dem neuen Algorithmus gelang das auch für kleinere Planeten. Bildrechte: NASA/SDO (Sonne), MPS/René Heller

Hundertausende Sterne hat das Weltraumteleskop Kepler seit 2009 untersucht. Und dabei tausende Planeten entdeckt. Das Problem: Die meisten davon sind viel größer als die Erde. In Zahlen heißt das: 96 Prozent aller bisher entdeckten Planeten sind deutlich größer als die Erde, die meisten eher so groß wie Neptun (knapp 49.244 Kilometer Durchmesser) oder Jupiter (139.200 km).

Der Grund ist klar. Große Planeten lassen sich einfacher finden als kleine. Doch das bedeutet nicht, dass das Kepler-Teleskop, das bis zum 30. Oktober 2018 in Betrieb war, nicht auch kleine entdeckt hätte. Um das herauszufinden, haben deutsche Forscher vom Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung, der Georg-August-Universität Göttingen und der Sternwarte Sonneberg die Daten noch einmal neu ausgewertet.

In den Daten stecken 100 weitere Planeten

Das Ergebnis dieser Untersuchung: Im Datenschatz von Kepler sind mindestens 100 weitere Planeten versteckt, so die Forscher. 18 erdgroße Planeten haben sie bereits direkt nachgewiesen. Der Radius der kleinsten misst nur 69 Prozent des Erdradius; der größte Himmelskörper übertrifft die Erde um kaum mehr als das Zweifache.

Exoplaneten
Die meisten der bisher entdeckten Planeten sind so groß wie Neptun (blau) oder noch größer. Die 18 neuen dagegen (orange und grün - das ist der aus der habitablen Zone) sind mit der Erde vergleichbar. Bildrechte: NASA/JPL (Neptun), NASA/NOAA/GSFC/Suomi NPP/VIIRS/Norman Kuring (Erde), MPS/René Heller

Wie haben die Forscher die Planeten entdeckt?

Erst ein neuer Algorithmus bei der Datenauswertung brachte die Planeten zum Vorschein. "Bisherige Suchalgorithmen versuchen, sprunghafte Helligkeitsabfälle zu identifizieren", sagt René Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Erstautor der aktuellen Studien in einer Mitteilung des Instituts. Aber in Wirklichkeit erscheinen Sterne am Rand etwas dunkler als in der Mitte. Wenn ein Planet vor einem Stern entlang zieht, blockiert er anfangs weniger Licht. "Erst zur Mitte des Transits erscheint der Stern am dunkelsten. Danach wird er wieder graduell heller." 

Bei kleinen Planeten ist dieser Helligkeitsabfall sehr klein. Die deutschen Forscher konnten die Auswertung jedoch so verfeinern, dass er Daten für die bisher unbekannten Planeten hervorbrachte. Die Forscher hoffen, dass die Methode hilft "ein realistischeres Bild von der Exoplaneten-Population im Weltall zu gewinnen", sagt Michael Hippke von der Sternwarte Sonneberg. "Vor allem für die Suche nach erdähnlichen Planeten bedeutet unsere neue Methode einen maßgeblichen Fortschritt."

Sind die Planeten bewohnbar?

Die meisten der neu entdeckten 18 Planeten gehören zu Systemen, in denen vorher bereits große Planeten entdeckt wurden. In den Systemen kreisen sie fast immer näher an den Sternen als die anderen. Das bedeutet: Auf ihnen herrschen vermutlich Temperaturen von weit über 100 Grad, bei einigen sogar bis zu 1.000 Grad.

Nur einer der Körper bildet eine Ausnahme, schreiben die Forscher: Denn er umkreist einen roten Zwergstern innerhalb der sogenannten habitablen Zone. In diesem günstigen Abstand bietet dieser Planet eventuell Bedingungen, unter denen flüssiges Wasser und damit Leben, so wie wir es kennen, möglich ist.

Die Studie ist im Fachmagazin "Astronomy & Astrophysics" erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. September 2019 | 06:30 Uhr