Vor 4.000 Jahren Wie die letzten Mammuts starben

11. Oktober 2019, 13:10 Uhr

Vor 4.000 Jahren lebten auf der Wrangelinsel im Arktischen Ozean die letzten 300 Mammuts der Erde. Doch dann wurde die Population abrupt ausgelöscht. Anders als bei früheren Artgenossen war nicht der Klimawandel Schuld. Blitzeis oder der Mensch könnten das Ende der riesigen Pflanzenfresser besiegelt haben.

Mammut Stoßzahn am Strand der Wrangel Insel
Mammut-Stoßzahn am Strand der Wrangelinsel. Hier starben vor 4.000 Jahren die letzten Wollmammuts abrupt aus. Bildrechte: imago/Nature Picture Library

Die letzten Mammuts wurden vor 4.000 Jahren abrupt und keinesfalls allmählich ausgelöscht. Das hat ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler der Universität Tübingen gehören, herausgefunden.

Kein langsamer Prozess

Mammut
Fast ganz Europa, Sibirien und Alaska waren vor 100.000 Jahren von Mammuts bevölkert. Bildrechte: imago/StockTrek Images

Laut den in der Fachzeitschrift "Quaternary Science Reviews" veröffentlichten Ergebnissen, war das Aussterben der letzten Mammut-Population keineswegs ein langsamer durch einen Klimawandel bedingter Prozess. Vielmehr fanden die letzten 300 Wollmammuts der Erde, die vor 4.000 Jahren auf der Wrangelinsel im Arktischen Ozean lebten, ein ziemlich schnelles Ende. Grund könnte nach Ansicht der Forscher etwa Regen gewesen sein, der auf Schnee fiel und gefror, sodass die Tiere kein Futter mehr fanden.

Auch Mensch kommt in Frage

Auch das plötzliche Auftreten des Menschen auf der 150 Kilometer nördlich der sibirischen Küste gelegenen Wrangelinsel könnte ein Grund für das plötzliche Aussterben der riesigen Pflanzenfresser gewesen sein. Zumindest deuten Knochenfunde darauf hin, dass Mammuts und Menschen gleichzeitig auf der heute zu Russland gehörenden Insel lebten.

Isotopen-Vergleich mit Artgenossen

Mammut-Skelett
Auch Deutschland war einst Mammut-Land: Skelett des 1903 entdeckten Mammumts von Klinge/Lausitz. Bildrechte: imago/Rainer Weisflog

Um den Ursachen für das Aussterben der Mammuts der Wrangelinsel auf den Grund zu gehen, verglichen die Wissenschaftler die Atomsorten (Isotope) ihrer Zähne und Knochen mit denen von bereits früher ausgestorbenen Artgenossen aus Alaska und Sibirien. An den Forschungen beteiligt waren Wissenschaftler des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen, der Universität Helsinki sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Keine veränderten Bedingungen

Dabei stellten die Forscher fest, dass die Überreste der Mammuts der Wrangelinsel auf keine veränderten Klima- und Umweltbedingungen hindeuten, was bei ihren zuvor ausgestorbenen Artgenossen noch ganz anders war. "Auf der Insel waren die Mammuts komplett isoliert und geschützt vor der Klimaveränderung", erklärt der Tübinger Paläobiologe Hervé Bocherens. Dort sei es vorwiegend kalt und trocken geblieben, der Boden habe viele Gräser zum Fressen geboten. Doch mit nicht mehr als 300 Tieren war die letzte Mammuthorde laut Bocherens auch so klein, dass ein plötzliches Ereignis sie komplett auslöschen konnte - und damit die gesamte Art.

Prähistorische Rekonstruktion eines Wollmammuts
Prähistorische Rekonstruktion eines Wollmammuts Bildrechte: imago images/Ardea

Mammuts Mammuts sind eine ausgestorbene Gattung der Elefanten. Sie haben sich während der vergangenen Eiszeit vor 100.000 Jahren auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet. Infolge der Erderwärmung vor 15.000 Jahren schrumpften ihre Lebensräume. Zudem hat der Mensch die Tiere extrem bejagt. Die Giganten starben aus noch nicht ganz geklärten Gründen aus. Nur auf der Wrangelinsel überlebte eine Kolonie zunächst. Der steigende Meeresspiegel schottete die heute zu Russland gehörende Insel vom Festland ab. Doch vor 4.000 Jahren wurden auch die letzten 300 Wollmammuts auf der Wrangelinsel ausgelöscht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. September 2019 | 05:00 Uhr