VR Brille Therapieansatz gegen chronische Schmerzen
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Forschung mit Virtual Reality Chronische Schmerzen mit VR-Brille besiegen?

17. September 2020, 16:13 Uhr

Pille, Physio- und Psychotherapie, Akupunktur, Massage - alles Methoden, die chronische Schmerzen lindern sollen. Die Uni Würzburg forscht an einem neuen Ansatz gegen die Krankheit.

Wer mit chronischen Schmerzen lebt, kann vermutlich ein langes Lied singen über ihre oder seine Suche nach einer Therapie, die Linderung bringt. Die Uni Würzburg wirft nun eine neue Methode in den Ring: "VirtualNoPain" heißt das Projekt. Dabei wird VR-Technik mit Neurofeedback gekoppelt, Ziel ist größtmögliche Schmerzreduktion. Erste Studien von Prof. Paul Pauli, der auf dem Feld forscht, zeigen: Je tiefer Patienten mit chronischen Schmerzen mit Hilfe der VR-Brille in die virtuelle Welt abtauchen, um so stärker deren Wirkung.

Virtual Reality als Therapiansatz - gibt's das nicht schon?

Tatsächlich ist die Idee nicht ganz neu. Prof. Pauli forscht an der Universität Würzburg bereits im Bereich Angststörungen zu Therapiemöglichkeiten mittels VR-Technik. Bei seinen Forschungen zu einer VR-Therapie gegen chronische Schmerzen gehen er und seine Kollegin Prof. Dr. Andrea Küfler noch einen Schritt weiter: Die Schmerzpatienten erhalten bei der VR-Therapie zusätzlich Rückmeldungen über Hirnsignale, die sie normalerweise nicht bewusst wahrnehmen würden.

Durch die bewusste Wahrnehmung können sie aber lernen, bestimmte Gehirnaktivitäten selbst zu regulieren, also Kontrolle über ihre Schmerzen zu bekommen. Das hat einen positiven Nebeneffekt, sagt Prof. Küfler. Das Selbstwirksamkeitserleben könnte gestärkt werden. So könnten auch Begleiterscheinungen von chronischen Schmerzen gelindert werden wie zum Beispiel Depressionen oder Angstzustände.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Ob puckernder Zahn, ein fieses Stechen im Fußballen, ein Pochen im Knie: Normalerweise sind Schmerzen nützliche Hinweise des Körpers darauf, dass irgendetwas nicht stimmt. Wenn aber Schmerzen nach einer Behandlung nicht abklingen, sondern sich über Monate ziehen, dann handelt es sich um chronische Schmerzen, die nicht mehr auf ein Problem im Körper hinweisen, sondern als eigene Krankheit gelten.

"Ein Teufelskreislauf aus Schmerz - Stress - Angst - Hilflosigkeit - Enttäuschung - Anspannung - und noch mehr Schmerz" - so beschreibt die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. das Leben damit. Der Ausbruch aus diesem Kreislauf ist schwierig und ein langer Prozess. Mehr als zwölf Millionen Menschen - etwa 17 Prozent der Bevölkerung - sind in Deutschland von lang anhaltenden, chronischen Schmerzen betroffen, weiß die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Den Stein der Weisen gegen diese Krankheit kennt noch keiner.

Ob die Würzburger Forschung einen solchen "Stein" hervorbringt, weiß man auch noch nicht. Das Forschungsprojekt "VirtualNoPain", das bis Juni 2023 dauert, wird auf jeden Fall mit einer klinischen Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp zwei Millionen Euro.

(lfw)

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