Familie im Park im Herbst
Vier Töchter - sind es die Familiengene? Alles Zufall, sagen schwedische Forscher. Bildrechte: imago/Panthermedia

Keine Vererbung Junge oder Mädchen – es ist immer Zufall

20. Februar 2020, 14:31 Uhr

Tochter oder Sohn – bestimmen die Familiengene, welchen Nachwuchs wir bekommen? Schwedische Forscher haben Millionen Daten ausgewertet und sagen: Nein, das ist alles Zufall.

Warum gibt es in dieser Familie nur Töchter oder einer anderen nur Söhne? Das hat doch mit den speziellen Familiengenen zu tun, heißt es dann oft. Vielleicht kennen Sie ja solche Diskussionen, die gern bei Familienfeiern stattfinden. Mir sind sie jedenfalls vor allem aus meiner Kindheit geläufig, was damit zu tun haben kann, dass ich fünf Brüder habe.

Aber für mich - und alle, denen es ähnlich geht – steht jetzt fest: Das ist alles Zufall. Es gibt keine Familiengene, die über das Geschlecht der Nachkommen bestimmen. Woher ich das weiß? Aus einer schwedischen Studie.

Millionen Daten in Schweden ausgewertet

Die Wissenschaftler um Ralf Kuja-Halkola vom schwedischen Karolinska Institut in Solna haben sehr gründlich nachgesehen, bevor sie ihre Arbeit jetzt in der Fachzeitschrift "Proceedings B" der britischen Royal Society veröffentlichten.

Sie haben sich die Datenbanken der gesamten in Schweden geborenen Bevölkerung seit 1932 angeschaut. Untersucht wurden daraus letztlich die Daten von mehr als 3,54 Millionen Menschen und deren rund 4,75 Millionen Kindern.

Und das Ergebnis: Es gibt keine Vererbung bestimmter Geschlechter bei den Nachkommen. Oder wie es die Wissenschaftler schreiben: "Wir schätzen, dass die Heritabilität (das Maß für die Erblichkeit von Eigenschaften Anm. d.R.) für das Geschlechtsverhältnis der Nachkommen Null ist."

Bisherige Theorien wiederlegt

Damit, so die Forscher, lassen sich frühere Theorien nicht mehr halten. Das bisher bekannteste ist das Fisher-Prinzip, das laut Studie auf der Erkenntnis basiert, dass in einer Population mit jeweils einem ungleichen Geschlechterverhältnis Individuen des selteneren Geschlechts im Durchschnitt einen höheren Fortpflanzungswert haben als jedes Individuum des häufigeren Geschlechts. Dass würde jedoch voraussetzen, dass das Geschlechterverhältnis vererbbar sei. Und genau das konnten die Zahlen der schwedischen Forscher wiederlegen.

Umweltverhältnisse, Hormonspiegel und Faktoren wie Wohlstand oder Fitness haben demnach keinen Bezug zum Geschlecht der Nachkommen. Eins konnten die Forscher jedoch nicht endgültig klären. Warum ein wenig mehr Jungen geboren werden. Aber sie haben zumindest eine Vermutung, wie sie in der Studie schreiben:

Der leichte Überschuss an männlichen Geburten ist wahrscheinlich auf einen allgemeinen Überlebensunterschied zwischen männlichen und weiblichen Embryonen im Mutterleib zurückzuführen, dessen Gründe noch nicht bekannt sind.

0 Kommentare