Schwein liegt auf einem Operationstisch mit einem Beatmunsschlauch um Maul.
Schwein auf einem OP-Tisch: Wie bei Schweinen hoffen die Forscher auch beim Menschen Lungen-Transplantationen künftig weitgehend ohne Immunsuppressiva möglich zu machen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Wissen-News Lungentransplantation bei Schweinen ohne Immunsuppressiva

18. Juli 2024, 11:44 Uhr

Deutschen Forschern ist es gelungen, mithilfe von Gentechnik die Abstoßung transplantierter Schweine-Lungen zu verhindern und zugleich den Einsatz von Immunsuppressiva langfristig überflüssig zu machen. Mit ähnlichen gentechnischen Taktiken hoffen sie, die Überlebensfähigkeit von Transplantationsorganen auch beim Menschen deutlich zu verbessern und nebenwirkungsstarke Immunsuppressiva zu vermeiden.

Einem Forscherteam unter Leitung der Medizinischen Hochschule Hannover ist es gelungen, die Überlebensfähigkeit transplantierter Lungen bei Schweinen mithilfe von Gentechnik zu erhöhen und den Bedarf an immunsuppressiven Medikamenten zu verringern. Wie das Team um Erstautorin Constanca Figueiredo in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine berichtete, überlebten die gentechnisch behandelten Schweine bis zu zwei Jahre nach einer Lungentransplantation ohne Immunsuppression.

Trotz großer Fortschritte auf dem Gebiet der Organtransplantation ist die Abstoßung transplantierter Organe durch den Körper des Organempfängers bis heute ein großes Problem. So verlieren weltweit 25 Prozent aller Empfänger von Nierentransplantationen ihr neues Organ innerhalb von fünf Jahren. Die Ergebnisse bei Lungentransplantationen sind sogar noch schlechter. Die Abstoßungen treten auf, wenn das transplantierte Organ eine intensive Reaktion des Immunsystems auslöst, hauptsächlich aufgrund von nicht übereinstimmenden MHC-Molekülen (Major Histocompatibility Complex). Organ-Empfänger müssen deshalb immunsuppressive Medikamente einnehmen, die ihre eigenen Nebenwirkungen haben.

Um die abstoßende Immunreaktion zu vermeiden, schalteten Figueiredo und Kollegen mit gentechnischen Mitteln die Expression von Schweineleukozytenantigenen (MHC-Äquivalent bei Schweinen) in der Schweinelunge aus. Danach transplantierten sie sieben modifizierte und sieben unmodifizierte Schweinelungen. Nach vier Wochen stoppte das Team alle anfänglichen immunsuppressiven Behandlungen. Während Schweine in der unmodifizierten Gruppe die Transplantate innerhalb von drei Monaten abstießen, behielten fünf von sieben Tieren in der modifizierten Gruppe ihre Lungentransplantationen für den Rest des zweijährigen Studienzeitraums bei. Das Ergebnis deutet nach Ansicht der Studienautoren darauf hin, dass ähnliche gentechnische Taktiken das Überleben transplantierter Organe verbessern und die betroffenen Patienten von Immunsuppressiva entwöhnen könnten.

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Bildrechte: MDR/Stephan Flad

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(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. Juni 2024 | 09:13 Uhr

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