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Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit der Eltern beeinflusst Viertklässler besonders

29. September 2020, 17:25 Uhr

Wenn Eltern arbeitslos sind, dann wirkt sich das auf die Chancen ihrer Kinder aus. Dieser Zusammenhang ist nicht neu, aber eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt jetzt: Es kommt auch auf das wann an. Je nachdem, wann die Eltern arbeitslos werden, kann sich das noch stärker auf das Kind auswirken.

Wer arbeitslos wird, der sucht sich das in der Regel nicht aus. Und trotzdem: Es gibt einen Zeitpunkt, der dafür besonders ungünstig ist. Zumindest wenn es um Familien mit Kindern geht. Das zeigt die Studie von Bernhard Schmidpeter vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen. Für seine Studie verwendete er österreichische Daten. Da das Schulsystem ähnlich wie Deutschland aufgebaut ist, sei die vierte Klasse aufgrund der Schulauswahl in beiden Ländern ein wichtiger Zeitpunkt "für die spätere Bildungsentscheidung", so Schmidpeter.

Später bis zu 3.500 Euro weniger Jahreseinkommen

"Wir wissen, dass dies die Karriere eines Kindes beeinflussen kann", erläutert er weiter. Bei Kindern, deren Eltern zu diesem Zeitpunkt arbeitslos sind, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie später studieren. Auch finanziell hat das langfristige Folgen. Im Erwachsenenalter haben diese Kinder ein um bis zu 3.500 Euro geringeres Jahreseinkommen, heißt es in der Studie.

Das hört sich jetzt erstmal nicht so wahnsinnig viel an. Aber, wenn sie sich das überlegen, wenn ich mit 30 jedes Jahr ungefähr 2.000 Euro weniger verdiene, da kommt über die Laufzeit ganz schön was zusammen. Das heißt, bis zur Pension – in dem Fall, dass jedes Jahr das Kind um die 3.500 Euro weniger verdient - läppert sich das Ganze auf 65.000 Euro zusammen.

Dr. Bernhard Schmidpeter, RWI

Alleinerziehende demonstrieren under dem Motto ES REICHT FÜR UNS ALLE gegen Benachteiligung und Kinderarmut in Berlin.
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Schulauswahl ist entscheidend

Zum Vergleich: Bei Kindern von Eltern, die zwei Jahre später arbeitslos geworden sind, wäre das nicht der Fall. Was zwei Jahre doch für einen Unterschied machen können. Warum fällt der Zeitpunkt, an dem die Kinder an die weiterführende Schule wechseln, so stark ins Gewicht? Bernhard Schmidpeter erklärt sich das so:

Diese Eltern stehen dadurch, dass sie mit dieser Schulwahl betroffen sind, auch vor der Entscheidung: Sende ich mein Kind vielleicht zu der höheren Schule, mit der Möglichkeit, dass es später studieren geht? Und wir wissen alle, studieren ist teuer. Oder sende ich es vielleicht doch auf die Realschule, wo es dann später eine tolle Ausbildung machen kann. Es kann eher Geld verdienen. Ich habe diese Pflicht dann später nicht, mein Kind zu unterstützen.

Dr. Bernhard Schmidpeter

Und so treffen sie vielleicht die falsche Entscheidung, die Folgen für das ganze spätere Leben des Kindes hat. Natürlich ist die vierte Klasse nicht der einzige Zeitpunkt, zu dem sowas potenziell passieren könnte. Auch nach dem Realschulabschluss oder nach dem Abitur stehen Kinder und Eltern vor der Frage: Ausbildung oder Studium? Diesen Zeitpunkt hat Schmidpeter aber nicht untersucht, das gaben die Daten nicht her. Ohnehin sollte man sich bewusst machen: Es mag zwar den einen Zeitpunkt geben, der besonderen Einfluss ausübt, aber: wenn Eltern arbeitslos sind, dann kann sich das immer negativ auf die Kinder auswirken.

Link zur Studie

Die Veröffentlichung "Early Child Development and Parents' Labor Supply" können Sie hier als pdf nachlesen

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