Übergewichtiger Mann schneidet Gemüse in einer Küche.
Übergewicht, zu hohe Körper- und Blutfettwerte. Damit sind die Voraussetzungen für ein metabolisches Syndrom geschaffen. Was hilft? Mehr Bewegung, gesündere Ernährung. Bildrechte: UCONN RUDD CENTER

Stoffwechselerkrankung "Wohlstandskrankheit" Metabolisches Syndrom – jetzt kommt noch Gicht hinzu

06. Dezember 2022, 16:11 Uhr

Bluthochdruck, Übergewicht, schlechte Blutfettwerte, erhöhter Blutzucker – auch junge Menschen sind vom so genannten metabolischen Syndrom betroffen. Mögliche Folgen sind Arteriosklerose, Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfälle – und Gicht, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Das metabolische Syndrom mag nicht so bekannt sein wie Krebs oder Diabetes, was vielleicht auch am dem nicht so eingängigen Namen liegt. Der ergibt sich bei diesem Syndrom (Krankheitsbild) des Metabolismus, also des Stoffwechsels, daraus, dass es gleich um eine ganze Reihe von Symptomen geht. Vor gut 20 Jahren hat sich die Medizin auf eine Definition geeinigt. Sie bezieht sich auf fünf Risikofaktoren.

Wenn drei davon vorliegen, dann ist es ein metabolisches Syndrom:

1) Taillenumfang bei Frauen über 88 Zentimeter, bei Männern über 102 Zentimeter
2) Nüchtern-Blutzucker von über 100 mg/dl
3) Triglyceride (Blutfette) von über 150 mg/dl nüchtern
4) HDL (High Density Lipoprotein-Cholesterinwert) von unter 40 mg/dl bei Frauen und unter 50 mg/dl bei Männern
5) Blutdruckwerte von über 130/85 mmHg

Mindestens 15 Millionen Menschen in Deutschland betroffen

Wie viele Menschen in Deutschland betroffen sind, darüber gibt es nur Schätzungen. Sie reichen von 20 bis 35 Prozent. Das bedeutet, dass vermutlich mindestens 15 Millionen betroffen sind. Obwohl das metabolische Syndrom in der Allgemeinheit immer noch wenig bekannt ist, existieren bereits verschiedene Beinamen. Sie reichen von "Wohlstandssyndrom" (zu viel Essen, zu wenig Bewegung) über "Syndrom X" (viele Symptome) und wegen der erhöhten Sterblichkeit bis zu "Tödliches Quartett" (definiert aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und gestörte Glucosetoleranz).

Nicht nur das Syndrom - auch die Folgen sind vielfältig. Vor allem Gefäßkrankheiten (Arteriosklerose) und Diabetes gehören dazu. Damit verbunden sind Erkrankungen des Herzens (Koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt). Auch das Risiko für Schlaganfälle ist erhöht, da es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen kann. Die Nieren können ebenfalls Schaden nehmen. Viele der Folgeerscheinungen entwickeln sich über Jahre und werden oft erst erkannt, wenn die Blutgefäße durch Arteriosklerose stark verengt sind. Die meisten Betroffenen sind über 60 Jahre. Mediziner beobachten jedoch einen Anstieg bei jungen Menschen. Das zeigt sich auch in der aktuellen Studie aus Südkorea. Diese hat außerdem noch einen anderen beunruhigen Befund.

Jetzt kommt noch die Gicht hinzu

Das Forschungsteam um Yeonghee Eun der Sungkyunkwan University School of Medicine in Seoul/Südkorea untersuchte die Daten von 1,3 Millionen Männern im Alter von 20 bis 39 Jahren, die an drei aufeinanderfolgenden Gesundheitschecks im Abstand von zwei Jahren teilnahmen. Von diesen Männern entwickelten 18.473 Gicht. Allerdings zeigt sich bei den Auswertungen, dass Männer mit einem metabolischen Syndrom (MetS) ein viermal höheres Risiko haben, an Gicht zu erkranken. "Dies ist die erste groß angelegte Studie, die den Zusammenhang zwischen dynamischen Veränderungen von MetS und dem Gichtrisiko untersucht", sagte Mitautor Jaejoon Lee, von der Sungkyunkwan University School of Medicine. "Prävention und Genesung von MetS können das Gichtrisiko bei jungen Erwachsenen deutlich senken."

Was tun? Was tun! Vorbeugung ist alles

Die wichtigsten Ratschläge zur Vermeidung des metabolischen Syndroms lauten: Gesund ernähren, mehr bewegen, ausreichend schlafen. Die Studienlage dazu ist eindeutig. Und Sie können gar nicht früh genug damit anfangen. Denn schon im Kindesalter sorgt etwa "Babyspeck" für Bluthochdruck und Diabetes. Und Achtung: Beim Übergewicht sind Männer stärker gefährdet und haben ein höheres Risiko für Erkrankungen, so eine deutsche Studie aus dem Jahr 2021. Demnach wiesen Männer deutlich häufiger Zucker- und Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck (also das metabolische Syndrom) auf als Frauen.

Links/Studien

Die Studie "Verändertes Gichtrisiko je nach Status des metabolischen Syndroms: Eine landesweite bevölkerungsbezogene Kohortenstudie mit 1,29 Millionen jungen Männern" ist in "Arthritis & Rheumatologie" erschienen.

gp

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