Fortpflanzung Darum ist Sex vorteilhaft - in der Evolution

07. Juni 2019, 14:24 Uhr

Sex ist eine grandiose Sache – evolutionär betrachtet. Forscher der Uni Köln haben bestätigt: Fortpflanzung durch Sex sorgt dafür, dass sich weniger Mutationen bilden.

Warum hat sich Fortpflanzung durch die Kombination zweier Genome zu einem neuen Individuum durch Sex so weit verbreitet? Wir Menschen würden sagen: Weil es Spaß macht. Aber was sagt die Evolution? Wissenschaftlich ist die Antwort nicht so einfach, denn es gibt auch andere Arten der Fortpflanzung. Forscher der Uni Köln haben im DFG-geförderten Sonderforschungsbereich "Vorhersagbarkeit der Evolution" versucht, eine Antwort zu finden. Sie lautet: Sex ist evolutionär vorteilhaft.

Der Grund, so die Forscher: Im Vergleich haben Mutationen bei der Fortpflanzung ohne Geschlechtsverkehr deutlich negativere Auswirkungen als bisher bekannt.

Wie haben sie das erforscht?

Die Forscher haben dafür die Physik innerhalb von Bakterienzellen untersucht. Dort bilden Proteine und ihre biochemischen Prozesse die grundlegende Maschinerie, die Zellen zum Leben brauchen. Da es sich um physikalische Prozesse handelt, lassen sich die Folgen berechnen. Und das taten die Forscher. Dabei zeigte sich: Der Abnutzungseffekt der Mutationen bei Reproduktion ohne Sex ist um ein Vielfaches größer als in bisherigen Modellen der Evolution.

Damit hat Sex einen viel größeren Vorteil. Denn diese Fortpflanzungsform kann die Abnutzungen der Zellen reparieren, indem intakte Gene beider Elternteile kombiniert werden.

Michael Lässig, Uni Köln

Krebszellen sind im Nachteil

Lässig ist Physiker und Evolutionsbiologe an der Uni Köln. Er sieht für die Ergebnisse der Studie konkrete Anwendungsgebiete. "Krebszellen zum Beispiel entwickeln sich zu Lebzeiten des Menschen, aber sie kombinieren ihr Genom nicht neu. Sie reproduzieren sich also ohne Sex", sagt Lässig. "Wenn wir diese Vorgänge und damit die Schwächen der Krebszellen in der Reproduktion besser verstehen, kann das letzten Endes dazu beitragen, Krebstherapien zu verbessern." 

Die Studie ist im Fachmagazin Nature erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK | Mailbox | 13. Oktober 2018 | 07:20 Uhr