Psychologie Warum bösartige Menschen trotzdem Erfolg im Job haben

23. März 2020, 15:42 Uhr

Sind Sie manchmal so richtig bösartig? Einige Menschen sind das eigentlich immer: Es gehört zu ihrem Charakter. Sie können unfair sein, habgierig, egoistisch und nehmen es mit der Wahrheit durchaus sehr locker. Solche dunklen Persönlichkeiten sind beruflich oft sogar sehr erfolgreich. Aber warum ist das so? Psychologen der Universität Bonn haben herausgefunden, dass ein besonderes Talent dabei hilft.

Symbolbild Psychopath 3 min
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Der machthungrige Politiker, die gierige Bankerin und der selbstverliebte Karrieretyp: Menschen, die ohne Rücksicht auf Verluste skrupellos auf den eigenen Erfolg bedacht sind und dafür auch lügen, intrigieren und manipulieren, gibt es nicht nur im Film.

Das "soziale Geschick" entscheidet

Toxische oder auch dunkle Persönlichkeiten nennen Psychologen das. Klingt nicht sehr sympathisch, oder? Deshalb haben Forschende der Universität Bonn untersucht, wie es sein kann, dass sie trotzdem beruflich erfolgreich sind. Entscheidend dafür sei ihr soziales Geschick, erläutert Psychologe Bastian Kückelhaus:

'Soziales Geschick' ist ein Konzept, das Personen beschreibt, die gut darin sind, zum Beispiel Netzwerke aufzubauen. Zusätzlich sind sie gut darin, soziale Situationen zu lesen, zu verstehen. Die haben die Fertigkeit, im Prinzip andere gewinnbringend zu beeinflussen und zu überzeugen.

Bastian Kückelhaus, Psychologe

Dunkle Persönlichkeiten können auf andere harmlos wirken

Das klappt offenbar bei Kollegen und Vorgesetzten, wie die Untersuchung der Bonner zeigte. Sie haben zunächst ihre Probanden befragt. Dabei schätzten die auch ihre eigene Ehrlichkeit und Bescheidenheit ein - zwei Merkmale, bei denen dunkle Persönlichkeiten in Tests niedrige Werte haben.

Anschließend gaben Kollegen Auskunft zu den sozialen Fähigkeiten des Probanden und die Vorgesetzten bewerteten die Arbeitsleistung. Das Ergebnis: Ist es gut um die sozialen Fähigkeiten einer Person bestellt, kann sie ihre dunkle Persönlichkeit gut verbergen. Auf andere wirkt sie geradezu harmlos.

Wenn diese toxischen Personen sozial geschickter sind, kommen sie im Berufsleben weiter, werden von ihren Kollegen und Vorgesetzten positiv wahrgenommen und schaffen es, höhere Hierarchie-Ebenen zu erreichen.

Bastian Kückelhaus

Bastian Kückelhaus
Bastian Kückelhaus, Psychologe an der Uni Bonn. Bildrechte: Fabian Karch

Gute Leistungen nur zum eigenen Wohl

Dunkle Persönlichkeiten manipulieren also bewusst, um an ihr Ziel zu kommen. Zeigen sie gute Leistungen, machen sie das nicht unbedingt zum Wohle der Firma, sondern aus rein egoistischen Motiven, erläutert Kückelhaus. Besonders in Bereichen der Wirtschaft, in denen es viel Geld zu verdienen gibt, scheinen sich diese Menschen sehr wohl zu fühlen.

Das Ganze war gerade da ausgeprägt, wo Personen unternehmerische Arbeitsanforderungen hatten. Berufsumwelten unterscheiden sich voneinander - eine nennt man die unternehmerische Berufsumwelt. Das sind Berufe, in denen Personen andere leiten müssen, andere beeinflussen müssen - Dinge verkaufen müssen zum Beispiel.

Bastian Kückelhaus

Auch das Wie des Erfolgs sollte beachtet werden

Viele dieser dunklen Persönlichkeiten sind Männer, so die Forschenden. Aber es gebe durchaus auch Frauen, die solche Persönlichkeitsmerkmale zeigten. Egal welches Geschlecht, im eigenen Unternehmen will diese Charaktere wohl kaum jemand auf dem Chefsessel sitzen haben. Um das zu verhindern, müssten viele ihre Unternehmenskultur überdenken, sagt Kückelhaus:

Es gibt immer noch viele Unternehmen, die belohnen solches Verhalten, das zwar zum Erfolg führt, aber nicht ganz integer war. Unternehmen sollten darauf achten, dass man nicht nur den Fokus auf den Erfolg setzt, sondern auch auf das WIE des Erfolgs.

Bastian Kückelhaus

Bei der Personalauswahl sollte also weniger auf den guten Eindruck, sondern mehr auf die tatsächliche Leistung geachtet werden. Denn es kann sein, dass das in Wahrheit alles nur gespielt ist.

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