Wissen-News So klingt es, wenn Elefantenbullen "los geht's" rufen
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22. Juli 2024, 13:49 Uhr
Männliche Elefanten sind normalerweise weniger sozial als weibliche. Aber auch sie nutzen ihre Stimmen, um Gruppenaktionen auszulösen. Eine Forschungsgruppe hat nun identifiziert, wie es klingt, wenn die Bullen zum Aufbruch rufen.
Eine Gruppe von Elefantenbullen hat sich in der Abendkühle an einer Trinkstelle versammelt. Nach einer Weile hebt ein älteres Männchen den Kopf und dreht sich vom Wasserloch weg. Mit sanft flatternden Ohren lässt er ein tiefes, hallendes Brummen ertönen.
Nach und nach reagieren die anderen, meist jüngeren Elefantenbullen. Einer nach dem anderen antwortet, ihre Stimmen überlagern sich zu einem sonoren Savannenchor. Allen Bullen ist nun klar: Es ist Zeit weiterzuziehen.
Wissenschaftler der Stanford University und anderer Institutionen haben dokumentiert, dass männliche Elefanten mit "Los geht's"-Rufen den Beginn des Aufbruchs der Gruppe vom Mushara-Wasserloch im Etosha-Nationalpark in Namibia signalisieren. Die Rufe werden von den sozial am stärksten integrierten und oft auch dominanten Männchen in eng zusammenhängenden sozialen Gruppen ausgestoßen. Bislang dachte man, solch ein Verhalten legen nur weibliche Elefanten an den Tag.
"Diese Rufe zeigen uns, dass in ihrer stimmlichen Kommunikation viel mehr vor sich geht, als bisher bekannt war", sagt Caitlin O'Connell-Rodwell, die Hauptautorin der Studie. Die beobachteten "Los geht's"-Rufe weisen verblüffende Ähnlichkeiten mit denen auf, die zuvor bei weiblichen Elefanten beobachtet wurden. O'Connell-Rodwell und ihr Team vermuten, dass die männlichen Elefanten dieses Verhalten wahrscheinlich schon in jungen Jahren erlernen. "Sie wuchsen in einer Familie auf, in der alle weiblichen Anführerinnen dieses Ritual ausübten. Wir glauben, dass sie sich, wenn sie erwachsen sind und ihre eigenen Gruppen bilden, anpassen und diese erlernten Verhaltensweisen nutzen, um sich mit anderen Männchen zu koordinieren."
Sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Elefanten folgt auf den Ruf des Initiators das Rumpeln des nächsten Individuums, wobei jeder Elefant wartet, bis der vorangegangene Ruf fast zu Ende ist, bevor er seine eigene Stimme hinzufügt. So entsteht ein harmonisches, abwechselndes Muster. "Es ist sehr synchronisiert und ritualisiert. Wenn einer mit der Stimme hochgeht, geht der andere runter, und sie haben diesen stimmlichen Raum, in dem sie sich koordinieren", erklärt O'Connell-Rodwell.
Elefanten geben sich eindeutige Namen
In einer vor wenigen Wochen erschienenen anderen Studie wurde herausgefunden, dass wilde Elefanten eindeutige Namen füreinander haben, was auf die Verwendung von Substantiven in ihrer Kommunikation hindeutet. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass Elefanten auch in gewisser Weise Verben verwenden, nämlich in Form der "Los geht's"-Rufe. "Wenn sie Substantiv-Verb-Kombinationen zusammen verwenden, ist das Syntax. Das ist Sprache", sagt O'Connell-Rodwell.
Links/Studien
Die Studie "The use of vocal coordination in male African elephant group departures: evidence of active leadership and consensus" ist im Open-Access-Journal "PeerJ" erschienen.
Die Studie "African elephants address one another with individually specific name-like calls" ist im Fachjournal "Nature Ecology & Evolution" erschienen.
(rr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Elefant, Tiger & Co. | 20. Juli 2024 | 01:41 Uhr