Blick auf einen Kanal, mit einer terassenförmigen Befestigung, im Hintergerund Bäume und ein Kirchturm
Ein "Blauraum" in Leipzig: Am Karl-Heine-Kanal in Leipzig wird viel aufs Wasser geguckt, auf Enten und Nutrias. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Die Wirkung der Farben Warum wir gern im Grünen sitzen und auf Flüsse gucken

01. September 2022, 14:09 Uhr

Ob Wasser oder Wiese, man sollte meinen, beides tut der Seele gleich gut, ob man auf einer Picknickdecke im Grünen ausspannt oder an einem Fluss. Eine Studie am Kings College in London zeigt, was am effektivsten ist.

An einem Fluss sitzen, ins Grüne gucken und eine Entenfamilie beobachten: Das sind drei einfache Zutaten, die der Seele gut tun. Es können auch Nutrias an einem Kanal sein, oder Schwäne, oder Fische im Wasser: Die Mischung aus grün, blau und wildlebenden Tieren sorgt für seelisches Wohlbefinden, sagt die jüngste Studie des Kings's College in London zu seelischem Wohlbefinden. Der Anblick von Grünräumen allein, also zum Beispiel Parks oder Gärten, wirkt nämlich anders als der so genannter Blauräume, also der Anblick von Seen, Flüssen, Kanälen oder Teichen.

Was wurde untersucht?

Kanal in Birmingham
Ein Kanal in Birmingham Bildrechte: Canal and river Trust

Studienautorin Andrea Mechelli ist Professorin für Frühintervention in der psychischen Gesundheit am King's College London (das an der Themse steht, mit zwei Parks links und rechts). Ihr Forschungsteam nutzte für die Untersuchung Daten der Versuchsteilnehmer, die per Handy-App übermittelt wurden. Insgesamt gaben die 299 Teilnehmer, alle über 16 Jahre alt, 7.975 Bewertungen in der App über ihren Standort und ihr jeweiliges psychische Wohlbefinden ab. 87 der Menschen, die mitmachten, leben mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung. Gesammelt wurden die Daten in England & Wales zwischen September 2020 und Juni 2021. Der Vergleich des Wohlfühl-Gefühls in verschiedenen Umgebungen zeigte klar: Die Mischung aus Grünraum (Wiese, Wald, Pflanzen) Blauraum (Fluss, Kanal, Teich) und Wildtieren sorgte für das größte Wohlbehagen, verglichen mit beispielsweise rein städtischer Umgebung, drinnen sein, draußen sein oder in der Nähe von Grünflächen.

Studienautorin Andrea Mechelli zufolge deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass Besuche von Kanälen und Flüssen durchaus eine Rolle spielen, wenn es um die Förderung der psychischen Gesundheit geht. Die Studie zeigte nämlich, dass der Besuch von Kanälen und Flüssen das psychische Wohlbefinden verbesserte. Ein Effekt, der den Studienteilnehmenden zufolge 24 Stunden anhielt, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung, ethnischer Zugehörigkeit und der Diagnose einer psychischen Erkrankung. Die stärksten positiven Auswirkungen auf das Wohlfühl-Gefühl zeigten sich der Studie zufolge bei jungen Menschen und bei Männern.

Wofür die Studie nützlich ist

Wissen über die Wirkung von Wasser, Grün und Wildtieren – wem nutzt das? Dem Forschungsteam zufolge könnte Wissen über solche Zusammenhänge nützlich sein, wenn es um die Gestaltung der Stadt geht, wie mit vorhandenen Blauräumen, also Flüssen, Kanälen, Teichen umgegangen wird. Die Gestaltung entlang der Kanäle und Flüsse kann möglicherweise das psychische Wohlbefinden der Bevölkerung beeinflussen und prägen. Aus Sicht der Forschungsgruppe sollte das viel stärker erforscht werden: Weltweit lebt mehr als die Hälfte der Menschen in Städten.

Die Londoner Skyline aus der Luft
London: Wenn es hier Blauräume gibt, dann wurden sie sehr gut versteckt. Jedenfalls aus diesem Blickwinkel Bildrechte: imago images/YAY Images

Links/Studien

Die komplette Studie "The mental health benefits of visiting canals and rivers: An ecological momentary assessment study" lesen Sie hier im Original.

lfw