Umweltforschung Sahara-Staub: Wüstenstürme kühlen die Erde (minimal)
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20. Januar 2023, 15:19 Uhr
Bevor wir das nächste Mal über den lästigen Sahara-Staub jammern, der unsere Fenster einsaut, holen wir einmal tief Luft und denken dran: Der feine Staub tut was fürs Klima.
Staub von Wüstenstürmen kühlt den Planeten ab. Minimal zwar nur, nämlich um 0,1 Prozent, aber immerhin. Errechnet wurde das an der University of California in Los Angeles. Das Forschungsteam untersuchte erstmals die Wirkung des Wüstenstaubs auf das Klima.
Nur, wie macht man das? Die Forscher arbeiteten mit Satelliten- und Bodenmessungen. So lässt sich feststellen, wie viele mikroskopisch kleine Mineralpartikel permanent in der Luft unterwegs sind, nämlich weltweit 26 Millionen Tonnen solcher Minipartikel. Um sich das vorzustellen: Das entspricht den Forschern zufolge dem Gewicht von rund fünf Millionen afrikanischer Elefanten, die übers Firmament ziehen. Pro Jahr sind das laut den Forschenden über zwei Milliarden Tonnen (hier eine gute Erklärung des DWD, der jedoch noch von geringeren Gesamtzahlen ausgeht).
Anhand von geologischen Aufzeichnungen, Daten aus Eisbohrkernen, Meeressedimenten und Torfmoorproben untersuchten sie die Schichten des atmosphärischen Staubs, der sich vom Himmel wieder auf der Erde abgelagert hat. Diese Proben aus der ganzen Welt zeigten schließlich die stetige Zunahme des Wüstenstaubs – seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich demnach die Menge an Wüstenstaub mehr als verdoppelt, um etwa 55 Prozent. Die Forscher machen folgende Rechnung auf: Die menschengemachte Erwärmung des Planeten seit etwa 1850 wird mit 1,2 Grad Celsius angegeben. Wäre die Staubmenge aus den Wüsten gleichgeblieben, hätte sich der Planet zusätzlich noch um etwa 0,1 Grad Celsius mehr erwärmt.
Wüstenstaub und seine Wirkung
Aber was genau bewirkt nun der Staub, der beispielsweise in der Sahara aufgewirbelt und bis nach Mitteleuropa getragen wird? Zusätzlich zu den atmosphärischen Wechselwirkungen mit dem Sonnenlicht und der Wolkendecke kann der Staub, wenn er auf den Boden sinkt, Schnee und Eis verdunkelt. Etwa die Hälfte des Wüstenstaubes, der in die Atmosphäre gelangt, kommt der Studie zufolge aus der Sahel-Zone und aus der Sahara. Diese staubigen Grüße sorgen nicht nur für aufsehenerregende Fotos von Berghängen und Winterlandschaften mit "Blutschnee", sondern auch dafür, dass mehr Wärme absorbiert wird. Außerdem sorgt der Staub indirekt für Kühlung: Er lagert Nährstoffe wie Eisen und Phosphor ab, im Ozean trägt das zum Beispiel zum Wachstum von Phytoplankton bei. Das wiederum nimmt Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf.
Verkürzt könnte man also sagen: Wüstenstaub bremst den Treibhauseffekt leicht ab. Wäre die Staubkonzentration plötzlich schwächer, würde sich Forscher Jasper Kok zufolge die globale Erwärmung leicht beschleunigen. Ob es in Zukunft mehr oder weniger Wüstenstaub geben wird, lässt sich schlecht vorhersagen, da zu viele Variablen im Spiel sind. Das Forschungsteam empfiehlt, künftige Studien sollten die Zunahme des Wüstenstaubs und seine Wirkung auf das Klima in ihre Berechnungsmodelle mit einbeziehen.
Sahara-Staubwolke im Anflug
Wer wissen will, wann das nächste Mal Sahara-Staub den Himmel färbt, findet bei der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine tagesaktuelle Vorhersage. Und die zeigt für das kommende Wochenende (21. bis 22. Januar), wie die Staubwolken über das Mittelmeer ziehen und dann von Osten her Deutschland erreichen. Die Konzentration des Staubes dürfte allerdings zu gering sein, um den Himmel oder den Schnee rot zu färben.
Link zur Studie
Hier lesen Sie die Forschungsarbeit "Mineral dust aerosol impacts on global climate and climate change" im Original.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 17. März 2022 | 08:20 Uhr