Fensterputzen nach Sahara-Staub
März 2022: Nach dem Staub das große Putzen... Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

Wetterphänomen Sahara-Staub zu Ostern: Für Deutschland ungefährlich - für Spanien lästig

22. Februar 2023, 11:40 Uhr

Saharastaub: Da denken viele spontan an tolle Bildmotive, romantisch milchige Fotos. In Spanien sieht man das anders, besonders da, wo Obst und Gemüse angebaut werden. Da verursacht der Staub nämlich Schäden.

Wer es noch nicht geschafft hat, Fenster, Auto, Fahrrad oder Terrassenmöbel blitzblank zu wienern, kann sich entspannen: Der nächste Schwung Sahara-Staub liegt in der Luft, im Westen und Südwesten ist er schon angekommen. Bis Donnerstag vor Ostern sei auch in Mitteldeutschland mit solchem Staub zu rechne, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst.

Spaniens Meteorologie-Institut AEMA hatte bereits Anfang der Woche Entwarnung gegeben: Die Staubmengen, die jetzt unterwegs sind, seien nicht vergleichbar mit dem spektakulären Aufkommen Mitte März 2022. Das bestätigt auch Andreas Friedrich im Gespräch mit MDR WISSEN. Er sagt: "Es sind nur rund 20 Prozent der Staubmenge, die wir Mitte März hatten. Der Staub ist in zwei bis vier Kilometer Höhe unterwegs, und wir rechnen auch nicht damit, dass er durch Niederschläge rausgewaschen wird. Das ist dieses Mal eher unspektakulär. Höchstens, dass der Himmel etwas milchig aussieht."

Ähnlich im Süden Spaniens und auf den Balearen. "Sturm Evelyn ist zwar noch weit weg, bringt aber die nächste Ladung Saharastaub mit. Ja, schon wieder!" twittert der spanische Wetterdienst Meteored.

Gewächshäuser aus weissem Plastik in El Ejido, Almeria, Spanien
Gewächshauser in Andalusien. Der Saharastaub deckte sie ein, dass sie wie Höhlen wirkten. Bildrechte: imago/Kolvenbach

Was Touristen vielleicht wegen der spektakulären Sonnenaufgänge und Untergänge entzückt, ist für Spaniens Landwirtschaft alles andere als schön. Schon der "Calima", wie das Sahara-Sand-Phänomen in Spanien auch heißt, hatte im März massive Spuren hinterlassen. Der pulverige Wüstenstaub hatte beispielsweise die Bienen mitten in der Bestäubungssaison der Wassermelonen in Almeria ausgebremst, schildert Andrés Cogorna, Vorsitzender der spanischen Landwirtschaftsvereinigung COAG. Ihm zufolge glichen die Gewächshäuser in Almeria im Süden Spaniens nach dem Saharastaub regelrechten Höhlen.

Landwirtschaft in Spanien
Nicht alles, was gepflanzt wurde, wird nach dem Staubwind noch in den Verkauf kommen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Die Plastikabdeckungen hätten den Sandmengen standgehalten und seien vom Regen wieder freigewaschen worden. Schlimmer jedoch seien die Schäden beim Blattgemüse im Freiland, also bei Salat, Brokkoli, Kohl und Blumenkohl, da der rötliche Sand in die Pflanzenköpfe eingedrungen sei und die Früchte durchdrungen hätte. Ähnliches berichtet auch der Vorsitzende der Obst- und Gemüseerzeuger und -exporteure der Region Murcia, in spanischen Fachmagazin Valencia Fruits. Da, wo Sellerie, Brokkoli und Salat im Freien angebaut würden, sei alles mit Schlamm vollgelaufen, ein Teil der Pflanzen sei sehr beschädigt und müsse vernichtet werden; Wasser- und andere Melonen konnten wegen der verschlammten Felder nicht gepflanzt werden.

Staubige Winde aus der Sahara: Kommen die häufiger vor als früher oder beobachten wir das einfach nur stärker? Eher Letzteres, meint Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst: "Das ist im Frühjahr und Herbst durchaus normal." Das bestätigt auch die Leipziger Diplom-Meteorologin Michaela Koschak: Solche Phänomene treten ihr zufolge in Zentraleuropa vermehrt zwischen März und Juni, sowie Oktober und November auf. Insgesamt um die 10 bis bis 30 Mal im Jahr. Spektakuläre Himmelsanblicke seien aber seltener, und knapp die Hälfte von ihnen auch nur wenige Stunden zu beobachten.

(lfw)

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