Talsperre Eibenstock
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Klimaerwärmung Starkes Algenwachstum beeinträchtigt Trinkwasser

17. Juli 2019, 16:45 Uhr

Trinkwasser kommt in Sachsen meist aus Talsperren. Durch die Klimaerwärmung haben deren Betreiber ein immer größeres Problem: Bei wärmeren Wassertemperaturen fühlen sich Algen immer wohler.

Der Zusammenhang ist leicht zu erkennen: In den vergangenen Jahren sind die durchschnittlichen Temperaturen in der Luft immer weiter angestiegen. Dadurch werden auch Gewässer wie Stauseen langsam wärmer. Das betrifft auch die sächsischen Trinkwassertalsperren, in denen das Wachstum von Algen zunimmt.

Kathrin Jäschke, Doktorandin am Institut für Hydrobiologie an der Technischen Universität Dresden, hat Datenreihen zu 43 Talsperren verglichen. Die Stauseen wurden seit den 1960ern immer wieder untersucht, sechs von ihnen dienen der Trinkwasserversorgung in Sachsen. Bei ihrer Studie kooperierte sie mit der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren. Ihre Ergebnisse hat sie jetzt auf einem Symposium in Erfurt präsentiert, an dem unter anderem Betreiber, Versorgungsunternehmen und Behörden teilnahmen.

Algen wachsen früher und länger

"Die Wassertemperaturen zeigen in den oberen Wasserschichten steigende Trends zu allen Jahreszeiten", sagt sie. "Vor allem im Frühjahr haben die Temperaturen dort seit den 80er Jahren um bis zu 3 Kelvin zugenommen. Insbesondere in den tieferen Lagen bis 500 Meter frieren die Gewässer im Winter nur noch selten über einen längeren Zeitraum zu. Dadurch setzt das Algenwachstum früher ein, beziehungsweise wird kaum noch unterbrochen."

Im Frühjahr, wenn die Seen gut durchmischt seien, verteilen sich die Algen in alle Wasserschichten. Das Rohwasser könne dann nicht mehr in anderen, algenärmeren Bereiche entnommen werden, sagt die Forscherin. "Für die Wasseraufbereitung bedeutet ein verstärktes Algenwachstum mehr Filtrationsleistung im Wasserwerk."

Wasser löst Nährstoffe und Metalle

Im Sommer wiederum seien die Seen stabil in warme und kalte Schichten eingeteilt. Dabei werde das Wasser kaum durchmischt. Diese sogenannte Sommerstagnation beginne inzwischen immer früher. In den unteren Wasserschichten finden Algen dann zwar keine guten Lebensbedingungen vor. Trotzdem sinke der Sauerstoffgehalt dort immer weiter, weil Bakterien dort unten abgestorbene und abgesunkene Algen verdauen.

Im sauerstoffärmeren Wasser wiederum lösen sich wiederum Phosphor, Eisen oder Mangan deutlich besser. Wird dieses Wasser im Herbst wieder nach oben gewälzt, dient das gelöste Phosphor den Algen als Dünger und treibt sie zu weiterem Wachstum an. In den Wasserwerken wird das entnommene Wasser zwar noch einmal aufbereitet. Dabei wird ihm auch Sauerstoff zugesetzt. Dann aber fallen die gelösten Stoffe Mangan und Eisen aus und beschädigen Rohrleitungen.

Gegenmittel: Belüftung

Schon jetzt ergreifen einige stark betroffene Talsperren Gegenmaßnahmen und belüften beispielsweise tiefere Wasserschichten mit Sauerstoff. Das werde in Zukunft immer häufiger notwendig, sagt Jäschke. "Bei einigen Talsperren ist der Rohwasservorrat bereits weit vor Beginn der Herbstdurchmischung aufgebraucht. Dann bleibt nur das warme, mitunter algenreiche Oberflächenwasser übrig, das sich schwerer aufbereiten lässt", stellt die Hydrobiologin fest.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 16. Juli 2019 | 20:00 Uhr