
Wissen-News Schifffahrt schadet der Biodiversität in Europas Flüssen
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17. Juni 2024, 17:13 Uhr
Die Binnenschifffahrt hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einem deutlichen Verlust der biologischen Vielfalt von Fischen und anderen Tieren in europäischen Flüssen beigetragen. Das zeigt eine neue Studie des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).
Das internationale Forschungsteam mit Sonja Jähnig und Christian Wolter vom IGB hat Datensätze zur Biodiversität in europäischen Flüssen zusammengetragen und modelliert, wie sich Belastungen durch Schiffsverkehr, Hafendichte und Schleusen auf die Artenvielfalt im Wasser auswirken. Die ausgewerteten Zeitreihen von Fischen und größeren wirbellosen Tieren, wie Insektenlarven, Kleinkrebse, Muscheln und Schnecken, umfassten mehr als 19.500 Beobachtungen von über 4.000 Probestellen aus den letzten 32 Jahren.
Neben Schiffen hat auch Infrastruktur schädliche Wirkung
Dabei zeigte sich, dass die Zunahme der Binnenschifffahrt mit einem Rückgang der biologischen Vielfalt in den befahrenen Flüssen einhergeht. Das betrifft sowohl den Reichtum und die Häufigkeit von Arten, als auch die Vielfalt der ökologischen Gilden, also der Gruppen von Arten mit gleichen Ansprüchen an bestimmte Umweltfaktoren, wie zum Beispiel die Strömung. Bei den Fischen gingen so in den letzten Jahrzehnten viele flusstypische Fischarten wie Barbe, Nase oder Zährte zurück und invasive Arten wie die Schwarzmundgrundel breiten sich aus.
"Wir haben festgestellt, dass die Artengemeinschaften in den Flüssen immer homogener werden", erklärt Jähnig. "Auch in den europäischen Flüssen gibt es keine typischen Unterschiede in der Fauna mehr. Das Problem ist, dass sich dadurch die Nahrungsnetze verschieben können und auch die Widerstandsfähigkeit der Gewässer abnimmt." Schiffe selbst beeinträchtigen die Artenvielfalt und die Biodiversität von Fischen und großen wirbellosen Arten, denn die von Schiffen verursachten Wellen und Rückströmungen üben einen Selektionsdruck aus. Negative Auswirkungen auf das Leben in unseren Flüssen hat neben den Schiffen oft auch die begleitende Infrastruktur: Schwere Deckwerke aus Beton oder Steinen, häufig eingesetzt, um die Ufererosion zu verhindern, beeinträchtigen beispielsweise die Lebensräume im Uferbereich und führen zu einer geringeren Fischvielfalt. Außerdem wird die Fahrrinne vieler Wasserstraßen regelmäßig ausgebaggert, um die Tiefe zu erhalten, was Lebensräume und Tiere am Gewässergrund schädigt.
Link zur Studie
Die Studie "Inland navigation and land use interact to impact European freshwater biodiversity" ist im Fachjournal "Nature Ecolology & Evolution" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 02. Mai 2024 | 10:58 Uhr
part vor 33 Wochen
Der Güterverkehr auf dem Wasser hat in den letzten einhundert Jahren stetig abgenommen, auch wenn die Infrastruktur dafür ausgebaut wurde. Was jedoch zugenommen hat, sind die kleinen Jachten und der Individualverkehr neben neu eingeschleppten Arten in der Fauna, besonders wenn ich da an die Havelgewässer denke. Leider wurde nicht untersucht, welchen Anteil der Eintrag an der Landwirtschaft bei den Auswirkungen hat.
MDR-Team vor 33 Wochen
Hallo @Graf von Henneberg,
Ihre Überspitzung ist nicht ganz treffend.
"Negative Auswirkungen auf das Leben in unseren Flüssen hat neben den Schiffen oft auch die begleitende Infrastruktur: Schwere Deckwerke aus Beton oder Steinen, häufig eingesetzt, um die Ufererosion zu verhindern, beeinträchtigen beispielsweise die Lebensräume im Uferbereich und führen zu einer geringeren Fischvielfalt. Außerdem wird die Fahrrinne vieler Wasserstraßen regelmäßig ausgebaggert, um die Tiefe zu erhalten, was Lebensräume und Tiere am Gewässergrund schädigt."
Weitere Informationen gibt es über den Link zur Studie.
Herzliche Grüße
Graf von Henneberg vor 33 Wochen
Also...die Binnenschifffahrt verbieten. Auch die Weißen Flotten und die Fahrgastschifffahrt wie z.B. auf der Donau und Rückbau aller Wasserbauwerke in oder an Flüssen und Seen. Wir müssen die Biodiversität retten.