Vulkane Führte ein Vulkanausbruch zum Aufstieg des Römischen Reiches?
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23. Juni 2020, 23:19 Uhr
Ein Jahr nach der Ermordung Cäsars brachte ein massiver Vulkanausbruch in Alaska Kälte und viel Regen in die Mittelmeerregion. Das könnte auch den Machtwechsel in Rom beeinflusst haben.
Die Ermordung Cäsars und der Aufstieg von Kaiser Augustus zum Alleinherrscher des Römischen Reiches markieren wichtige Wendepunkte in der Geschichte. Doch nicht nur der Tod des berühmten Cäsar und das Machtgefühl des aufstrebenden Kaisers Augustus veränderten die Verhältnisse in Rom. Wie Forscher jetzt herausfanden, könnte ein massiver Vulkanausbruch 8.000 Kilometer entfernt in Alaska die politische Neuausrichtung gravierend mit beeinflusst haben.
"Möglicherweise war der Vulkanausbruch für die ungewöhnlichen atmosphärischen und klimatischen Ereignisse verantwortlich, die mit dem Fall der Römischen Republik und des Ptolemäischen Königreichs zusammenfielen und später den Aufstieg des Römischen Reiches begünstigten", schreiben die Forscher Joseph R. McConnell und Kollegen in der renommierten Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).
Nach der Studie des Desert Research Institute in Reno in den USA explodierte der Vulkan Okmok ein Jahr nach dem Tod Cäsars im Jahr 45 n. Chr. auf den Aleuteninseln vor Alaska so gewaltig, dass er einen zehn Kilometer großen Krater hinterließ. Den Forschern zufolge, hatte der massive Ausbruch immense Auswirkungen, die das Klima gravierend veränderten. So soll der Ausbruch quasi zu zwei Jahren Dauerregen und großen Temperaturanomalien geführt haben, berichten die Forscher. Kurzum: Plötzliche Kälte, verdorbene Ernten und Hungersnöte haben die nach dem Tod Cäsars ohnehin wacklige Römische Republik zusätzlich gestresst und dem aufstrebenden Kaiser Augustus in die Hände gespielt.
Eine weitere Erkenntnis: Zwei Jahre vorher - kurz vor dem Tod Cäsars - explodierte der Vulkan Okmok schon einmal, allerdings nur mit begrenzten Folgen. Der wirklich verheerende Vulkanausbruch des Okmok geschah erst nach dem Attentat auf Cäsar.
Die Jahre nach der Ermordung von Julius Cäsar gehörten zu den kältesten der letzten 2.500 Jahre, mit schlechtem Wetter und weit verbreiteter Hungersnot.
Modellierung des Erdsystems
Die Modellierung des Erdsystems habe den Autoren zufolge gezeigt, dass der Ausbruch besonders im Sommer und Herbst zu einer "ausgeprägten Abkühlung des alten Mittelmeerklimas" und einem "deutlich erhöhten Niederschlag" geführt habe. "Die veränderten Klimabedingungen führten zu Ernteausfällen, Hungersnöten und Krankheiten, was die sozialen Unruhen verschärfte und zu politischen Neuausrichtungen im gesamten Mittelmeerraum beitrug", schreiben die Forscher.
Analyse von arktischem Eis
Für ihre Studie erhielten die Forscher hochauflösende Messungen des Vulkanausfalls inklusive der vulkanischen Lockerstoffe, die aus fragmentierter Lava bestehen (Thepra) in sechs datierten arktischen Eiskernen. Deren geochemische Analyse identifizierte Partikel, die nur im Okmok-Vulkan in Alaska vorkommen. Damit konnte der Okmok zweifelsfrei durch seinen "Fingerabdruck" als Quelle des Ausbruchs identifiziert werden. In Baumring-Analysen erkannten die Forscher zudem Veränderungen des Vegetationsverhaltens der Bäume, welches immer auf neue Bedingungen hinweist. Auch zeugen den Forschern zufolge Höhlenaufzeichnungen von einem veränderten Klima und dessen Auswirkungen.