Insekten, Sommer und Paarungszeit Was Sie über Junikäfer wissen müssen
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27. Dezember 2022, 10:39 Uhr
Sind Junikäfer Schädlinge? Warum fliegen Junikäfer auf Menschen? Warum gibt es in manchen Jahren viele Junikäfer? Was haben Maulwurf, Wildschwein und Krähe damit zu tun? Fünf Fragen, fünf Antworten.
Wer laue Sommerabende im Freien genießt, kriegt es im Juni mit ihnen zu tun: den Junikäfern. Ausgesprochen schlechte Flieger, die den längsten Abschnitt ihres Lebens schon hinter sich haben, wenn sie sich abends in unsere Erdbeerbowle stürzen oder unseren Haaren verfangen. Junikäfer greifen Menschen aber nicht gezielt an, wie mancher meinen könnte. Sie sind einfach richtig schlechte Flieger, weil die Natur sie schlicht nicht für flotte Ausweich- und Fluchtmanöver ausgestattet hat.
Junikäfer fliegen nachts, wenn ihre Fressfeinde, die Vögel, schlafen. Sie suchen nach Bäumen, und so eine Menschensilhouette in der Nacht, die sich nicht groß bewegt – da kann man sich schon mal irren, so aus Käfersicht. Viel Zeit zum Lernen, das ist ein Baum, das ist ein Mensch, hat der Junikäfer ohnehin nicht. Als brummender, bräsig durch die Luft taumelnder Käfer ist er schließlich nur wenige Wochen unterwegs.
Junikäfer: Warum es mal viele, mal wenige im Sommer gibt
Die längste Zeit ihres Lebens verbringen die Herrschaften als Larve im Boden und ernähren sich dort von Gras- und anderen Wurzeln. In unseren Breitengraden sind das meist zwei Jahre, weiß Käferspezialist Alexander Schneider vom Senckenberg-Institut, und er setzt nach: "Wenn nicht was dazwischenkommt. Ein Maulwurf zum Beispiel, dem die Larve in sein Gangsystem plumpst." Ein Wildschwein, das so eine Larve ausgräbt, eine Krähe, oder sogar ein Waschbär. Oder, weniger dramatisch, ein kalter Winter zum Beispiel, der die Entwicklung zum Käfer um ein Jahr verzögert. So erklären sich Schwankungen in den Populationen, dass in einem Sommer mal mehr, im anderen mal weniger dieser trägen Flieger herumfliegen.
Aber wie ist das eigentlich, erst fressen sie als Larve unseren Rasen von unten kaputt, und dann geht’s oberirdisch weiter? Was fressen sie dann? Blätter von Laubbäumen, sagt Biologe Schneider, bisweilen gebe es auch Junikäfer-Fraßspuren an Nadelbäumen. Die Weibchen brauchen nämlich Energie zum Eierlegen. Ob und was Männchen in ihren wenigen Wochen an der frischen Luft fressen, ist nach heutigem Forschungsstand unklar. In Gefangenschaft fressen adulte männliche Exemplare jedenfalls nichts, sagt der Biologe.
Lebenszyklen im Vergleich
Schaut man auf den Lebenszyklus der Junikäfer, ist das aus Menschensicht echt ernüchternd.
Jahrelang im Erdreich, und nur ein paar Wochen an der frischen Luft. Und dann auch nur nachts, ohne was zu futtern?! Im Reich der Insekten ist das Phänomen nicht selten. Man denke nur an die Glühwürmchen. Drei Jahre treiben sie sich als schneckenfressende Larven in der Dunkelheit am Waldboden herum, dann blinken die Männchen 10 bis 14 Tage abends in der Luft, um Fortpflanzungswillen zu signalisieren, und die Weibchen hocken auf Grashalmen und blinken zurück.
Und zwar ohne jede Nahrungsaufnahme in dieser Entwicklungsphase, denn für diese Lebenszeit hat die Natur den Glühwürmchen nicht mal Verdauungsorgane mitgegeben. Das Konzept der Natur ist bei vielen Insekten simpel, fliegen und, pardon, vögeln in den wenigen Lebenswochen.
Junikäfer: Welche Rolle spielen sie in der Natur?
Doch zurück zu den Junikäfern. Nach ein paar Wochen mit nächtlichen Ausflügen sind die taumeligen Käferschwärme dann verschwunden. Wohin, Herr Schneider? Junikäfer sind ungiftig und noch dazu recht groß, also leichte, fette Beute für viele andere Arten, sagt der Biologe. "Junikäfer machen viel Biomasse aus, sie sind sehr wichtig als Nahrung für viele andere Arten." Denn nicht nur Vögel sperren den Schnabel weit auf für so einen ungiftigen, ungefährlichen Snack. Auch Fuchs, Marder, Fledermaus oder am Tag die Maus vertilgen gern proteinreiche Junikäfer, egal in welchem Entwicklungsstadium.
Was unterscheidet Maikäfer und Junikäfer?
Maikäfer sind doppelt so lang wie Junikäfer, und eher kastanienbraun auf ihren Flügeln und haben auf jedem Segment einen hellen dreieckigen Fleck. Ab der Ei-Ablage brauchen sie drei bis fünf Jahre bis zum fertigen Käfer. Im Herbst des letzten Entwicklungsjahres schlüpfen die fertigen Käfer und überwintern so.
Geduld ist des Gärtners wichtigste Tugend oder warum man sich auch über Maulwurfshügel freuen kann
Wenn Sie also das nächste Mal auf Ihrem Rasen über einen Maulwurfshügel stolpern, oder sich darüber ärgern, dass Krähen, Wildschweine oder vielleicht sogar Waschbären ihren Garten umgegraben haben auf der Suche nach leckeren Maden: Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass Sie im nächsten Sommer auf eine richtig grüne Wiese gucken, mit Maulwurfshügel zwar, aber ohne braunes Gras, weil keine Junikäfer-Larven an den Wurzeln genagt haben. Aber gut, das ist vielleicht Ansichtssache.
Dieser Artikel war auf Platz 3 der im Jahr 2022 am häufigsten aufgerufenen Artikel (außer Corona).