Invasive Art Wie gefährlich ist der Japankäfer?
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06. August 2024, 08:55 Uhr
Er fällt über Obstplantagen, Weinberge und Wälder her und macht auch keinen Halt vor Grünanlagen, Gärten und Fußballplätzen: der Japankäfer. Bundeslandwirtschaftsministerium warnt vor dem Eindringling und bittet Sie um Hilfe.
Popillia Japonica, der Japankäfer ist aktuell in der Schweiz und Norditalien gesichtet worden und auch im Süden Deutschlands besteht die Gefahr einer Invasion. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) warnt vor einer Einschleppung des Käfers nach Deutschland. Das Risiko, dass sich der Japankäfer in den südlichen Bundesländern etabliert, sei besonders hoch. Anfang August wurden in Baden-Württemberg erste Käfer nachgewiesen.
Bernhard Schäfer ist leitender Experte für Pflanzengesundheit am Julius Kühn-Institut (JKI). Das hat seinen Hauptsitz in Quedlinburg, beobachtet im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Situation und arbeitet dafür auch mit den zuständigen Stellen für Pflanzengesundheit in den Bundesländern sowie Partnerländern in der EU und der Schweiz zusammen. MDR Aktuell hat mit ihm gesprochen.
Der Japankäfer scheint wirklich gefährlich nahezukommen, gilt als prioritärer Quarantäne-Schädling. Was heißt das denn eigentlich genau und wie gefährlich kann er uns werden?
Bernhard Schäfer: Die EU hat Quarantäne-Schädlinge in verschiedene Kategorien eingeteilt und die Priorität an Quarantäne-Schadorganismen sind solche, bei denen die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Schäden am größten sind und am schwerwiegendsten und die wir auf keinen Fall bei uns haben wollen.
Er befällt eine Reihe von Kulturen, über 300 Arten werden hier genannt, an denen er Schäden ausführen kann und das bedeutet, dass in diesen Kulturen erhebliche Schäden entstehen können. Es können aber eben zum Beispiel auch Landschaftszonen wie Parks, aber auch Wälder betroffen sein, weil dieser Käfer wirklich sehr viele Arten frisst.
Wie erkenne ich als Laie diesen Käfer? Er scheint ja offensichtlich dem Junikäfer oder dem Gartenlaubkäfer relativ ähnlich zu sehen.
Der Japan-Käfer hat zwei charakteristische Merkmale, an denen man ihn sehr gut erkennen kann. Er hat an der Seite fünf weiße Haarbüschel jeweils auf jeder Seite und dann am Hinterleib auch nochmal zwei weitere. Das unterscheidet ihn vom Gartenlaubkäfer sehr sicher.
Warum hat der Japankäfer bei uns keine natürlichen Feinde, obwohl er dem Junikäfer oder dem Gartenlaubkäfer so ähnlichsieht?
Bei den natürlichen Gegenspielern ist es oft so, dass sie eine sehr hohe Spezifität haben. Das heißt, dass sie sich wirklich auf eine Art konzentriert haben. Und da gibt es eben Unterschiede, ob es ein Junikäfer oder ein Japankäfer ist. Und das ist einer der Gründe mit. Und das andere ist, dass gebietsfremde Arten hier manchmal bessere Lebensbedingungen als in ihrer ursprünglichen Heimat vorfinden können und sich deswegen viel besser etablieren können, als das im ursprünglichen Vorkommensgebiet der Fall ist.
Können sich dann Fressfeinde tatsächlich im Laufe der Zeit auch noch entwickeln?
Das ist nicht auszuschließen. Es ist natürlich auch zum Teil so, dass natürliche Feinde unter Umständen nachkommen. Das haben wir schon ein paar Mal bei anderen Beispielen erlebt, aber das ist keinesfalls sicher. Und im Moment ist es so, dass wir in Norditalien und in der südlichen Schweiz eine dramatische Massenvermehrung des Käfers sehen, mit erheblichen Schäden.
Wie kann man diesen Eindringling bekämpfen?
Also, man muss dazu sagen, dass die eigentliche Arbeit in den Händen der Pflanzenschutzdienste vor Ort, in dem Fall vor allen Dingen aktuell Baden-Württemberg liegt, die überwachen zunächst mal sehr intensiv. Das heißt, die hängen Lockstofffallen auf. Wenn dann entdeckt wird, dass es hier tatsächlich einen Ausbruch, also eine Kolonie zum Beispiel gibt, dann kann man versuchen, diese Käfer mit diversen Mitteln zurückzudrängen. Aber erst mal gilt es, früh zu erkennen, ob der Käfer da ist, dann ist der Eingriff, den man vornehmen muss, auch entsprechend gering.
Das Interview führte Stefan Rank.
Was, wenn ich den Japankäfer entdecke?
Das Bundeslandwirtschaftsministerium appelliert an die Bevölkerung. Jeder könne zum Schutz der heimischen Pflanzen und Ökosysteme beitragen und bei der Früherkennung des Fraßschädlings helfen. Drei Punkte sind dabei besonders wichtig:
1. Verdachtsfälle melden. Hier sind alle Kontakte für die einzelnen Bundesländer.
2. Wer einen verdächtigen Käfer findet, sollte ihn einfangen, in einem verschlossenen Röhrchen oder Gläschen sichern und der Behörde zur exakten Bestimmung übergeben. Mit Datum und Ort des Fundes.
3. Um eine Einschleppung zu verhindern, sollten Reisende Fahrzeuge und Gepäck vor der Rückreise aus stark befallenen Regionen (Norditalien, Südschweiz) gründlich kontrollieren. Zudem sollten keine Pflanzen, Schnittblumen, Gemüse oder Früchte mitgebracht werden.
Links/Studien
Die Warnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vor einer Einschleppung des Japankäfers (Popillia japonica) nach Deutschland. Hier zum Nachlesen.
Alles über den Japankäfer. Die Bitte um Mithilfe gegen die Verbreitung (als pdf)
Der Notfallplan des Julius-Kühn-Instituts
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. Juli 2024 | 14:20 Uhr