Ein Sonnensturm
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Astrophysik Wie Venus, Erde und Jupiter die Sonne beeinflussen

27. Mai 2019, 17:19 Uhr

Dresdner Forscher haben eine Idee, warum die Aktivität der Sonne alle elf Jahre schwankt. Ihre Forschung zeigt, dass das Zusammenspiel von Erde, Venus und Jupiter dafür verantwortlich sein könnte. Aber wie schaffen das die kleinen Planeten gegen die große Sonne?

Nur zum Vergleich: Jupiter, Venus und Erde wiegen zusammen 320 Mal so viel wie die Erde, also 320 x 5,97 Trilliarden Tonnen. Klingt unglaublich viel - ist aber gar nichts gegen die Sonne. Deren Gewicht (1,989 x 10 hoch 30 kg) macht 99,86 Prozent der Masse unseres Sonnensystems aus.

Der Größenvergleich ist wichtig. Denn er zeigt, wie wenig nötig sein kann, um die Sonne zu beeinflussen. Denn diese drei Planeten schaffen es offenbar, dass die Sonnenaktivität einem 11-jährigen Rhythmus folgt. Wir sehen dann viele Sonnenflecken, Polarlichter und unsere Technik im All muss vor Sonnenstürmen geschützt werden.

Die Forscher des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) haben jetzt neue Hinweise für den Einfluss der Planeten gefunden, die sie in einer Studie in der Fachzeitschrift Solar Physics veröffentlicht haben.

Wie wirken die Planeten auf die Sonne?

Die Wirkung von Venus, Erde und Jupiter auf die Sonne ist vergleichbar mit der Gezeitenwirkung des Mondes auf die Erde - nur viel kleiner. Sie funktioniert auch nur, wenn die drei Planeten in einer Reihe stehen. Und genau das passiert sehr regelmäßig, wie die Experten bei der Auswertung von Daten aus den vergangenen 1.000 Jahren zeigen konnten.

"Die Übereinstimmung ist erstaunlich genau: Wir sehen eine völlige Parallelität mit den Planeten über 90 Zyklen hinweg", freut sich Dr. Frank Stefani, der Erstautor der Studie. "Alles deutet auf einen getakteten Prozess hin."

Gezeiten allein reichen nicht

Die Planeten des Sonnensystems sind als Bälle dargestellt und liegen auf der Grundlinie eines Fußballtores. Während die Erde ein Fußball ist, ist der Jupioter eine riesige Kugel, die die Höhe des Tores voll ausfüllt. 3 min
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MDR+ Mo 07.01.2019 16:21Uhr 03:11 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/distanzen-groessenverhaeltnisse-sonnensystem-100.html

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Doch die Wirkung der Gezeiten, die die drei Planeten alle 11,07 Jahre auf der Sonne auslösen, würde allein nicht reichen. Die Helmholtz-Forscher fanden aber ein weiteres Indiz. Denn im heißen Plasma der Sonne entstehen Instabilitäten, Störungen der Strömung und des Magnetfeldes. Die Forscher fragten sich: Was passiert, wenn man mit einer leichten, gezeitenartigen Störung auf das Plasma einwirkt? "Das Ergebnis war phänomenal", beschreibt Stefanie die Modellrechnungen. "Die Schwingung wurde richtig angefacht und mit dem Takt der äußeren Störung synchronisiert."

Möglicherweise gibt es noch weitere Faktoren, die die Sonnenaktivität ähnlich beeinflussen und die wir heute noch nicht kennen, so die Dresdner Wissenschaftler in ihrer Mitteilung. Das wollen sie als nächstes mit einem Flüssigmetall-Experiment untersuchen.

Vielleicht kennen wir die Sonne bald so genau, dass wir einen Sonnen-Wetterbericht bekommen. Denn der ist wichtig  für das Wetter auf der Erde - ebenso wie für unsere Satelliten und Raumstationen im Weltall.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. Februar 2019 | 03:05 Uhr