Gimpel und Sperling
Was der Gimpel hier dem Feldsperling wohl erklärt? Vielleicht, dass man mit Platz 4 oder 5 nicht jammern braucht, wenn man selbst auf Rang 23 liegt... Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Stunde der Wintervögel Weniger Vögel in Parks und Gärten: Der Feldsperling macht Sorgen

09. Januar 2023, 16:50 Uhr

Amsel, Drossel, Fink und Star: Welche Vögel wurden bei der Wintervogel-Zählung des Nabu am ersten Januar-Wochenende gezählt? Die ersten Zwischenergebnisse liegen vor. Der Feldsperling macht Sorgen.

Im Winter Vögel zu zählen, fühlt sich an wie Fußball-Bundesliga: Viele spielen mit und am Ende gewinnt Bayern München. Übersetzt auf die Winter-Vogelzählung des Naturschutzbundes Nabu heißt das: Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Feldsperling: Das und in dieser Rangfolge sind nach ersten Auszählungen die Vögel, die am Wochenende am häufigsten und in größter Anzahl in Gärten, Parks und auf Balkonen gesichtet wurden. Allerdings waren es pro Zähl-Ort auch wieder weniger Vögel, durchschnittlich 34, und damit noch einer weniger als 2022. Die Zahlen für das Bundesland Bayern liegen noch nicht vor, da dort eine andere Organisation die Vogelzählung betreut.

Blaumeise und Specht
Der Blaumeisenbestand bleibt gleich, der Bestand der Buntspechte mit 21 Prozent weniger Sichtungen auf Rang 14 Bildrechte: imago/blickwinkel

Auch wurden unter den Top 5 der meistgezählten Vögel weniger Exemplare einer Art als im Vorjahr gesichtet, allein der Bestand der Blaumeise scheint bis zum bisherigen Stand (09. Januar) gleichbleibend. Besonders der Rückgang bei den Feldspatzen macht den Ornithologen des Nabu Sorgen.

Eine Kohlmeise sitzt im knorrigem Geäst eines Korkspindelstrauches
Der Kohlmeisen scheint stabil zu sein. Pro Garten Bildrechte: MDR/Frank Palmdorf

Nabu-Experte Martin Rümmler vermutet, dass der Rückgang der Sichtungen mit dem Rückgang der Brutbestände zu tun hat. Der Feldsperling ist auf Wiesen und an Waldrändern zuhause und die macht der Mensch mit der heutigen Art der Landwirtschaft eher ungemütlich und schlechter bewohnbar für die Feldsperlinge. Wenn sie dann Futter in der Nähe menschlicher Behausungen suchen, haben sie starke Futterkonkurrenten, nämlich die Hausspatzen. Bei Graugänsen, Blässgänsen und Nonnengänsen ist die Tendenz gegenläufig, von ihnen wurden mehr Exemplare gesichtet als in anderen Jahren um diese Jahreszeit, was am milden Wetter liegen kann, wie Nabu-Ornithologe Martin Rümmler vermutet, da die Vögel dann aktiver seien und damit auch von Menschen häufiger gesichtet werden könnten.

Regionale Tendenzen: Im Norden mehr Amseln pro Garten als im Süden

In allen drei mitteldeutschen Bundesländern ist der Hausspatz auf Platz eins der Sichtungen. Dann folgen
in Thüringen: Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Feldsperling;
in Sachsen-Anhalt: Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel;
in Sachsen: Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel.
Der Feldspatz hat überall Rückgänge der Sichtungen im Bereich über 20 Prozent. Bei den Amseln fällt auf: In den nördlichen Bundesländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind im Durchschnitt pro Garten drei Amseln gesichtet worden, in den südlicher liegenden Bundesländern jeweils nur zwei. Aber noch handelt es sich hier nur um Tendenzen, denn bis zum 16. Januar können Ergebnisse beim NABU eingereicht werden, zum Beispiel hier über das Online-Formular.

Und was, wenn man Vögel mit auffälligem Halsband sieht?

Dann hat man es mit einem Exemplar zu tun, das bereits wissenschaftlich beobachtet wird. Das Halsband dient der Identifikation auch aus der Ferne. Die Kennnummer kann dann auf der Seite European Colourring-birding gemeldet werden, bzw. man kann herausfinden, an welchem Standort ein Vogel seine "wissenschaftliche Laufbahn" begonnen hat. Allerdings ist die Seite nicht sehr intuitiv zu verstehen, man muss sich schon ziemlich reinfuchsen.

Kammblässhuhn
Kammblässhuhn, registriert im Dienst der Wissenschaft. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

lfw

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 08. Januar 2023 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

AlexLeipzig am 10.01.2023

Ich glaube, "die Jugend" ist da heute schon besser sensibilisiert als früher, es ist schließlich auch eine Erziehungs- und Vorbildfrage. Es bleibt fraglos viel zu tun, aber noch ist kein Grund zur Resignation da :-)

THOMAS H am 10.01.2023

AlexLeipzig: Noch wichtiger ist für mich jedoch, daß die Jugend selbst denkende Menschen sind und somit auch selbst dahinter kommen sollten, daß die Fehler der Erwachsenen nicht von der Jugend nachgemacht werden müssen, vor allem, wenn sie von Erwachsenen, die sich für den Erhalt der Natur einsetzen, auf Dinge, die sie in ihrem eigenen Umfeld (hier mein Beispiel Oberschule, wo ja die Altersstufen 10 -17 Jahre lernen) , ändern könnten, aufmerksam gemacht werden. Aber gar nicht zu reagieren und weiter zu machen, wie zuvor, zeigt doch ein gewisses Desinteresse, welches auch nicht durch "Streiks" oder "Ankleben" wettgemacht werden kann.

Das Problem ist nur, wir beide werden es, trotz der immer wieder geschriebenen Kommentare, leider nicht ändern.

THOMAS H am 10.01.2023

Und deshalb, @AlexLeipzig, verstehe ich einen Großteil der "Freitagsstreikenden" (Machen die das überhaupt noch?) und der "Letzten Generation" nicht, die sich mit ihren Aktionen zwar Gehör verschaffen wollen, wenn es aber um konkrete Dinge (z. B. Unsere Oberschule im Ort lässt 3-5 mal im Jahr die Grünflächen roden. Auf mein Schreiben, an die Schülerschaft, im Mai 2022, daß dies nicht sein muss = keine Reaktion. Es wurde weiter gerodet.) geht, sieht man die Jugend nicht. Es gibt natürlich Ausnahmen, über die dann, Pressemäßig, groß berichtet wird, aber im Großen und Ganzen, Fehlanzeige, wobei es nachzuvollziehen ist, wenn sie es von den Erwachsenen nicht anders vorgelebt bekommen. Was aber nicht bedeutet, das sie sich nicht selbst, ohne Festkleben u. ä., für den Erhalt der Natur einsetzen könnten, vor allem, wenn sie auf Dinge aufmerksam gemacht werden, die nicht sein müssen.