Frau beim Wandern mit Rucksack und einer selbstaufblasenden Isomatte
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Fernweh Bock auf weit weg? Dann haben Sie vielleicht das "Wanderlust-Gen"

16. November 2024, 13:00 Uhr

Wer gerne seine vertraute Umgebung verlässt, hat vielleicht die Genvariante DRD4-7R. Sie hängt am Dopamin-Rezeptor und wird seit den Neunzigerjahren erforscht. Neben der gesteigerten Abenteuerlust hat die Genvariante aber auch negative Folgen.

Wenn es Sie im grauen Deutschen November aktuell in die Ferne zieht, dann könnte das zum einen an der fehlenden Wärme und Sonne hierzulande liegen. Oder Ihre Gene sind schuld. Wie Sie aus Klimaperspektive mit Ihrem vorbestimmten Schicksal als Reisender umgehen können, lesen Sie in dieser Ausgabe unseres MDR Klima-Updates.

Das Reise-Gen ist vielleicht nicht nur ein sprichwörtliches Phänomen. Zumindest gibt es eine Genvariante, die damit im Zusammenhang stehen könnte. Eine Genvariante des Dopamin-Rezeptors D4, genannt DRD4-7R. Man geht davon aus, dass knapp 20 Prozent der Menschen diese Variante in sich tragen.

Das Wanderlust-Gen ist nicht wissenschaftlich belegt

Diese Menschen können häufiger ruhe- und rastlos sein als andere Menschen und neigen deshalb eher zu "Reisefieber". Sie verlassen gerne ihre vertraute Umgebung, um Neues zu sehen. Das zumindest ist die Argumentation, der der National-Geographic Autor David Dobbs in einem Magazinartikel folgt. Dobbs bezieht sich auf Studien und liefert spannende Argumente. Aber: Es handelt sich um das Werk eines Journalisten, keine wissenschaftliche Studie. Das Wanderlust-Gen ist also nicht als belegt anzusehen.

Dennoch kann man einen Zusammenhang zu wissenschaftlichen Befunden herstellen: DRD4-7R wirkt bei der Regulierung von Dopamin mit. Menschen mit der Variante sind stärker als andere motiviert, sich am sozialen Leben zu beteiligen, sind geistig reger und körperlich aktiver. Das legten zumindest die Befunde von Robert Moyzis und seinen Kollegen an der Universität von Kalifornien in den Neunzigerjahren nahe. In anderen Studien wiederum wurde die Genvariante mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), einer generellen Neigung zu riskantem Verhalten und einem höheren Risiko für Suchterkrankungen in Verbindung gebracht.

Genvariante sorgt für ein hohes Lebensalter

Seit den Neunzigerjahren ist die Genvariante DRD4-7R immer wieder untersucht worden. Eine Studie im Journal of Neuroscience kam beispielsweise 2013 zu dem Ergebnis, dass das "Wanderlust-Gen" auch mit einer gesteigerten Lebenserwartung bei Menschen (und Mäusen) in Verbindung gebracht werden kann. In der Studie erhöhte die Genvariante die Wahrscheinlichkeit, das 90. Lebensjahr zu erreichen – offenbar trotz der Neigung zu riskantem Verhalten.

Links/Studien

Den Artikel Restless Genes von David Dobbs können Sie hier lesen.
Die Studie DRD4 Genotype Predicts Longevity in Mouse and Human ist hier verlinkt.
Dopamin: Genvariante könnte das Leben verlängern im Ärzteblatt

iz

3 Kommentare

D.L. vor 2 Wochen

Ich will ja hier noch weiter lesen...
Allerdings zieht es mich (heute - im "Alter" - weniger als früher) immer wieder in die Ferne.
Und wenn man noch vom Fernweh-Abend inspiriert wird...

MDR-Team vor 2 Wochen

@D.L.
Aber dabei nicht zu viel Risiko eingehen ;)

D.L. vor 2 Wochen

Ich bin dann mal weg... ;)