#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 12. September

12. September 2022, 05:00 Uhr

1897: Irène Joliot-Curie geboren

Am 12. September 1987 wird Irène Joliot-Curie in Paris geboren. Zeit ihres Lebens ist sie erfolgreiche Naturwissenschaftlerin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Frédéric Joliot-Curie erhält sie 1935 den Chemienobelpreis für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität. Bereits die Eltern von Iréne sind wissenschaftlich tätig: Marie und Pierre Curie erhalten 1903 den Physiknobelpreis für die medizinische Verwendung von Strahlung. Marie erhält außerdem 1911 einen Chemienobelpreis für die Entdeckung der chemischen Elemente Polonium und Radium. Insgesamt taucht der Name Curie fünfmal in der Liste der Nobelpreise auf.

Irène Joliot-Curie stirbt 1956 an Leukämie. Vermutet wird, dass die Krankheit Folge ihres Umgangs mit großen Mengen Polonium und ihrem Röntgendienst während des Ersten Weltkriegs ist.

Irène Joliot-Curie und Frédéric Joliot-Curie, 1935
Irène Joliot-Curie und Frédéric Joliot-Curie, 1935 Bildrechte: IMAGO / KHARBINE-TAPABOR

1944: Beschluss über Besatzungszonen

Großbritannien, die USA und die Sowjetunion verabschiedet 1944 das "Londoner Protokoll". Darin vereinbaren die Alliierten, Deutschland in Besatzungszonen und ein gemeinsames Gebiet Berlin aufzuteilen. Frankreich tritt der Vereinbarungen Ende Juli 1945, knapp ein Jahr später, bei. Die volle völkerrechtliche Souveränität erlangt Deutschland schließlich mit Inkrafttreten des Zwei-plus-Vier-Vertrages Anfang 1991 wieder. Bis 1994 ziehen die letzten russischen Soldaten aus Deutschland ab.

1960: Walter Ulbricht wird 1. Staatsratsvorsitzender

Am 12. September 1960 tritt das "Gesetz über die Bildung des Staatsrates" in Kraft und Walter Ulbricht wird 1. Vorsitzender des neu etablierten Staatsrats. Der Rat fungiert als kollektives Staatsoberhaupt und löst somit das Präsidialsystem ab, welches ursprünglich 1949 beschlossen wurde. Zuvor hatte Wilhelm Pieck den Posten als Präsident inne, bevor er am 7. September 1960 verstirbt. Zukünftig wird der Staatsrat alle vier Jahre (ab 1974 alle fünf Jahre) in der Volkskammer gewählt. Das Kollektiv erhält neben den bisherigen Präsidialfunktionen weitestgehend alle exekutiven, legislativen und judikativen Rechte der staatlichen Gewalt. Der Staatsrat hat somit zum politischen und staatlichen Gewaltmonopol. Unter anderem kann das kollektive Staatsoberhaupt Beschlüsse mit Gesetzeskraft fassen.

1971 mündet ein Machtkampf zwischen Walter Ulbricht und Erich Honecker in Ulbrichts Rücktritt von fast all seinen Ämtern. Ulbricht bleibt jedoch bis zu seinem Tod Vorsitzender des Staatsrates. In Folge der politischen Umbrüche und der Ablösung Ulbrichts durch Honecker, wird der Rat allmählich zu einem Repräsentationsorgan ohne politische Einflussnahme degradiert. Walter Ulbricht stirbt nach kurzer Krankheit am 1. August 1973 in Ost-Berlin.

Erich Honecker und Walter Ulbricht winken zur Mai-Parade 1972 in Berlin von der Ehrentribühne
Erich Honecker und Walter Ulbricht winken zur Mai-Parade 1972 in Berlin von der Ehrentribühne Bildrechte: imago images / Sven Simon

1990: Letztes DDR-Länderspiel

Die DDR-Nationalelf bestreitet 1990 ihr letztes Länderspiel. Drei Wochen später soll es die DDR nicht mehr geben. Bis auf Matthias Sammer haben alle Stars abgesagt. Sammer wechselt kurz nach der Wende von Dynamo Dresden zum VfB Stuttgart und läuft seitdem nicht mehr für die DDR-Nationalmannschaft auf. Nur beim allerletzten Spiel im September 1990 gegen Belgien will er dabei sein. Die DDR gewinnt gegen die favorisierten Belgier mit 2:0, zweifacher Torschütze war - Matthias Sammer.

Für den Sieg im allerletzten Länderspiel der DDR erhäkt jeder Spieler 5.000 Ost-Mark Siegprämie, die Trainer Eduard Geyer bei Rückkehr auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof verteilt. In die Geschichte des DDR-Fußballs geht Jens Adler als "letzter Nationalspieler" ein. Trainer Eduard Geyer schickt den Torwart des Halleschen FC in der letzten Minute aufs Spielfeld. Den Ball bekommt Adler nicht ein einziges Mal zu fassen. Nach dem Spiel hat er Tränen in den Augen.

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September 1990: Das legendäre letzte Spiel der DDR-Mannschaft in Brüssel

MDR FERNSEHEN So 12.09.2010 19:00Uhr 01:37 min

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1990: Unterzeichnung Zwei-plus-Vier-Vertrag

Am 12. September 1990 wird in Moskau der Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen den beiden deutschen Staaten (DDR und BRD) und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges (USA, UdSSR, F und GB) unterschrieben – aus den zwei deutschen Staaten wird die Bundesrepublik Deutschland. In insgesamt zehn Artikeln werden die innere und äußere Souveränität des wiedervereinten Deutschlands geregelt sowie die damit verbundenen Konditionen, um Frieden herzustellen und zu erhalten. Dafür werden unter anderem die mitteleuropäischen Grenzen festgeschrieben und erklärt, dass Deutschland keine Gebietsansprüche an andere Staaten stellt. Außerdem werden Vereinbarungen über die Grundausstattung und Personalstärke der deutschen Streitkräfte, über den Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland bis 1994 getroffen und über die Zugehörigkeit in der NATO getroffen. Bis heute wird kritisiert, dass die DDR-Vertreter einen geringen Einfluss auf die Verhandlungen hatten. Unter anderem werden Diplomaten aus Ostberlin mit wenigen bis keinen relevanten Informationen versorgt.

2000: Fälscher der "Hitler-Tagebücher" gestorben

Konrad Kujau stirbt am 12. September 2000. Der gebürtige Sachse sorgte mit den gefälschten "Hitler-Tagebüchern" für eine der größten Enten der deutschen Pressegeschichte. Im Mai 1983 musste der "Stern" eine kurz zuvor begonnene Serie über angeblich aufgetauchte "Hitler-Tagebücher" zurückziehen, weil die Schriften als Fälschungen erkannt worden waren. Kujau kassierte für die falschen Tagebücher mehrere Millionen D-Mark vom "Stern". Er wurde zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.

Konrad Kujau, Fälscher der Hitler-Tagebücher, Aufnahme 22.01.2000
Konrad Kujau, Fälscher der Hitler-Tagebücher, Aufnahme 22.01.2000 Bildrechte: picture-alliance / Berliner_Kurier | Kaufhold Reinhard