Das Altpapier am 21. Dezember 2017 Darf’s ein bisschen 2018 sein?

Ist Facebook eigentlich wie King Kong? Oder passt die Staubsauger-Metapher doch besser auf die Datensammelwut des US-Konzerns? Zum Jahresende wagen Marketing- und Medienmenschen einen Blick in die Kristallkugel und mutmaßen, was 2018 bringen wird. Deutsche Medien sind verwirrt über die schwedische Bedeutung von Einverständnis. Aus der Türkei gibt es weiter bad news zum Thema Journalismus und Teletext ist in Österreich wieder hip. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.

Gestern hatten wir das Thema Facebook (hier im Altpapier) zum Glück ganz oben auf der Ablage mit den Dauerthemen verstaut, sodass heute nicht lange gekramt werden muss. Denn es gibt natürlich einiges an Senf, den diverse Medienmenschen zur Debatte beisteuern möchten.

Kurze Erinnerungsstütze: Das Bundeskartellamt hatte Facebook den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Position vorgeworfen. Vor allem das Sammeln der Daten von Drittanbietern (Instagram, WhatsApp und auch nicht zum Konzern gehörender Anbieter) und deren Zusammenführung mit dem Facebook-Konto sei problematisch. Nun stellt sich natürlich die Frage: Hat das niedliche, kleine, deutsche Kartellamt gegen einen US-Konzern wie Facebook überhaupt irgendeine Chance oder endet das ganze ähnlich wie vor zwei Jahren die geplante "Zerschlagung" Googles durch die EU?

Der Düsseldorfer Kartellrechler Rupprecht Podszun sieht in der Kritik der Wettbewerbsbehörde jedenfalls einen "Weckruf" in Sachen Datenschutz an Facebook. Meedia.de sagte er:

"Eine Behörde wie das Bundeskartellamt hat da eine andere Schlagkraft als die etwas zahnlosen Datenschutzbeauftragten oder die mühsam errungenen Erfolge der Verbände vor Gerichten. Sollte eine Entscheidung gegen Facebook ergehen und diese rechtskräftig werden, wird die Datenschutz-Compliance besser werden müssen".

An der Marktposition von Facebook werde das Kartellamt aber kaum etwas ändern, denn das Verfahren sei "wahrscheinlich erst einmal nicht viel mehr als ein Nadelstich". Erst, wenn Kartellamtspräsident Andreas Mundt damit durchkäme, Facebook als "Marktbeherrscher" einzustufen, sei das Unternehmen in einer "besonderen Verantwortung".

Facebook, das Gorilla-Staubsauger-Dreigespann

Der Vollständigkeit halber sei übrigens auch noch die Stellungnahme des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (auch bei Meedia.de) erwähnt, die sich einer furiosen Bildsprache bedient. Geschäftsführer Stephan Scherzer bezeichnet das Netzwerk darin als "800-Pfund-Gorilla der sozialen Medien", der "entfesselt" und "schrankenlos" die sozialen Medien dominiere. "Marc Zuckerberg muss für sein Dreigespann aus Facebook, WhatsApp und Instagram Verantwortung übernehmen!"

Auf der VDZ-Website steht dazu leider kein untermauerndes King Kong-Video, in dem Zuckerberg als Affe inszeniert wird und Scherzer als weiße Frau in dessen Klauen baumelt. Das hätte ich nach so einer Äußerung von der PR-Abteilung schon erwartet. Und es wäre auch sicher viral gegangen – bei Facebook. Ok, stopp jetzt. So ganz ad absurdum führen will ich die Aussage natürlich auch nicht. Grundsätzlich hat er ja Recht, keine Frage.

Auch der WDR-Blog Digitalistan hat in dem Zusammenhang ein einprägsames Bild für Facebook gefunden, den Datenstaubsauger. Jörg Schieb kritisiert dort, völlig zurecht, dass deutsche Politiker Facebook zu lange hätten machen lassen, statt sich frühzeitig für Nutzerrechte einzusetzen:

"Der springende Punkt ist, dass Facebook die Daten der User sammelt – ungefragt, unkontrolliert und unaufhörlich. Welche Daten da gesammelt werden, was mit ihnen passiert und welche Auswertungen gemacht werden – keiner erfährt es. Das ist und bleibt das Geheimnis von Facebook. Genau das dürfte nicht sein. So gesehen ist es zwar löblich, dass sich die Kartellbehörde der Sache annimmt. Allerdings ist es ein Versäumnis der Politik, dass so etwas überhaupt zulässig ist oder zulässig sein könnte. Es müsste unzweifelhaft klar sein: Ohne Zustimmung der User dürften keine Daten erhoben, gespeichert und ausgewertet werden. Ganz besonders nicht auf Webseiten, die nicht von Facebook betrieben werden, denn dort kann ein normaler User unmöglich damit rechnen, dass Facebook seinen Datenstaubsauger aktivieren kann.

Auch Facebook selbst äußerte sich zu den Kartellamts-Vorwürfen mit betontem Understatement. Hier eine Sammlung der schönsten, bescheidensten Formulierungen aus dem Statement der Facebook-Datenschutzchefin Yvonne Cunnane:

"…Facebook in Deutschland beliebt ist, dominieren wir den deutschen Markt nicht…Bei Facebook finden sich keinerlei Anzeichen eines marktbeherrschenden Unternehmens, weder in Deutschland noch anderswo…Facebook stellt lediglich eine der vielen Optionen dar…Wir stimmen zu, dass Facebook beliebt ist, aber diese Popularität resultiert aus harter Arbeit…Ein dominierendes Unternehmen würde sich anders verhalten…Ein dominierendes Unternehmen kann es sich leisten, unzufriedene Kunden einfach zu ignorieren. Wir müssen jedoch kontinuierlich darauf eingehen, was unsere Nutzer erwarten..."

Das Kartellamt kann in dem Verfahren übrigens frühestens Anfang Sommer 2018 weitere Schritte unternehmen. Also wieder ab auf den Stapel mit den latent aktuellen Dauerthemen...

Blick in die Medien-Kristallkugel

Weiter geht’s mit einem Thema von dem Stapel der immer wieder zum Jahresende aktuell werdenden Themen: Während im deutschen Fernsehen und auch in der Magazinlandschaft im Moment leidenschaftlich gerne auf das fast abgelaufene Jahr zurückgeschaut wird – das Sortiment der Bahnhofskioske besteht grade gefühlt zu 75 Prozent aus "Das war 2017"-Magazinen und auch im TV-Programm jagt eine "Best of"-Sendung die nächste – ist unsere Medienbubble voll von Trendprognosen und Zukunftsvisionen für das kommende Jahr.

Während Rezipienten das Jahr also wohl eher nostalgisch oder vielleicht auch ein bisschen ärgerlich Revue passieren lassen (laut Zeit Online "schmerzt" der Rückblick auf 2017 nämlich), werden wir Medienmacher extra hibbelig und bekommen vielleicht auch ein bisschen Zukunftsangst. Denn Trendforscher, Marketingmenschen und Journalisten wagen einen Blick in die Kristallkugel und der sieht nicht nur rosig aus.

Eine der auf den ersten Blick positiveren Prognosen: Das Ende der Kostenloskultur im Netz soll nahen. Das prognostiziert Goldmedia in seinem "Trendmonitor" und auch das Consulting-Unternehmen Deloitte TMT-Predictions für 2018.

"Das Angebot von Premium-Content im Netz findet immer stärkere Akzeptanz, und immer mehr Nutzer entscheiden sich für die kostenpflichtigen Varianten von Mediendiensten",

heißt es bei Goldmedia. Im österreichischen Standard heißt es über die Deloitte-Prognose:

"Laut Analyse werden im kommenden Jahr weltweit 350 Millionen Mediennutzer insgesamt 680 Millionen Online-Abonnements abschließen. Fast die Hälfte der Mediennutzer in Industrieländern wird bis Ende 2018 über mindestens zwei digitale Medienabonnements verfügen".

Immer mehr Konsumenten werden demnach mehrere digitale Medien-Abonnements nutzen, über 50 Prozent haben bereits heute mindestens zwei Abos. Und die Zahl soll auch weiterhin steigen, denn 2020 sollen es dann vier Abos pro Person sein.

Bei Horizont.de wird die eventuell nun unter Journalisten aufkommende Freude allerdings ganz schnell wieder gebremst, denn es geht bei den Abos nicht unbedingt um journalistische Produkte:

"Allerdings geht es bei dieser Entwicklung weniger um News-Abos; Video-On-Demand und Musikstreaming-Dienste spielen bei den digitalen Abonnements die Hauptrolle."

Dass im kommenden Jahr ein "Ende der Kostenloskultur", wie das Werbermagain W&V titelt, erreicht wird, ist also doch eher unrealistisch. Dass der Journalismus mit Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen einen kleinen weiteren Schritt in diese Richtung macht halte ich für wahrscheinlicher und natürlich sehr wünschenswert. 

Während sich die Beraterfirmen also eher auf’s Marketing konzentrieren trumpfte das Nieman Lab der Harvard Universität diese Woche gleich ganz bescheiden mit 117 Experten-Voraussagen auf, hauptsächlich zu Themen, die vor allem Journalisten betreffen.

Ernst-Jan Pfauth vom niederländischen Correspondent spricht sich z.B. dafür aus, weniger Masse, dafür mehr personalisierte Informationen und Hintergrund zu veröffentlichen. Nicht nur aus irgendwo im Über-Ich verorteten ethischen Idealen, sondern aus rein praktischen, bzw. finanziellen Gründen:

"Basically, we peddle today’s news while failing to put at readers’ disposal everything else that’s ever happened and been reported on. That means we aren’t informing the public as effectively as we could. So readers lose the thread of what’s happening, or grow cynical about a world that’s presented as a succession of unrelated incidents. Either way, people stop paying, since we’re not delivering the promised service.”

Rasmus Kleis Nielsen vom Reuters Institute in Oxford befürchtet, dass die offene Verbreitung von Medien-Inhalten über große Plattformen enden und die Plattformen die Medienlandschaft damit regulieren könnten:

"I fear 2018 will be the year we will see a major platform decide that news is simply not worth the trouble and move to (1) reduce the role of news and systematically separate it from other content and (2) reduce the number of news organizations allowed to publish to the platform, strictly controlling who has the opportunity.”

Er befürchtet ein "Snapchat Szenario", denn die App kontrolliert, welche Medien überhaupt Inhalte veröffentlichen können und nach welchen Regeln das passiert. Die Plattformen könnten damit wesentlich mehr Kontrolle über die Inhalte ausüben. Erste Anzeichen für so eine Entwicklung sieht Nielsen in der Überlegung Facebooks, einen reinen Medien-Feed einzuführen und diesen vom restlichen Newsfeed abzukoppeln.

Falls Sie sich noch nicht durch den Berg der 117 Experten-Texte gewühlt haben: Vielleicht was zum Schmökern, falls entfernte Familienmitglieder über die Feiertage etwas anstrengend werden (wenn grade kein gutes Buch zur Hand ist oder die Weihnachtsklassiker im TV schon vorbei sind). Zwischen optimistischen Prognosen und Horrorszenarien (wie von Nielsen) ist alles dabei…

Einvernehmlichkeit vs. Einverständniserklärung

Weiter geht’s mit einem Roundup zur #metoo-Debatte und was wir Medienmenschen daraus machen: Die anhaltende Diskussion um sexuelle Gewalt und Sexismus wird ja weiterhin mit Bluthochdruck geführt. In den Kommentarspalten von Facebook, Twitter und Co. wird bei dem Thema besonders leidenschaftlich geschimpft und beleidigt und auch in den klassischen Medien ist die Debatte extrem aufgeladen. In den vergangenen Tagen wurde ja z.B. Matt Damon für seine Äußerung kritisiert, es gebe ein Spektrum an sexueller Belästigung und ein "Klaps auf den Hintern" sei etwas anderes als Vergewaltigung. Unter dem Hashtag #damonsplaining erntete der Schauspieler vom britischen Guardian (hier und hier) und natürlich auch bei Twitter harsche Kritik und Spott. Er relativiere die Anschuldigungen der #metoo-Debatte, er solle einfach "die Klappe halten", etc. 

Da wäre es ja wünschenswert, bei einem solch aufgeladenen Thema besonders aufmerksam, sensibel und differenziert zu berichten. Hierzulande musste daran nun ausgerechnet ein Satire-Magazin erinnern – der Postillon. Dabei geht’s um den schwedischen Gesetzesvorschlag zur Verfolgung sexueller Übergriffe, der am Sonntag vorgestellt wurde. Vergewaltigung wird dadurch neu definiert und kann auch vorliegen, wenn keine Gewalt angewendet wurde.  Auf der Seite der schwedischen Botschaft in Berlin heißt es dazu:

"Der Unterschied zur bisherigen Gesetzgebung besteht darin, dass zukünftig jede sexuelle Handlung, die nicht im gegenseitigen Einverständnis geschieht, strafbar wird. Bislang setzt der Tatbestand der Vergewaltigung die Anwendung von Gewalt oder Bedrohungen voraus. (…) Die aktuelle Gesetzgebung sieht vor, dass Opfer von sexuellen Übergriffen ihren Widerstand durch Worte oder Handlungen deutlich zum Ausdruck gebracht haben müssen. Die nun vorgeschlagene Gesetzgebung möchte die Opfer von dieser Verantwortung befreien und stattdessen die Angeklagten stärker in die Pflicht nehmen. (…) Die Unschuldsvermutung gilt selbstverständlich weiterhin."

Deutsche Medien wie die Augsburger Allgemeine, der Focus oder die Welt zogen den Gesetzesvorschlag allerdings mit Überschriften wie "Selbst bei der eigenen Ehefrau: Neues Vergewaltigungs-Gesetz: Schweden müssen  sich vor Sex Genehmigung einholen" oder "Schweden treibt die sexuelle Korrektheit auf die Spitze" ins Lächerliche und stellten die Fakten falsch dar. In dem Gesetz geht es nämlich nicht um eine offizielle Bestätigung vor jedem Sex, sondern um gegenseitiges Einverständnis: definitiv ein Unterschied.

Bei Twitter wies der Postillon mehrfach auf die verdrehten Tatsachen hin. Postillon-Gründer Stefan Sichermann sagte im Interview mit Alexander Becker von Meedia.de:

"Das bedeutet relativ simpel, dass beide Beteiligten, den Sex wollen müssen. Wie genau das signalisiert werden muss, steht da wiederum nicht. Es muss halt klar sein. Dem kann man eigentlich kaum widersprechen. Und dem widerspricht auch in Schweden so gut wie niemand. Alle Parteien stimmen dafür. Auch die rechte Partei der Schwedendemokraten, die alles andere als glühende Feministen sind. Daran kann man schon erkennen, dass das Gesetz nicht so dramatisch ist, wie in Deutschland dargestellt. Wenn es Kritik gibt, dann, dass das Gesetz nicht viel ändern dürfte, also alles fast gleich bleibt. Kritiker nennen das Symbolpolitik, Verteidiger des Gesetzes sagen, es könnte helfen, die Mentalität zu ändern."

Und er kritisiert das, was in der deutschen Berichterstattung aus dem Gesetzesvorschlag geworden ist:

 "In deutschen Medien wird es allerdings so dargestellt, als müssten Männer (obwohl das Gesetz für alle gilt, nicht nur für Männer) jetzt immer vor dem Sex selbst ihre Ehefrau fragen, sonst wäre es automatisch eine Vergewaltigung. Oft heißt es sogar, man muss am besten schriftlich zustimmen. Und das wird geliket und geteilt, weil alle denken, dass die Schweden spinnen. (…) Die meisten völlig falschen Artikel in Deutschland kommen übrigens von einem Autor. (…) Daraus scheint auch eine dpa-Meldung entstanden zu sein. Focus Online schreibt wiederum von der Augsburger Allgemeinen ab und zitiert das und so geht es munter weiter. Am schlimmsten ist das dann bei der Welt, wo es heißt, Schweden ist jetzt mit Saudi-Arabien und dem Iran das unromantischste Land der Welt. Ulf Poschardt jammert ähnlich. Naja, und noch verrückter wird es dann, wenn auch noch ZDF "heute" (bei Twitter) und BR24 den gleichen Mist ablassen."

Taz.de titelte am Mittwoch nach der Postillon-Kritik nahezu schadenfroh: "Faktencheck ist sexy" und diagnostiziert, das Gesetz sprenge "die Vorstellungen der deutschen Presse darüber, wie konsensueller Sex aussehen kann". Das ist es allerdings auch wiederum etwas verallgemeinernd, denn immerhin das junge Online-Magazin der Zeit, ze.tt, berichtete differenziert und vereinfachte den Gesetzesvorschlag nicht mal im Leadsatz:

"Unter dem geplanten Gesetz sollen alle sexuellen Handlungen, denen zuvor nicht verbal oder durch andere, klare Zeichen einvernehmlich zugestimmt wurde, als Vergewaltigung gelten können."

Mittlerweile haben einige Medien ihre Berichterstattung übrigens korrigiert.

Quasi einen Jahresrückblick zu #metoo gibt’s im SZ-Podcast "Das Thema". Hat sich etwas verändert? Können Frauen freier über Übergriffe sprechen? Wie haben die Medien berichtet und welche Rolle spielt Sprache in der Debatte?

Altpapierkorb (Dündar, G20-Fahndung, Breitband, Sexismus)

+++ Bad news are bad news: Schlechte Mediennachrichten gab es in diesem Jahr ja eigentlich genug aus der Türkei (Yücel, Tolu, Cumhuriet, etc.). Hier kommt leider noch eine: Can Dündar, dem ehemaligen Chef der Cumhuriyet, droht in der Türkei eine weitere Haftstrafe. 15 Jahre fordert die Staatsanwaltschaft laut dpa-Meldung bei Spiegel Online. Vorwurf ist mal wieder die Zauberformel um unbequeme Journalisten in Schwierigkeiten zu bringen: Unterstützung einer Terrororganisation.

+++ Zur Fotofahndung nach G20-Demonstranten hat der NDR Erfolge und kritische Stimmen zusammengetragen. Gestern wurde hier im Altpapier ja bereits über Beschwerden zur Bild-Schlagzeile "Krawall-Barbie" berichtet. Im Deutschlandfunk kritisiert der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke die Entscheidung des Richters, die Bilder für eine Öffentlichkeitsfahndung freizugeben: "Man hätte allerdings schon sehr genau bei jedem Bild abwägen müssen: Was hat derjenige für eine Straftat getan? Und liegen genügend Anhaltspunkte vor, dass er dringend tatverdächtig ist? Ich befürchte, dass unter den 100 Leuten auch einige dabei sind, die besser nicht in der Öffentlichkeit gesucht geworden wären."

+++ "Der ZDF-Fernsehrat ist endlich vollzählig, und es hat nur läppische anderthalb Jahre gedauert", schreibt Boris Rosenkanz bei Übermedien und erklärt, wer so halb drin ist und wer nicht.

+++ Großbritannien will Breitbandinternet mit 10 Mbit pro Sekunde bis 2020 zu allen Bürgern bringen, berichtet der Guardian. Das soll für Großstädte genau so gelten wir für ländliche Regionen. Auf der SZ-Wirtschaftsseite heißt es dazu: "Ofcom, die Medienaufsichtsbehörde des Vereinigten Königreiches, hatte zuletzt bemängelt, dass Familien in ländlichen Gebieten bei der Internetversorgung benachteiligt würden. Etwa 17 Prozent der Haushalte dort seien nicht mit angemessenen Internetverbindungen versorgt, verglichen mit nur zwei Prozent in den Städten." In Deutschland wird das Breitband-Ziel ebenfalls nach einem Bericht im SZ-Wirtschaftsteil (leider nicht online) für 2018 leider verfehlt. Alle deutschen Haushalte hätten nach der Digitalen Agenda der Bundesregierung zum Jahreswechsel mit einem solchen Anschluss versorgt sein sollen. Laut Bundesnetzagentur werden es zu Silvester aber nur 80 Prozent sein.

+++ In Österreich brodelt es ja schon seit einigen Tagen zwischen Presse und neuer Regierung (wie z.B. in diesem Altpapier berichtet). Laut Standard gibt es nun einen Regierungssprecher. Bisher sind Kanzler und Vizekanzler selbst vor die Presse getreten. Der Standard sieht darin einen "Schlag gegen Presse und Informationsfreiheit".

+++ Die erste deutsche Netflix-Produktion "Dark" soll weiterlaufen. Wie viele Episoden es in der zweiten Staffel geben soll und ob die Schauspieler wieder mit dabei sind, ist laut Spiegel Online noch nicht klar. Die Mystery-Serie sei bei Kritikern gut angekommen, schreibt dwdl.de. Genaue Reichweiten seien allerding nicht bekannt, denn "wie immer schweigt Netflix zu den Abrufzahlen. Es ist allerdings die Rede davon, dass 'Dark' schon jetzt eine der am meisten gesehenen nicht-englischsprachigen Serien auf Netflix ist."

+++ Neues aus der Gerüchteküche um das Game of Thrones zwischen den Plattformriesen Amazon und Google: Der österreichische Standard und digitalfernsehen.de spekulieren, dass der Konzern eine Plattform namens "Amazontube" aufbauen und damit Googles Youtube Konkurrenz machen will. "Die Beantragung des Markenschutzes für den Namen 'Amazontube' kam pikanterweise genau an dem Tag, als Youtube bekanntgab, von Neujahr an sich von Amazon-Geräten zurückziehen. Die Terminierung kann reiner Zufall sein, aber auch als Konter im schwelenden Disput zwischen den beiden Internetriesen verstanden werden", heißt es bei digitalfernsehen.de.

+++ Sexismus ist nicht nur ein Problem in der Film-Branche, der Medienbranche und generell der Gesellschaft, sondern wird, natürlich, auch auf dem Werbemarkt immer wieder kritisiert. Sechs kleine Unternehmen mussten jetzt eine Rüge vom Werberat einstecken, weil sie mit diversen weiblichen Körperteilen unangemessen für ihre Angebote warben, heißt es bei W&V. Der Werberat kritisiert in den meisten Fällen eine Objektifizierung und Degradierung von Frauen. Die abgebildeten Models würden auf ihre Sexualität reduziert.

+++ Noch eine kleine Kuriosität zum Schluss: Entweder ist der österreichische Teletext extrem innovativ oder die österreichischen Onlinemedien waren in diesem ja nun fast abgelaufenen Jahr besonders lame. Jedenfalls hat ein Teletext-Angebot des ORF nach einem Bericht beim Standard den Karl-Renner-Publizistikpreis in der Kategorie Onlinemedien gewonnen.

Neues Altpapier (letzte in diesem Jahr) gibt’s wieder am Freitag.