Kolumne: Das Altpapier am 8. Februar 2024 Milchmänner-Rechnungen
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08. Februar 2024, 11:25 Uhr
Wenn die Süddeutsche Zeitung investigativ arbeitet, ist es Qualitätsjournalismus. Wenn jemand investigativ über sie berichtet, ist es ein Angriff auf die Pressefreiheit. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Heute kommentiert Ralf Heimann die Medienberichterstattung.
Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.
Wer hat denn nun recht?
In dem Musical "Anatevka", das die Geschichte des lebensklugen Milchmanns Tevje und seiner Familie erzählt, gibt es eine Szene, in der zwei Männer sich hitzig streiten und Tevje beide von ihrem Standpunkt überzeugen wollen. Der erste Mann schildert, wie er die Sache sieht. Tevje hört es sich an und sagt: "Du hast recht." Der zweite Mann schildert daraufhin seine Meinung. Tevje sagt: "Du hast auch recht." Dann kommt ein Dritter daher, der sagt: "Aber Tevje, sie widersprechen sich. Wie können Sie alle beide recht haben?" Tevje überlegt und sagt: "Weißt du was, du hast auch recht."
Ein bisschen so ist es in der Auseinandersetzung zwischen dem Magazin "Medieninsider" und der "Süddeutschen Zeitung" (Altpapier). Das Magazin hat sehr ausführliche Informationen, vielleicht einen Mitschnitt aus einer Redaktionskonferenz bekommen und darüber berichtet. Die Zeitung hat mit großem Aufwand versucht, herauszufinden, wer das alles geleakt hat.
Der auf Überwachung spezialisierte Journalist Daniel Moßbrucker schreibt in einem Gastbeitrag für "Netzpolitik.org":
"In diesem Fall haben beide Seiten in ihrer jeweiligen Binnenlogik nachvollziehbar gehandelt. Weder wollen wir einen Journalismus, in dem Redakteur:innen regelmäßig aus Sitzungen berichten und damit das Vertrauen im Kollegium zerstören. Noch wollen wir Medienhäuser, die umfassend ihre Mitarbeiter:innen überwachen, um sich gegen kritische Berichterstattung zu wehren."
Moßbrucker erklärt auch, was die Sache so schwierig macht:
"Der Fall ist schwierig zu bewerten, weil das Vorgehen der SZ gleich zwei hohe Güter des Journalismus bedroht: erstens den Quellenschutz des Medieninsider wegen der Metadatenanalysen der Süddeutschen Zeitung und zweitens das Redaktionsgeheimnis der SZ, weil die Quelle(n) des Medieninsider eine Redaktionssitzung der SZ heimlich mitgeschnitten haben soll(en). Welches Gut überwiegt?"
Kompliziert wird es, weil ein Medium, das sich auf diese Rechte berufen kann, über ein anderes Medium berichtet, das diese Rechte ebenfalls hat.
Der in Deutschland unter anderem in der Strafprozessordnung verankerte Quellenschutz erlaubt es Journalistinnen und Journalisten, über ihre Quellen zu schweigen. Wäre das nicht so, wäre man als Quelle schön blöd, Redaktionen Dinge zu verraten, die einen selbst in Gefahr bringen können.
Damit Redaktionen den Schutz ihrer Quellen garantieren können, genießt das, was in der Redaktion gesagt wird oder herumliegt, einen besonderen Schutz. Das ist das Redaktionsgeheimnis.
So kommt das zustande, was in einigen Beiträgen nun als Doppelmoral beschrieben wird, zum Beispiel von Benedict Neff in der "Neuen Zürcher Zeitung". Er schreibt:
"Bei der Affäre um eine geleakte Redaktionssitzung erweist sich der Verlag als heuchlerisch: Wenn die 'SZ' investigativen Journalismus betreibt, ist es Qualitätsjournalismus. Wenn die 'SZ’ selbst von investigativem Journalismus betroffen ist, ist es ein Angriff auf die Pressefreiheit oder eine rechte Verleumdungskampagne."
Wenn wir die "rechte Verleumdungskampagne" hier mal herausnehmen, muss man sagen: Ja, genau so ist es, aber nicht alles daran ist widersprüchlich. Und das wird dann deutlich, wenn man sich klarmacht, dass die Süddeutsche Zeitung nicht nur aus einer einzigen Recherche besteht.
Die Berichterstattung aus der Redaktionskonferenz mag in diesem einen Fall gerechtfertigt sein, weil sie einen mutmaßlichen Missstand öffentlich macht, aber gleichzeitig ist es in gewisser Weise ein Angriff auf die Pressefreiheit, denn die Recherche schadet der Zeitung auch in ihrer Absicht, über andere Dinge zu berichten, wenn bekannt wird: So geschützt ist das alles gar nicht, was hier in der Redaktion passiert.
In dem berechtigten Wunsch, die undichte Stelle zu finden, um damit dokumentieren zu können, dass Informationen bei der Zeitung schon sicher aufgehoben sind, kann wiederum der "Medieninsider" ebenfalls einen Angriff auf seine Pressefreiheit sehen, denn wenn es gelungen wäre, mithilfe von Überwachung den Whistleblower zu identifizieren, wäre das auch Überwachung der Kommunikation des "Medieninsiders".
Und so wird klar, warum es nicht wahnsinnig bigott ist, wenn die SZ, wie "Bild"-Chefredakteurin Marion Horn "nur fürs Protokoll" noch einmal betont hat, "sich in Artikeln damit rühmt, bei 'Bild' mitzuhören, was wir intern besprechen".
Es ist sogar so: Würde die SZ jetzt die Ansicht vertreten, dass Berichte aus ihrer eigenen Redaktionskonferenz eben Teil von journalistischen Recherchen sein können, damit hingenommen werden müssen und so gesehen ja im Grunde sogar gut sind, entstünde der Eindruck, dass die Zeitung aufgrund ihres eigenen Selbstverständnisses sehr viel Verständnis dafür hat, wenn ihr jemand aus guten Gründen schadet. Auch darin könnte man allerdings wieder eine Inkonsistenz sehen, denn dann würde die Zeitung ihren Quellen auf der einen Seite signalisieren: "Eure Informationen sind bei uns absolut sicher." Gleichzeitig aber auch sagen: "Damit, dass sie unter Umständen öffentlich werden, müsst ihr schon leben."
Abwägen? Auf keinen Fall.
Ein paar Kritikpunkte gibt es dann doch. Daniel Moßbrucker schreibt etwa, es sei "erstaunlich", wie die Zeitung "die datengestützte Überprüfung der eigenen Redaktion einzuordnen versucht". Chefredakteur Wolfgang Krach hatte gesagt, man habe nicht Inhalte von E-Mails oder Telefonaten überwacht, sondern nur Verbindungsdaten, also Metadaten.
Moßbrucker hält das aus drei Gründen für nicht überzeugend.
Erstens: Die Analyse von Metadaten sei üblicherweise der erste Schritt. So könne man eingrenzen, wer überhaupt für eine genauere Suche in Frage kommt. Bleibt die Suche ergebnislos, sei der zweite Schritt, das Durchleuchten der Inhalte, gar nicht möglich. Das könnte der Grund dafür sein, dass die Suche sich auf Metadaten beschränkte.
Und kleiner Einschub, es ist ja vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass die Zeitung, in diesem Fall zu ihrem eigenen Leidwesen, Leute eingestellt hat, die wissen, wie man Quellen schützt und das in diesem Fall an ihrem eigenen Beispiel vorführen.
Zweitens: Der von Wolfang Krach erklärte Unterschied, also die Beschwichtigung, es sei hier ja nur um Metadaten gegangen, suggeriert, dass das völlig in Ordnung ist. Metadaten seien aber rechtlich genauso geschützt wie die Inhalte selbst, schreibt Moßbrucker. Dass es sich um weniger sensible Daten handle, sei also falsch.
Drittens: Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hatte von einer "umfassenden Durchsuchung" gesprochen, die "Welt" hatte geschrieben, das sei falsch. Moßbrucker schreibt, es sei vielleicht ungenau, aber nicht falsch. Die SZ habe "zweifelsohne (…) umfassend in das Kommunikationsgeheimnis ihrer Mitarbeitenden eingegriffen".
Bleibt die Frage, ob die Überwachung gerechtfertigt war. Daniel Moßbrucker schreibt, dass die Zeitung derart "enorme Anstrengungen" unternehme und Daten analysiert, um Whistleblower zu finden, wirke einschüchternd.
Moßbrucker:
"So etwas sollte und darf im deutschen Journalismus keine Schule machen. Würden alle Medien so handeln, wäre investigativer Medienjournalismus am Ende."
Vorsichtige Einschätzung von uns: Das wäre nicht gut.
Also was tun? Wie immer, wenn sich mehrere konkurrierende Rechte gegenüberstehen, abwägen?
Genau davon würde Moßbrucker abraten, denn "es geht um zwei Werte, die für die Erfüllung ihrer Aufgaben essenziell und absolut gelten müssen". Wäge man ab, spiele man sie gegeneinander aus. Sein Ratschlag wäre also im Grunde: Man sollte es sehen wie der Milchmann Tevje. Beide Seiten haben hier eine berechtigte Perspektive.
Zitieren ohne Quellenangabe. Wo ist die Grenze?
Hier kommt allerdings auch noch die Sache ins Spiel, um die es in der Auseinandersetzung eigentlich geht. Das sind die Plagiatsvorwürfe gegen die stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid, die sich vorübergehend zurückgezogen hat, um das Ergebnis der Untersuchungen abzuwarten.
Auftritt Steffen Klusmann. Der frühere "Spiegel"-Chefredakteur, der inzwischen beruflich vor allem anderen ihren Kram hinterherräumt, soll zusammen mit Henriette Löwisch, der Leiterin der Deutschen Journalistenschule und dem Journalistik-Professor Klaus Meier ein bisschen Ordnung in die Sache bringen, damit etwas klarer wird, worüber wir denn überhaupt reden (Idee für ein populäres TV-Format: Klusmann, der Redaktionstester. Oder: Stefffen Klusmann – Einsatz in vier Redaktionswänden).
Die Frage ist: Hat Alexandra Föderl-Schmid tatsächlich gewohnheitsmäßig Versatzstücke aus Texten anderer zum Schreiben verwendet, wie drei Beispiele aus einem Blogbeitrag des – um mal wegzukommen von der Bezeichnung "Plagiatsjäger" – Zitatezorros Stefan Weber es nahelegen?
Das erste Beispiel ist gleich der erste Absatz ihrer Dissertation, der ein Hinweis auf ihre Arbeitsweise sein könnte. Sie übernimmt Formulierungen, Begriffe und Aussagen wörtlich und redigiert sie zu einem Absatz zusammen, als wären es Agenturtexte.
Das kann natürlich eine Art Sample-Mentalität sein, hinter der nicht die Absicht stehen muss, Fragmente zu klauen (was dann aber schon passiert), sondern die Überzeugung, dass man aus Versatzstücken etwas Neues zusammensetzt. Ungefähr so könnte man das verstehen, was die Journalistin Barbara Tóth in einem Thread bei X beschreibt. Sie, selbst promovierte Historikerin, hat Föderl Schmids Dissertation gelesen und kommt zu dem Ergebnis:
"eine umfangreiche, eigenständige und verdienstvolle Arbeit – mit einigen wenigen (2) kaum relevanten Ungenauigkeiten, die man anno 1996 wohl nicht gefunden hätte ohne die heutigen Textanalysesysteme".
Dabei weist Barbara Tóth auf eine kurios wirkende Befangenheitserklärung des Duplikate-Detektivs (wie ist das?) Stefan Weber hin, in der dieser offenlegt, dass er am selben Institut promoviert hat wie Alexandra Föderl-Schmid, und vor allem den Begutachter der Dissertation persönlich kennt, sehr gut sogar aus einem Streit, den er bei der Gelegenheit auch noch mal grob nachzeichnet, und der laut Weber unter anderen die Ursache hatte, dass der Professor nicht mit Computerprogrammen umgehen konnte. Möglicherweise hatte er aber auch mit politischen Überzeugungen zu tun. Der Professor gehört laut Weber zur "linken professoralen Reichshälfte am Institut" (Selbstanzeige: Das ist hier falsch zitiert, weil es im Text etwas anders zusammengefügt ist).
Andererseits werfen Webers Beispiele die Frage auf, ob Föderl-Schmids Arbeitsweise so tatsächlich vertretbar ist. In einem Nachtrag schreibt er:
"Mittlerweile habe ich von einem Kollegen eine Tabelle erhalten, die noch einmal alle bisherigen Befunde toppen sollte (wird fortgesetzt)."
Bewerten kann man das hier noch nicht. Aber man kann natürlich schon fragen, wo eine Grenze liegen sollte, wenn es darum geht, mit fremden Texten zu arbeiten, und seien es nur simple Beschreibungen oder Begriffserklärungen.
Götz Hamann schreibt in einem Beitrag für "Zeit Online", dort gelte: "Passagen aus anderen Medien werden nicht ohne Kennzeichnung übernommen." In der Branche gebe es dafür keine Standards.
Hamann schreibt:
"Aus dem Fall von Alexandra Föderl-Schmid könnte insofern eine produktive Debatte über den aktuellen Nachrichtenjournalismus entstehen: Ob etwas, das vielerorts über Jahre hingenommen wurde, heute noch standesgemäß ist. Ohnehin muss sich der Journalismus in den kommenden Jahren von Texten abgrenzen, die KI-Programme wie ChatGPT schreiben, schließlich kann eine KI schneller als jeder Journalist aus vorhandenen Texten einen neuen zusammenstellen. (ZEIT ONLINE und DIE ZEIT kennzeichnen Bilder und Texte, die von KI-Systemen generiert wurden.)"
So eine Diskussion würde der Branche in jedem Fall gut tun, denn da gäbe es eine ganze Menge zu diskutieren, nicht nur über Plagiate oder Künstliche Intelligenz. Bei der Gelegenheit könnte es auch um die Praxis gehen, dass Zeitungen ihren Leserinnen und Lesern Pressemitteilungen als journalistische Beiträge unterjubeln. Dazu denkt man sich Kürze aus wie "pd", was "Peter Dahlheim" bedeutet könnte, tatsächlich aber, wenn man nachfragt, "Pressedienst" heißt; so entsteht wenigstens der Anschein, jemand aus der Redaktion hätte das alles geschrieben. In vielen Lokalredaktionen ist das gängige Praxis, weil es am Ende vor allem darauf ankommt, dass das Ergebnis wie Journalismus aussieht. Wichtig wäre aber, dass Redaktionen garantieren, dass es auch Journalismus ist.
Offenlegung: Ich habe bis vor einigen Jahren regelmäßig für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" gearbeitet.
Altpapierkorb (Yascha Mounk, Compact, Kulturrat NRW, Urteil zu Angriff auf ZDF-Team, Nius, AfD-nahe Anzeigenblätter, AfD-Radiosender, Satire-Honig-Streit)
+++ Die Journalistin Celeste Marcus, leitende Redakteurin des Kultur- und Politikmagazins "Liberties", beschuldigt "Zeit"-Herausgeber Yascha Mounk, sie vor drei Jahren vergewaltigt zu haben, berichtet Anton Rainer für den "Spiegel". Mounk bestreitet den Vorwurf, lässt sein Amt bei der "Zeit" aber vorübergehend ruhen.
+++ Das rechtsextreme "Compact"-Magazin verschwindet aus Bahnhofsbuchhandlungen. Nach den Gruppen Valora und Dr. Eckert (Altpapier gestern) hat nun auch der Wettbewerber Lagardère Travel Retail angekündigt, das Magazin nicht länger in die Auslagen zu stellen, berichtet der "Spiegel". Interessant ist die Formulierung. Der "Spiegel" hat gefragt, ob das denn bedeutet, dass die "Compact"-Titel nicht mehr verkauft werden, oder dass man sie jetzt einfach unter die Ladentheke legt und nur noch auf Nachfrage herausgibt. Eine Antwort darauf gibt es laut "Spiegel" bislang noch nicht.
+++ In der Debatte um die Reform der öffentlich-rechtlichen Sender fordert der Kunst-und-Kultur-Lobbyverband Kulturrat NRW, dass die Sender eigenständig bleiben, die grobe Struktur sich also nicht verändert, denn das sei – etwas verkürzt – besser für die Kultur und die Regionen, berichtet "epd Medien". Im Sinne des Zukunftsrats (Altpapier), der sich Gedanken über einen Umbau des öffentlich-rechtlichen Systems macht, wäre das allerdings nicht. Der Rat hatte betont, die Vorschläge sollten als Gesamtpaket umgesetzt werden. Er hatte allerdings auch darauf hingewiesen, dass sie nicht vollständig seien. Und damit wieder zum Kulturrat. Er vermisst zum Beispiel Angaben dazu, welche Bedeutung die Orchester in Zukunft haben sollen, und wie die ARD mit Kulturinstitutionen zusammenarbeiten wird.
+++ Vier Jahre nach einem Angriff auf ein ZDF-Team bei einer Querdenker-Demo in Berlin sind vier Täter rechtskräftig verurteilt worden, berichtet die Deutsche Presseagentur, hier bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
+++ Stefan Niggemeier ist für "Übermedien" der Frage nachgegangen, wie das "rechte Agitprop-Portal" (Armin Wolff) "Nius" zu seinen Ergebnissen und Schlüssen kommt. In dem von Niggemeier analysierten Fall hatte die Redaktion den Eindruck (oder wie man dort sagt: Beleg), dass Arbeitsminister Hubert Heil seinem Bruder, dem "Kontraste"-Redaktionsleiter Georg Heil, ausgeplaudert haben könnte, dass der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen als Rechtsextremist beobachtet wird. Um das herauszufinden, fragte "Nius" in der "Monitor"-Redaktion an. Warum auch nicht. Beziehungsweise: "Nius" hatte gar nicht gefragt, wie sich später herausstellte. Kurzum: Der Artikel ist inzwischen gelöscht. Niggmeiers Text ist trotzdem weiterhin lesenswert.
+++ In der aktuellen Ausgabe der "Zeit" berichten Johanna Jürgens und Martin Nejezchleba über AfD-nahe Anzeigenblätter in Ostdeutschland, die den Regionalzeitungen Konkurrenz machen. Laut Stephan Kramer, Verfassungsschutz-Präsident in Thüringen, steht dahinter eine "ausgeklügelte Medienstrategie" der AfD und anderer Rechtsextremer. Sie nutzten die Akzeptanz der Anzeigenblätter, um, so Kramer, "bedarfsorientiert Hass und Hetzparolen in die sozialen Räume zu streuen". Und wie wir wissen: Der Bedarf dort ist groß.
+++ Auch andere sogenannte "Alternativmedien" machen den traditionellen Medien und öffentlich-rechtlichen Sendern in Ostdeutschland Konkurrenz, berichtet Brandenburg-Korrespondent Christoph Richter für das Deutschlandfunk-Medienmagazin "@mediasres". Ein früherer Kollege beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Burkhard Müller-Ulrich, inzwischen AfD-Mitglied, betreibt etwa in der Schweiz den Sender "Kontrafunk", der laut Richter von 71 Investoren mit insgesamt 2,5 Millionen Schweizer Franken im Jahr finanziert wird. Auch um den geht es in dem Beitrag.
+++ Im "Satire-Honig-Streit", wie "epd Medien" so schön schreibt, zwischen dem ZDF-Moderator Jan Böhmermann und einem sächsischen Imker fällt heute die Entscheidung. Kurz zusammengefasst, worum es geht: Böhmermann hatte dem Imker in seiner Sendung vorgeworfen, mit vermeintlichen Umweltschutzmaßnahmen ("Beewashing") Geld zu verdienen. Der Imker hatte ein Foto von Böhmermann sowie den Vorwurf auf Honiggläser gedruckt und verkauft. Böhmermann sieht seine Persönlichkeitsrechte verletzt. Der Imker nennt das Satire. Wir sind gespannt.
Das Altpapier am Freitag schreibt Jenni Zylka.