Kolumne: Das Altpapier am 25. September 2024 Sahra Wagenknecht braucht morgens zehn Minuten für ihre Frisur
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25. September 2024, 13:31 Uhr
Journalisten, die in Sachen Trump "Sane Washing" betreiben, verformen die Realität, um die überkommenen Regeln der Branche beibehalten zu können. Das Wagenknecht-Doku-Fieber ist jetzt auch im ZDF ausgebrochen. Heute kommentiert René Martens die Medienberichterstattung.
Inhalt des Artikels:
- "Wir lassen die Gesellschaft im Stich, uns alle"
- Harris’ Strategie, die etablierten Medien zu meiden, ist richtig
- "Die profilierteste und bekannteste Marionette Putins in Deutschland"
- Ironie setzt voraus, etwas verstanden zu haben
- Altpapierkorb (Journalismus als Theaterstoff, Resilienz gegen Klagewellen, KI als Leserbriefautor, KI als Thema einer fiktionalen Serie)
Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.
"Wir lassen die Gesellschaft im Stich, uns alle"
Der Hashtag #Medienversagen poppt in meinen Timelines jeden Tag mehr als nur einmal auf, und angesichts dieses Grundrauschens das größte Versagen auszumachen, ist nicht immer leicht.
Wenn man einen möglichst langen Zeitraum in den Blick nimmt, ist die Berichterstattung über Corona auf jeden Fall ein Kandidat.
Wie ist hier die aktuelle Lage? Die Infektionen sind auf dem höchsten Stand seit Mitte Januar (siehe hier, hier und hier). 80 Covid-19-Todesfälle gab es in der vergangenen Woche laut Bundesgesundheitsministerium.
Eine Ärztin, die in sozialen Medien als "trickywuh" unterwegs ist, stellt in einem Thread fest:
"Kaum steigen die #Corona-Zahlen erneut an, ist sie da, die Kollaboration von Medien, ExpertInnen und Politik Der Tenor lautet: #COVID19 ist harmlos, selbst für Vulnerable, denn die können sich schützen, Infektionen sind egal bis wünschenswert, die ITS nicht belastet."
Die Autorin - die unter anderem kritisiert, dass "Medien und ExpertInnentum bei diesem Thema, das ausnahmslos jede/n betrifft", die vorhandene "Fülle von Informationen" ignorieren und "freiwillig nur das gewünschte politische Narrativ vermitteln" - geht dabei konkret auf einen der verrücktesten journalistischen Beiträge zu Corona seit langem ein:
"Eine Professorin für Krankenhaushygiene erfindet ihren Job neu und empfiehlt die Verteilung von Covid19 auf der Arbeit, solange man noch hingehen kann."
Besagter Beitrag lief in der vergangenen Woche. Leider im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen - beim Saarländischen Rundfunk. Die erwähnte Professorin sagt dort folgenden unfasslichen Satz:
"Wenn wir so krank sind, dass wir arbeitsunfähig sind, müssen wir natürlich zu Hause bleiben. Ansonsten ist es aber kein Grund, zu Hause zu bleiben, nur weil man infiziert ist."
Ohnehin gelingt es zumindest ARD-Kollegen immer wieder, beim Thema Corona die weirdesten Experten aufzutreiben (siehe auch einen Abschnitt in diesem Altpapier zu einer "Tagesschau"-Sendung Ende Juli).
Die in dem eben zitiertem Professorinnen-Statement zum Ausdruck gekommene Haltung wird übrigens trefflich karikiert in "22 Minutes", einer wöchentlichen Comedy-Sendung des öffentlich-rechtlichen kanadischen Senders CBC.
Scheint also offenbar auch in anderen Ländern so zu sein, dass man in der Unterhaltung einen informativen Umgang mit Corona findet. Siehe in diesem Kontext das "ZDF Magazin Royale" zu Long Covid Ende August.
Wer macht es denn, neben Böhmernann und seinen Leuten, außerdem gut? Wieder mal (siehe Altpapier und "Übermedien") zu nennen ist da der "Harvard Business Manager". In der Oktober-Ausgabe des Magazins findet sich ein umfänglicher Artikel, in dem es heißt:
"Führungskräfte können nicht mehr so tun, als gingen Long Covid und andere chronische Krankheiten sie nichts an. Zu viele Arbeitskräfte sind mittlerweile betroffen."
Und:
"Arbeitgeber haben ein Long-Covid-Problem."
In einer Zeitschrift, deren Klientel aus ökonomischem Eigennutz gut daran täte, Long Covid als Problem zu erkennen, einer Zeitschrift, deren Zielgruppe derart spitz ist, dass sie, anders als reichweitenstarke Medien, vermutlich nicht befürchten muss, dass ihr Querdenker aufs Dach steigen - zumindest dort scheint also eine angemessene Berichterstattung möglich zu sein.
Eine der drei Autorinnen des Textes, Katie Bach, wird auch direkt im Artikel erwähnt:
"Im Januar 2022 war Katie Bach eine der ersten Forscherinnen, die eine Verbindung zwischen Long Covid und dem sich verschärfenden Arbeitskräftemangel herstellte. Später im selben Jahr schätzten sie und David Cutler, Professor für angewandte Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University, dass Long Covid die US-Wirtschaft jährlich zwischen 160 und 200 Milliarden Dollar an Lohnausfällen und gestiegenen Gesundheitsausgaben kostet. Im Mai 2023 berichtete die Brookings Institution , dass 700.000 Menschen wegen der Krankheit nicht mehr zur US-Erwerbsbevölkerung zählen. Einige von ihnen sind vermutlich zu krank, um zu arbeiten, selbst wenn der Arbeitsplatz an ihre Bedürfnisse angepasst wird."
Dass zumindest das passiert, fordern die Autorinnen. Denn:
"Wenn wir dabei versagen, angemessene Unterstützung zu bieten, lassen wir nicht nur die Menschen mit diesen Erkrankungen im Stich. Wir lassen auch die Gesellschaft im Stich, uns alle. Wir berauben unsere Wirtschaft der Expertise, Erfahrung und Perspektiven von Millionen Menschen."
Harris’ Strategie, die etablierten Medien zu meiden, ist richtig
Zu den Besonderheiten des US-Wahlkampfs, denen in der deutschen Berichterstattung relativ wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, gehört die Strategie des Kamala-Harris-Teams gegenüber etablierten Medien. Drew Magary schreibt dazu für sfgate.com, eine Schwester-Publikation des "San Francisco Chronicle", und widmet sich dabei speziell der "New York Times":
"Harris gewinnt diese Wahl im Moment vor allem deshalb, weil sie die etablierten Medien, allen voran die Times, gemieden hat. Ihr Team weiß, dass es für diese Medien von Vorteil ist, ein enges Rennen zu haben, was bedeutet, dass sie jeden Fauxpas von Harris ausnutzen werden, wenn er ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Äußerungen fälschlicherweise mit denen von Trump gleichzusetzen, der schreit: 'Sie fressen die Hunde', um einen heiligen Rassenkrieg anzuzetteln. Das Team Harris hat kein Interesse daran, der Times dabei zu helfen, dass sie das Sane Washing Trumps in noch stärkerer Form betreiben kann, als sie es bereits getan hat."
Sein Fazit (nun im Original):
"So they’ve decided that the only way to win the game is not to play."
Der Text ist letztlich ein Aufruf, sich mit der "New York Times" gar nicht mehr zu beschäftigen. Gegen Ende des Textes heißt es:
"We don’t need these fartsniffers anymore, if we ever did."
In der deutschen Medienkritik hört man solche harschen Sätze eher selten. Der Tonfall ist vielleicht durch die exzeptionelle Kaputtheit der "New York Times" zu erklären, die deutschen Gelegenheitslesern möglicherweise nicht bewusst ist. Siehe in dem Kontext auch den Hashtag #brokentimes, vor allem verbreitet durch den hier zu Lande halbwegs branchenbekannten US-Mediendebattenmitmischer Jeff Jarvis.
Das von Magary erwähnte "Sane Washing" ist zumindest implizit auch Thema in einem "epd medien"-Text, für den Autor Konrad Ege mit dem US-Journalismusprofessor Jay Rosen gesprochen hat. Unter "Sane Washing" versteht man derzeit die Strategie vieler Journalisten, sich aus Trumpschem Wortsalat die wenigen kohärenten Partikel herauszugreifen und den Stuss auszublenden.
In dem Text, der selbstbewusst als "Hintergrund" rubriziert wird, obwohl für ihn nur "ca. 2 Minuten Lesezeit" erforderlich ist, zitiert epd-Autor Ege Rosen so:
"Trumps Verhalten liege so außerhalb der Normen, dass es ein 'Schock für das System' sei, sagte Rosen. Seine Aussagen seien 'voller Absurditäten'. Indem Journalisten seine Handlungen mit 'halb normalen Begriffen beschreiben’, bewahrten sie etwas von ihrer eigenen Selbstachtung."
"Sane washing" explizit kritisiert bzw. einen Artikel dazu empfohlen, hat Rosen vor rund zwei Wochen hier.
Was Journalisten ja vor allem "bewahren", um Rosens Formulierung gegenüber "epd medien" aufzugreifen, sind ihre eigenen Regeln. "Sanewashing" bedeutet letztlich: Man verformt die Realität, um zwei Kandidaten auf dem gleichen Level beschreiben und damit nach den alten journalistischen Regeln weiter spielen zu können. Man könnte natürlich auch darüber nachdenken, ob angesichts einer völlig veränderten Wirklichkeit die alten Regeln noch zeitgemäß sind.
Was den Umgang mit Trumps Wortsalat betrifft: Manchmal reicht es vielleicht schon, den Wortlaut signifikant wirrer Passagen einfach nur zu dokumentieren. Wie es die Medienjournalistin Jennifer Schulze in diesem Post tut. Es geht dabei um Kamala Harris’ einstigen Studierenden-Job bei McDonald’s.
"Die profilierteste und bekannteste Marionette Putins in Deutschland"
Den Wagenknecht-Doku-Overkill in der ARD hatten wir hier neulich schon aufgegriffen. Auch das ZDF lässt sich nicht lumpen. Seit Dienstag bietet der Sender in seiner Mediathek die fünfteilige Dokureihe "Inside Bündnis Wagenknecht" an. Die "Heute"-Redaktion des ZDF hielt es für angemessen, bei Instagram mit einem aus der Serie stammenden Kurzvideo einzusteigen, in dem zu sehen ist, wie Wagenknecht sich frisiert. Der eingeblendete Text dazu lautet:
"Zehn Minuten braucht Sahra Wagenknecht, um sich morgens in 'Sahra Wagenknecht' zu verwandeln."
Die Befürchtung, dass der politische Journalismus bei der Berichterstattung über Wagenknecht noch weitere Abstecher auf das Terrain von "Gala" und "Bunte" machen wird, scheint mir nicht unbegründet zu sein. Zu sehen ist die Szene übrigens am Anfang der zweiten Folge.
Bohei löst die Dokuserie vor allem aus, weil zwei reiche Schlucker, die der Partei "knapp 5,1 Millionen Euro" (FAZ) gespendet haben, erstmals vor einer TV-Kamera über ihre Beweggründe reden. "Ihre Spende ist eine der größten für politische Parteien in der Geschichte der Bundesrepublik", weiß die FAZ.
Über die in der Doku-Serie zu Wort kommenden BSW-Anhänger schreibt Götz Hamann in einer Zeit-Online-Rezension:
"Es spricht eine bürgerliche Schicht, die zweifellos über viele Jahre CDU, SPD und Grüne gewählt hat, aus der aber bei den jüngsten Landtagswahlen viele ihr Kreuz dort nicht mehr gemacht haben."
No shit, Sherlock!
Was Hamann auch schreibt:
"Diese BSW-Wähler tragen in der ZDF-Dokumentation gesittet und ernst ihren Wunsch nach Frieden, sozialer Sicherheit und Wärme vor."
Hier deutet sich ein Muster an, das auch in der Berichterstattung über AfD-Wähler schon zu beobachten war. Anstatt die politische Einstellung von Wählenden daran zu messen, was für eine Wahlentscheidung sie getroffen und für welche Inhalte sie sich damit entschieden haben, psychologisiert man sich lieber einen Ast.
Co-Autorin der Dokuserie ist übrigens Andrea Maurer, die vor rund einem Vierteljahr in einer "Berlin direkt"-Moderation den gaga Satz "Das Atom-Aus ist auch ein Grund, warum sich die Lage der deutschen Wirtschaft verschärft hat", unterbrachte. Das lässt die Vermutung zu, dass Maurer ein ähnliches Verhältnis zur Realität hat wie Wagenknecht.
Unter anderem über Wagenknecht hat t-online.de mit Gesine Dornblüth (siehe Altpapier) und Thomas Franke gesprochen, den Autoren des vor drei Wochen erschienenen Buchs "Putins Gift. Russlands Angriff auf Europas Freiheit". Franke sagt in dem Gespräch:
"In unserem Buch sezieren wir die letzten Minuten einer Folge der ARD-Talkshow 'Maischberger': Sahra Wagenknecht verbreitet darin ganz klar falsche Narrative – und das in den letzten Minuten der Sendung. Wagenknecht nennt Details aus Verhandlungen, die verkürzt, verfälscht oder aus dem Zusammenhang gerissen sind, und eins zu eins der russischen Propaganda und dem entsprechen, was Trolle und Bots im Internet zu diesem Zeitpunkt verbreitet haben. Bei all dem setzt Wagenknecht erkennbar darauf, dass die Sendezeit abläuft und ihr niemand mehr inhaltlich entgegentreten kann. Ihre Lügen bleiben am Ende der Sendung so stehen."
Frankes Fazit:
"Sahra Wagenknecht ist die profilierteste und bekannteste Marionette Putins in Deutschland. Ich weiß nicht, wie steuerbar sie ist, ob sie das freiwillig macht oder wie sehr sie überzeugt von dem ist, was sie anstellt. Fakt ist, dass Wagenknecht und andere die deutschen Debatten mit Lügen, Halbwahrheiten und Verzerrungen füttern, getarnt als Meinung. Auch bei der AfD stimmen die Argumente oft nicht. Wir brauchen als Gesellschaft aber eine solide Faktenbasis, um diskutieren zu können. Das weiß der Kreml genau; Wagenknecht und andere spielen Putin in die Hände, indem sie die faktischen Grundlagen der Diskussion infrage stellen."
Dass man sich bei der Beschäftigung mit den Verbreitern von Kreml-Narrativen nicht nur an Wagenknecht (und der AfD) abarbeiten sollte, hatte ich vor einer Woche an dieser Stelle bereits angedeutet. Anton Hofreiter zum Beispiel hat neulich bei Markus Lanz aus natürlich sehr eigennützigen Gründen auf andere Verbreiter hingewiesen.
Ironie setzt voraus, etwas verstanden zu haben
Gibt es zum Fall Mockridge (Altpapier, Altpapier) noch etwas zu sagen? Ja. Bisher fehlte nämlich eine (gesellschafts-)politische Einordnung der Mockridge-Äußerungen und der Reaktionen darauf, eine Erweiterung der Diskussionen, in denen es bisher viel um Witzqualität, die "Grenzen der Comedy" (dpa) u.ä. ging. Diesen Text hat nun Frédéric Valin fürs ND geschrieben.
Zunächst befasst sich der Autor mit dem Kabarettisten Florian Schroeder, der in der, äh, Debatte mit Sätzen wie "Die reflexhafte mitleidige Verteidigung von behinderten Menschen ist in ihrer Selbstbesoffenheit am Ende fast so diskriminierend wie Lukes Witz selbst" aufwartete. Valin dazu:
"Er ist, was er anderen vorwirft: ein bateau ivre in den Diskursstürmen, dem nichts Besseres einfällt, als sich immer wieder an sich selbst zu klammern. Sein Ziel, das sagt er auch immer wieder, ist nicht, zu verstehen, sondern zu irritieren. Dass Ironie voraussetzt, schon etwas verstanden zu haben, versteht er nicht."
Das scheint mir ein Phänomen zu sein, über das man nicht nur im Zusammenhang mit Schroeder reden sollte: Leute, deren Ironiefähigkeiten weithin gepriesen werden, sind oft gar nicht in der Lage, inhaltlich zu durchdringen, was sie da eigentlich ironisieren.
Valin weiter:
"Was Schroeder und Konsorten nicht verstehen: Die Empörung über Mockridge entspringt auch dem Wissen darüber, dass die Lage für Behinderte de facto prekärer wird: Es ist fünfzehn Jahre her, dass die deutsche Bundesregierung die Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat. Der im letzten Jahr veröffentlichte Prüfbericht der WHO stellte fest, dass es kaum Verbesserungen gab, in manchen Bereichen sogar Rückschritte."
Hinzu kommt, und an dieser Stelle ließe sich dann ein Bogen schlagen zum Anfang der Kolumne:
"Mit der Pandemie (hat sich) ein neues ableistisches Narrativ etabliert, als nämlich die 'Risikogruppen' erfunden wurden, die mitzudenken anderthalb Jahre gerade noch so okay war und die dann sich selbst überlassen wurden. Der Druck, den jetzt nicht nur, aber gerade die CDU auf arme Menschen aufbaut (Jens Spahn und Carsten Linnemann wollen sogenannten 'Totalverweigerern' alle Leistungen streichen und damit die Verfassung brechen) wird so 1:1 bei behinderten Menschen ankommen. Mockridges Witz darüber, dass man Behinderte ins Wasser schmeißt, um mal zu gucken, wie lang sie oben bleiben, spiegelt sehr gut diesen Sadismus, dem sich Behinderte jetzt wieder ausgesetzt sehen."
Valins Fazit:
"Es geht hier nicht nur um Befindlichkeiten und semantische Übungen. The struggle is real, aber davon weiß man halt nix, wenn man sich nur für sich selbst interessiert."
Altpapierkorb (Journalismus als Theaterstoff, Resilienz gegen Klagewellen, KI als Leserbriefautor, KI als Thema einer fiktionalen Serie)
+++ Die These, dass die Umsetzung von journalistischen Beiträgen in Theaterstücken "eine von vielen Antworten auf die Krise des Journalismus" sein könnte, haben wir hier neulich in einer Zwischenüberschrift formuliert. Am bisher bekanntesten auf diesem Feld: die Theaterbühnen-Adaption der Correctiv-Recherchen zum "Geheimplan gegen Deutschland". Am Freitag gibt es im Saal der Bundespressekonferenz nun ein neues Projekt zu sehen. Das RND stellt es in seinem Newsletter "Demokratie-Radar" vor (ganz unten) :"Fabian Hinrichs, 'Tatort'-Star und Volksbühnen-Schauspieler, wird im Stück 'Ein Volksbürger' der Theatergruppe Nico and the Navigators einen populistischen Ministerpräsidenten spielen, der die Verfassung aushebelt. Das Stück geht auf einen Essay des Juristen Maximilian Steinbeis zurück, über dessen 'Thüringen-Projekt' wir an dieser Stelle schon mehrmals schrieben." Auch im Altpapier waren Steinbeis’ Ausführungen, die nun Basis des beschriebenen Theaterstücks sind, hin und wieder Thema.
+++ Da das Stichwort Correctiv gerade fiel: In der neuen Ausgabe von "Läuft", dem Podcast von epd medien und Grimme-Institut, kommt Justus von Daniels, der Chefredakteur des Recherchezentrums, zu Wort. Eines der Themen: die notwendige Resilienz gegen juristische Angriffe. "Es komme häufig vor, dass Betroffene 'einfach mal so quasi losklagen, allein um durch ein Verfahren in der Öffentlichkeit Zweifel zu säen (…) Dem müssen wir uns entgegenstellen, und zwar offensiv und nicht aus Angst und nicht defensiv'" - mit diesen Worten zitiert "epd medien" von Daniels in einer Zusammenfassung der Podcasts. Außerdem heißt es in der Meldung: "Wenn eine von Berichterstattung betroffene Organisation versuchen sollte, Correctiv oder ein anderes Medium finanziell bis zur Existenz hin zu schädigen, müssten sich Medien und Gesellschaft 'wirklich unterhaken und in dem Fall dann auch wirklich eine Welle machen', forderte von Daniels."
+++ Neues von der Künstlichen Intelligenz: Die Schweizer Gratiszeitung "20 Minuten" hat in ihrer Ausgabe zum 25-jährigen Jubiläum lobende Reaktionen ihrer Leser veröffentlicht. Zwei dieser Leser hatten Mitarbeitende aber durch eine KI erfinden lassen, wie einem (echten) Leser auffiel. Das berichtet die FAZ. Dass die Redaktion des Gratisblatts auf die Enthüllung des KI-Einsatzes etwas erratisch reagierte, steht ebenfalls in dem Artikel.
+++ Wie eine KI die Bewohner einer Stadt überwacht, ist wiederum Gegenstand der dystopischen ZDF-Serie "Concordia– Tödliche Utopie". Altpapier-Autor Klaus Raab schreibt in einer "Spiegel"-Rezension: "Man kann sich langweiligere Serien vorstellen als eine, die so beginnt – mit der Beschädigung der Geschichte, die sich die Figuren selbst erzählen: Eben noch war da eine Utopie, eine schöne neue Welt. Und jetzt geht es ihr ans Leder. Aber was dann fehlt, ist die Lust, mehr daraus zu machen als einen weiteren Thriller, der sein Publikum bis zur Auflösung hinhält (…)" Und: "Der Serie fehlt die Leichtigkeit, um überzeugend jene Geschichte zu erzählen, die eigentlich da ist. Wovon 'Concordia' erzählt, ist folgendes: Nicht die künstliche Intelligenz wird die Zukunft herunterrocken (…) Utopia ruinieren die Menschen ganz allein."
Das Altpapier am Donnerstag schreibt Ralf Heimann.