#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 29. November

29. November 2022, 05:00 Uhr

1929: Erster Flug über den Südpol

Am 29. November 1929 überfliegt der US-Amerikaner Richard Evelyn Byrd als erster Mensch den Südpol. Es ist die bis dahin teuerste Polarexpedition und der erste amerikanische Vorstoß in die Antarktis. Zwar hatten einige Forscher, wie etwa der Norweger Roald Amundsen, zuvor den Südpol bereits erreicht, aber immer nur mühsam per Fuß. Es fehlte ein Überblick, um das Gebiet im Detail auf Karten einzeichnen zu können.

Roald Amundsen
Der norwegische Forscher Roald Amundsen brauchte 1911 für seine Expedition zum Südpol drei Monate. Bildrechte: imago/United Archives International

Bereits im Herbst 1928 brachen Byrd und sein Team mit vier Schiffen, drei Flugzeugen, 500 Tonnen Material und der neusten Funk- und Radiotechnik auf. Aber erst ein Jahr später konnte der US-Forscher zu seinem Erkundungsflug ansetzen. Die einzige Gefahrenstelle lauerte am Liv-Gletscher: Um über die 3.400 Meter hohen Berge zu kommen, musste die vierköpfige Besatzung ihren Notproviant und leere Benzintanks abwerfen. Nach 19 Stunden landete das kleine Team wieder wohlbehalten im Lager. Seit dieser Expedition gilt Byrd als Begründer der Polarforschung. Die weltweite erste Durchquerung der Antarktis zu Fuß gelingt 1990 dem Extrembergsteiger Reinhold Messner und dem Polarforscher Arved Fuchs.

1970: Erster "Tatort" ausgestrahlt

Am 29. November 1979 wird im NDR die erste Folge der Krimi-Serie "Tatort" ausgestrahlt. In "Taxi nach Leipzig" debütiert Walter Richter als Kommissar Trimmel. Als Gegenentwurf zum "Tatort" startet im DDR-Fernsehen ein halbes Jahr später, im Sommer 1971, der "Polizeiruf 110". Heute ist die Krimi-Reihe für viele Menschen Kult.

Gedreht wurde damals in Hannover, doch der Stoff - mitten im Kalten Krieg - war ein grenzüberschreitender Fall: Ein Amtshilfe-Ersuchen des DDR-Generalstaatsanwaltes an die Ermittlungsbehörden der Bundesrepublik, nachdem ein toter Junge in westdeutscher Kleidung auf einem Rastplatz der Transitautobahn nahe Leipzig gefunden wird. Der Auftakt legt damit zugleich den Grundstein für den Markenkern des "Tatorts" und wohl auch sein Erfolgsrezept: Das Aufgreifen aktueller politisch-sozialer Themen, verpackt in ein eingängiges Krimi-Format und das alles zur Primetime. Durchschnittlich neun Millionen Zuschauer verfolgen jeden Sonntagabend ab 20:15 Uhr im Ersten die neueste Folge aus wechselnden Städten.

1971: Aldi-Gründer entführt

Am 29. November 1971 wird der Aldi-Mitgründer Theo Albrecht entführt. Nach 17 Tagen Gefangenschaft kommt der damals 49-jährige Multimillionär gegen ein Lösegeld von sieben Millionen Mark am 16. Dezember frei. Die Täter werden später gefasst. Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Theo Albrecht das Aldi-Imperium in Essen zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Karl auf.

2016: Neuer Schutzmantel für Tschernobyl

Am 29. November 2016 bekommt der zerstörte Atomreaktor in Tschernobyl eine neue Schutzhülle. Das 100 Meter hohe und 36.000 Tonnen schwere Stahlgehäuse soll den Austritt von radioaktiver Strahlung weitestgehend verhindern und hundert Jahre lang halten. Es wurde auf Schienen über den alten brüchigen Beton-Sarkophag geschoben. An den Kosten von 1,5 Milliarden Euro hatten sich 45 Länder beteiligt.

Tschernobyl - 30 Jahre nach dem Reaktorunglück (160424) -- CHERNOBYL, April 24, 2016
Auf Spezialschienen wird 2016 die mehr als 36.000 Tonnen schwere Konstruktion langsam zu dem etwa 330 Meter entfernten Reaktor geschoben. Bildrechte: IMAGO / Xinhua

Erst zwei Jahre später, im Sommer 2019, wird die Schutzhülle mit dem neuen Lüftungssystem in Betrieb genommen. Da die Radioaktivität auf der Baustelle höher als erwartet ist, braucht es mehr Arbeiter, um die Strahlenbelastung auf den Körper gering zu halten.

Das Unglück hatte sich am 26. April 1986 ereignet, als es im Reaktor 4 des ukrainischen Atomkraftwerkes Tschernobyl zu einer Explosion gekommen und der Reaktorkern geschmolzen war. Die radioaktive Wolke hatte große Gebiete in Belarus, der Ukraine und Russland verstrahlt. Aber auch in Deutschland wurde im Regenwasser und der Erde eine Strahlenbelastung gemessen, die um das Tausendfache über dem Normalwert lag.

Alte Luftaufnahmen vom zerstörten Kernkraftwerks Tschernobyl bei Prypjat. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

2021: Spatenstich für Ostseetunnel

Am 29. November 2021 wird auf der Insel Fehrmarn der erste Spatenstich für den Ostseetunnel auf deutscher Seite gesetzt. Der 18 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahntunnel soll ab 2029 Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Damit kann in nur zehn Minuten Fahrtzeit der Fehmarnbelt unterirdisch passiert werden. Zudem können Güter aus Skandinavien bis nach Sizilien auf der Schiene transportiert werden.

Während die Dänen bereits Anfang 2021 mit den Baumaßnahmen begonnen hatten, hatte sich der Startschuss auf deutscher Seite immer wieder verzögert. Der NABU und ein Aktionsbündnis klagten gegen das Projekt, weil im Laufe der Bauvorbereitungen im Trassenbereich Riffe entdeckt worden sind. Im November 2020 hat das Bundesverwaltungsgericht die Klagen abgewiesen, für die zerstörten Riffe müssen Ausgleichsflächen errichtet werden. Eine Beschwerde gegen das Urteil wird 2022 ebenfalls abgewiesen.

Mikkel Hemmingsen, Benny Engelbrecht, Enak Ferlemann, Bernd Buchholz, Stephan Krenz beim Spatenstich zum Fehmarnbelttunnel auf der Insel Fehmarn
Mit elf Monaten Verspätung startet am 29. November 2021 der Bau des Ostseetunnels zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. Bildrechte: IMAGO / Beautiful Sports

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR DOK | 23. Februar 2022 | 23:25 Uhr