1913 – erste Pläne für Verkehrstunnel in Leipzig Der Leipziger City-Tunnel – ein Jahrhunderttraum

11. Dezember 2015, 12:27 Uhr

Am 14. Dezember 2013 wurde eines der größten Verkehrsprojekte Mitteldeutschlands feierlich eröffnet. Die Geschichte des Leipziger "City-Tunnel" beginnt aber schon vor mehr als 100 Jahren.

1892 vereinbaren die Staatseisenbahnverwaltungen Preußens und Sachsens, die Stadt Leipzig und die Reichspostverwaltung in einem Vertrag, einen Zentralbahnhof, den heutigen Hauptbahnhof zu bauen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird das erste Mal darüber nachgedacht, den damals noch entstehenden Hauptbahnhof und den Bayerischen Bahnhof mit einer Untergrundbahn zu verbinden. Aus dem Traum von einer unterirdischen Bahnstrecke zwischen zwei Kopfbahnhöfen, wird ein Projekt, das mehr als 100 Jahre reifen muss.

Ein Projekt, von dem man sagen kann, es hat die Stadt über das gesamte 20. Jahrhundert begleitet. Immer, wenn's der Stadt gut ging oder gut zu gehen schien, ist das Projekt aufgegriffen worden, so dass jetzt der City-Tunnel der insgesamt fünfte Anlauf ist, so eine unterirdische Eisenbahnverbindung vom Hauptbahnhof zum Bayerischen Bahnhof zu bauen.

Helge-Heinz Heinker, Eisenbahnhistoriker

Als die Idee von einem Leipziger Stadttunnel 1913 erneut aufkommt, ist der Hauptbahnhof noch mitten im Bau, der Erste Weltkrieg nur eine dunkle Vorahnung. Die Vision passt in die Zeit des rasanten Fortschritts mit vielen Erfindungen aus dem Bereich Mobilität: Flugzeuge, das Automobil, die elektrische Bahn. In Großstädten wie London, Paris, New York und Berlin entstehen U-Bahnen. Auf dem Sprung zur Millionenstadt will Leipzig nachziehen. Ab 1913 wird vom Hauptbahnhof aus ganze 700 Meter weit gegraben. Der Tunnel soll bereits zum Bayerischen Bahnhof im Süden der Stadt führen - einer historischen Station, die schon Bismarck und Lenin erlebt haben.

Tunnelbau als Hürdenlauf

Doch das ehrgeizige Projekt kommt nicht voran. Einerseits behindert ein großer Bauarbeiterstreik das Vorankommen und dann kommt der Erste Weltkrieg. Viele Bauarbeiter werden zum Kriegsdienst einberufen, der Tunnelbau wird unterbrochen. Im nächsten Weltkrieg muss der Tunnelansatz als Luftschutzbunker herhalten. Zu DDR-Zeiten dient er als Kino. Weitergegraben wird erst 2003. Zehn Jahre später wird der Traum Wirklichkeit: Der dreieinhalb Kilometer lange City-Tunnel ist fertig.