Schloss mit zwei mächtigen Ecktürmen
Das Schloss Friedenstein Gotha: Bislang wird das Gebäude von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten verwaltet. Durch die Satzungsänderung könnte sich auch das ändern. Bildrechte: Marcus Glahn

Schloss, Museum und Bibliothek Friedenstein-Stiftung Gotha bahnt Weg für Neuaufstellung

30. Juni 2023, 11:05 Uhr

Schloss Friedenstein mit Park, die Forschungsbibliothek, das Herzogliche Museum – die Einrichtungen in Gotha werden bislang zu wenig überregional wahrgenommen, da ist man sich in Thüringen ziemlich einig. Schließlich gibt es dort einzigartige Sammlungen zu Kunst, Natur und Geschichte. Um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen, möchte die Stiftung wachsen und sich verändern. Die Voraussetzungen dafür wurden am Donnerstag beschlossen. Doch die entscheidende Frage ist offen: die der Finanzierung.

Eine neue Vision, ein neuer Name – für Knut Kreuch, den Oberbürgermeister von Gotha und derzeitigen Stiftungsratsvorsitzenden, geht das Hand in Hand. Er erläutert deswegen am Donnerstagnachmittag, wieso der Begriff "Schloss" aus dem Stiftungsnamen gestrichen wurde – und stattdessen ab sofort von der "Friedenstein-Stiftung Gotha" die Rede sein soll: "Das ist eine Stiftung, in der mehr drin ist als ein Schloss. Denn auch das Herzogliche Museum ist Bestandteil dieser Friedenstein-Stiftung, auch das Perthes-Forum ist Bestandteil dieser Friedenstein-Stiftung. Und wir haben ja außerdem bereits in Gutachten klären lassen: Auch die Forschungsbibliothek Gotha könnte in diese Stiftung überführt werden."

Mann mit schwarzem Anzug und Krawatte blickt in die Kamera
Knut Kreuch, Oberbürgermeister von Gotha und Stiftungsratsvorsitzender, hat große Pläne für die Kultur in seiner Stadt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Es ist schon kompliziert auf dem Friedenstein – die Forschungsbibliothek Gotha, eine der großen deutschen Bibliotheken mit historischen Buchbeständen, ist seit jeher im Schloss beheimatet. Seit 1999 gehört sie aber strukturell zur Universität Erfurt. Das soll sich ändern, wenn es nach Kreuch geht, und auch Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff kann der Vision von einer starken Institution an der Schnittstelle von Forschung und Kultur viel abgewinnen.

Friedenstein-Stiftung Gotha braucht mehr Geld

Allerdings sind für ihn derzeit noch viele Fragen offen. Vor allem, wenn es darum geht, wer denn eigentlich das Geld für den Ausbau gibt: "Soll auf der Bundesebene der Partner das Staatsministerium für Kultur sein, unter Claudia Roth? Oder sehen wir diese Forschungsbibliothek, mit der Forschungseinrichtung Friedenstein-Stiftung, als eine im Konzert der Wissenschaftseinrichtungen mitspielende Institution? Das ist eine Fragestellung, die bei der strategischen Konzeptentwicklung eine Rolle spielen muss."

Hoff, so gewinnt man bei diesem Termin den Eindruck, kann der zweiten Option so einiges abgewinnen. Der Kulturminister nennt die Senckenberg-Gesellschaft als Beispiel für solch eine Ausrichtung – eine naturforschende Gesellschaft, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse sehr erfolgreich in Museen vermittelt. Attraktiv an diesem Ansatz wäre natürlich, dass er ganz neue Fördermöglichkeiten eröffnen würde.

Ein repräsentativer Bau in einem Park
Das Herzogliche Museum im Schlosspark Gotha gehört ebenfalls zur Friedenstein-Stiftung. Bildrechte: MDR/Michael Frömmert

Kulturminister Hoff will mehr Geld vom Bund für Gotha

Und die sind es, von denen bei dieser Friedenstein-Vision alles abhängt. Die Stadt Gotha ist nicht in der Lage, noch mehr Geld zu investieren. Und auch die Möglichkeiten des Freistaats sind begrenzt. Und so macht Hoff klar: Der Bund muss für den großen Wurf zwingend als dauerhafter Finanzierungspartner mit an Bord sein. "Wirklich funktionieren wird es nur, wenn der Bund mitmacht. Macht der Bund nicht mit, können wir uns über andere Möglichkeiten verbesserter Kooperation verständigen, aber das, was wir hier wollen, was das Potenzial aus unserer Sicht ist, geht nur mit dem Bund."

Hoff will deswegen in Kürze Gespräche in Berlin führen – mit einem Masterplan im Gepäck, der möglichst konkret die Vision vom neuen Friedenstein erläutern soll. Dieser Masterplan soll laut Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke noch bis September erarbeitet werden. Eine komplexe Aufgabe, die noch obendrauf kommt zu den vielfältigen Herausforderungen, mit denen Pfeifer-Helke ohnehin zu kämpfen hat. Schließlich bekommt er gerade schon – allerdings zeitlich begrenzt – sehr viel Geld vom Bund für Vermittlung und Digitalisierung. Und das muss sinnvoll eingesetzt werden.

Ein Mann mit Brille und grauem Bart
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff ist auf der Suche nach Geld, um die Pläne der Friedenstein-Stiftung Gotha zu finanzieren. Bildrechte: IMAGO/Jacob Schröter

Ein Masterplan für Schloss, Forschungsbibliothek und weitere Einrichtungen in Gotha

Für ihn aber erst recht Ansporn, parallel eine komplette Neuaufstellung zu planen: "Die Bundesmittel, die uns zur Verfügung stehen bis 2027, sind reine Projektmittel. Der Bund hat nie gesagt: Nach 2027 geht das hier nahtlos weiter. Sondern er hat gesagt: Ihr steht im Blaubuch, seid eine national bedeutsame Einrichtung. Bitte überlegt mit den Mitteln, die wir euch bis 2027 zur Verfügung stellen, wie entwickelt sich der Standort Gotha?"

Pfeifer-Helke, Hoff und Kreuch wollen groß denken – in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Welche Reaktion es in Berlin auf ihre Ideen geben wird, ist völlig offen. Bislang wurde ein dauerhaftes finanzielles Engagement in Gotha immer abgelehnt.

Redaktionelle Bearbeitung: Hendrik Kirchhof

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. Juni 2023 | 08:45 Uhr