Fragment aus Chronik Thietmar
Das Fragment aus der Chronik von Bischof Thietmar ist ein Highlight der Ausstellung "Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg". Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg/Falko Matte

Ausstellung Otto der Große und sein besonderes Verhältnis zu Merseburg

18. Mai 2023, 04:00 Uhr

In diesem Jahr jährt sich der Tod Ottos des Großen zum 1050. Mal. Dieses Jubiläum nutzt Sachsen-Anhalt, um auf die große Geschichte des Landes zu verweisen und thematisiert den letzten Reiseweg des römisch-deutschen Kaisers von Italien zurück in die Heimat seiner Familie, ins heutige Sachsen-Anhalt. Das passiert bereits mit zwei Sonderausstellungen in Memleben und in Magdeburg – und nun auch mit zwei Ausstellungen in Merseburg. Das kulturhistorische Museum Schloss Merseburg zeigt die Tafelausstellung "Des Kaisers letzte Reise. Otto der Große, Verbinder von Welten und Kulturen". Und im Merseburger Dom eröffnet "Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg – Spurensuche im Merseburger Kaiserdom". Beide Ausstellungen hängen miteinander zusammen.

Bevor Kaiser Otto I. am 7. Mai 973 in Memleben starb, hatte er mit Magdeburg, Quedlinburg, Walbeck und Merseburg noch zentrale Orte in Sachsen-Anhalt aufgesucht. Ein Weg, der nun noch einmal wissenschaftlich aufgearbeitet wurde und nun als Tafelausstellung im Kulturhistorischen Museum im Schloss Merseburg zu sehen ist, sagt Kurator Sascha Bütow, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Mittelalterausstellungen e. V.: "Eine neue Forschung, die wir damit auch verarbeiten, ist der Reiseweg Ottos in Gestalt einer Karte, also man spricht da von einem Itinera. Und diese Karte wird hier auch großflächig dargestellt, so dass die Betrachter*in einen anschaulichen Eindruck davon gewinnen kann, welchen genauen Reiseweg er genommen hat. Und das können wir daran festmachen, dass wir von bestimmten urkundlichen Handlungen wissen, die dokumentiert sind."

Begegnungen der Kulturen gehörten zum Kaiser-Alltag

So gibt es aus der Zeit auch etliche Handschriften und Urkunden, die die starke Verbundenheit des römisch-deutschen Kaisers mit Merseburg beweisen, aber auch noch mal den Hoftag dokumentieren, bei dem Otto I. eine Gesandtschaft aus Afrika empfing– "entweder der Fatimiden oder des Kalifen von Cordoba", sagt Bütow, und das wollte man in der Schau auch verdeutlichen: "Diese Begegnung der Kulturen, also all das, was sich da drum herum strickt an fremdländischem, aber auch an der Begegnung unterschiedlicher Sprachen, Gewohnheiten. Das versuchen wir mit dieser Ausstellung wirklich so darzustellen, dass wir das aus den Quellen heraus fest sagen können."

Gewand von Otto dem Großen
Schon im 18. Jahrhundert wurde ein Gewand aus dem Merseburger Domschatz mit Otto dem Großen in Verbindung gebracht. Das Gewand ist eine Kasel aus rotem Samit, die vom 10. bis 12. Jahrhundert immer wieder verändert wurde. Die wertvollen Stoffe stammen wohl aus Byzanz bzw. die Goldborten aus Sizilien. Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg

Merseburger Dom zeigt Gewand von Otto dem Großen

Was man im Museum eher allgemein und auf Tafeln gedruckt als Fotografien, Karten oder als ins hochdeutsch übersetzte Textfragmente nachvollziehen kann, wird nebenan im Dom anhand von Originalen untermauert und auch ästhetisch erfahrbar. Hier hat Markus Cottin, Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Merseburg, sämtliche Stücke aus dem Archiv und Bibliotheksbestand zusammengetragen, die um Kaiser Otto kreisen: "Das ist zum Beispiel ein wertvolles Gewand, das man ihm später zugeschrieben hat, das tatsächlich aus dem 10. Jahrhundert in einigen Teilen stammt. Wir sehen aber auch wertvolle Handschriften, die beispielsweise eine Vorschrift enthalten, wie ein König zuweilen ist also möglicherweise auch Otto der Große selbst. Und wir erinnern natürlich auch an den Heiligen Laurentius, der ja für Otto den Großen eine besondere Bedeutung hatte."

Alte Handschrift aus ottonischer Zeit
In der Ausstellung im Merseburger Dom sind originale Urkunden und andere Exponate zu sehen, die das besondere Verhältnis zwischen Otto dem Großen und Merseburg belegen. Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg
Fragment aus Chronik Thietmar 4 min
Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg/Falko Matte

Das Versprechen von Otto dem Großen

Fragment-Rückseite aus der Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar
Fragment-Rückseite aus der Chronik des Merseburger Bischofs Thietmar Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg/Falko Matte

Denn Otto I. hatte am 10. August 955 – also am Tag der Lechfeldschlacht auf den heiligen Laurentius ein Gelübde abgelegt: Beim Sieg über die Ungarn würde er in Merseburg ein Bistum gründen – was er dann 968 einlöste. Nur ein Beweis, dass Kaiser Otto mit Merseburg in enger Verbindung stand. Markus Cottin führt aus: "Wir können also vier Aufenthalte Ottos des Großen in Merseburg feststellen. Das ist noch relativ wenig, wenn man jetzt zum Beispiel nach Magdeburg blickt, aber auf der Grundlage dessen, was Heinrich I. getan hat, richtet er hier das Bistum ein. Das heißt auch die Kathedrale wird wertvoll ausgestattet, und der Besitz der Merseburger Kirche wächst. Also beispielsweise die Kirche in Helfta, die gerade ausgegraben wird, die wird dem Merseburger Dom Klerus geschenkt."

Erstmals zu sehen: Fragment der Chronik von Bischof Thietmar

Urkunde aus ottonischer Zeit
Urkunde aus ottonischer Zeit - zu sehen in der Ausstellung im Merseburger Dom Bildrechte: Vereinigte Domstifter Merseburg

All das trug auch dazu bei, dass Merseburg immer wieder in der Geschichtsschreibung Erwähnung fand. Sei es bei Widukind von Corwey, noch zu Lebzeiten Ottos oder rund 40 Jahre nach seinem Tod durch Bischof Thietmar von Merseburg. Und da ist nun erstmals ein ganz besonderes Stück zu sehen, das vor wenigen Monaten mit Unterstützung des Landes und der Kulturstiftung der Länder erworben werden konnte. Nämlich ein Fragment der Chronik Thietmars. "Da sieht man im Grunde das Fragment einer Seite, die als Bucheinband verwendet wurde. Und dieser enthält Nachrichten aus dem siebten Buch Thietmars, unter anderem über die Kiewer Rus, über den Ortsnamen Frankfurt und das ist da festgehalten in einer sehr schönen Buchschrift des 12. Jahrhunderts", erklärt Cottin.

Ob filigrane Handschriften, golddurchwirkte Textilien oder neuste Forschungsergebnisse. In Kombination lassen die beiden Ausstellungen das Herz von Geschichtsinteressierten sicher höherschlagen.

Informationen zur Ausstellung Merseburg ist Korrespondenzort zum Jubiläum: "Des Kaisers letzte Reise – Höhepunkt und Ende der Herrschaft Ottos des Großen 973". Dazu zwei Ausstellungen: Im Kulturhistorischen Museum wird der letzten Reise Ottos nachgegangen und im Dom sind originale Urkunden und andere Exponate zu sehen.

Zu sehen bis 5. November 2023

im Kulturhistorischen Museum, Domplatz 9
und
im Merseburger Dom, Domplatz 7

Begleitet wird die Ausstellung durch zahlreiche thematische Sonderführungen, Kreativprojekte und Vorträge.
Für Erwachsene:
– Sonderführung zu "Des Kaisers letzte Reise"
– Wenn der Kaiser schenkt. Ein Blick in den Merseburger Domschatz
– Familienführung mit Kopfbedeckung: Der König und sein Gefolge in Merseburg
Für Kinder:
– Kinderprojekt: Ottos Hoftag in Merseburg
– Dombau im Mittelalter
– Otto schaut über sein Land. Turmführung

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 18. Mai 2023 | 09:40 Uhr