Roter Platz mit Lenin-Mausoleum in Moskau
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Lesezeit | 12.01. bis 19.01. 2024 Ilja Richter liest: Lenin und andere Leichen – Mein Leben im Schatten des Mausoleums

12. Januar 2024, 04:00 Uhr

Ende Januar 1924: Bei minus 30 Grad trifft Lenins Leiche tiefgefroren in Moskau ein. Es war Stalins Idee, den Leichnam zu konservieren. Der ehrgeizige Biochemiker Boris Zbarski (1885-1954) versichert der Parteiführung, er könne den toten Lenin konservieren. Zusammen mit einem renommierten Pathologen erhält er den exklusiven Geheimauftrag, mit dem er seine Familie auch vor antisemitischen Repressalien im Lande zu bewahren versucht. Die Sowjets sind nervös, und gefährlich sind sie auch. Glückt den Wissenschaftlern die Einbalsamierung nicht, bedeutet das ihren Tod. Doch die Konservierung gelingt so gut, dass die Besucher des Lenin-Mausoleums sagen: "Der Mann schläft nur".

Nicht allein Lenin wurde einbalsamiert, später auch Staatsoberhäupter wie Georgi Dimitrow (Bulgarien), Klement Gottwald (Tschechoslowakei), Mao Tse-tung (China), Ho Chi Minh (Vietnam) oder Agostinho Neto (Angola). Und inzwischen konservieren die Spezialisten des Lenin-Mausoleums auch die ermordeten Paten der russischen Mafia. Ihre grotesken Schauspiele schreibt die Geschichte selbst ...

Die Autoren Ilya Zbarski und Samuel Hutchinson

Ilya Borisowitsch Zbarski (1913-2007) war einer der herausragenden Biochemiker der ehemaligen Sowjetunion und weltbekannter Spezialist für die Erforschung des Zellkerns. Gemeinsam mit seinem Vater Boris Zbarski, der lange Zeit das Lenin-Mausoleum leitete, war er 18 Jahre lang für die Konservierung und Erhaltung von Lenins Leichnam mitverantwortlich. Zusammen mit Samuel Hutchinson veröffentlichte er 1997 sein autobiographisches Buch "A l'ombre de'embaumeurs – Une dynastie d'embaumeurs".

Samuel Hutchinson ist Leiter von Moscoop, einer Fotoagentur mit Sitz in Moskau. Außerdem arbeitet er als Russland-Korrespondent des spanischen Magazins "Tiempo". Seine zahlreichen Reportagen für Zeitungen und Fernsehen beziehen sich vorwiegend auf die schwierige Einführung der Marktwirtschaft in Russland.

Wladimir Iljitsch Lenin
Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) war ein kommunistischer Revolutionär sowie marxistischer Theoretiker, Vorsitzender der Bolschewiki (1903-1924), Regierungschef der Russischen SFSR (1917-1924) und der Sowjetunion (1922-1924), als deren Begründer er gilt. Bildrechte: IMAGO / UIG

Der Sprecher Ilja Richter

Der Schauspieler, Moderator, Autor, Sänger und Synchronsprecher Ilja Richter wurde am 24. November 1952 in Berlin-Karlshorst geboren. Er begann seine Bühnenlaufbahn bereits mit neun Jahren. Einem breiten Publikum wurde er in den 1970er-Jahren vor allem durch 143 ZDF-DISCO-Shows und 13 Wörthersee-Kinofilme bekannt.

Ab seinem dreißigsten Lebensjahr wandte er sich vorwiegend dem Theater zu. Wie vielseitig talentiert er ist, zeigt sich in seiner breit gefächerten Tätigkeit als Sprecher für Radio, Synchron und Hörbücher, als Autor, Regisseur, in Fernsehfilmen, Serien und gelegentlich auch in Filmrollen.

Seit einiger Zeit ist Richter vor allem in seinen Solo-Bühnenprogrammen zu erleben: Sei es als eigenwilliger Sänger und Interpret mit dem Chanson-Programm "Durch Kreislers Brille", seinem ersten Liederabend "Meine Lieblingslieder" oder mit der literarischen Revue "Vergesst Winnetou".

Für MDR Kultur wirkte er in zahlreichen Hörspielen und Lesungen mit, unter anderem "Kabale und Liebe" (2005), "Goethe als Intendant" (2014), "Der Mentor" von Daniel Kehlmann (2014) oder "Geschichten vom alten Dessauer" von Karl May (2017). 2021 war Ilja Richter in der beliebten MDR-Serie "In aller Freundschaft" in der Folge "Das Wunder von Leipzig" zu sehen. Anlässlich seines 70. Geburtstags erschien sein autobiografisches Buch "Nehmen Sie's persönlich: Porträts von Menschen, die mich prägten".

Der Schauspieler Ilja Richter im MDR Hörspielstudio
Der Schauspieler Ilja Richter spricht "Lenin und andere Leichen" Bildrechte: MDR/ Marco Prosch

Feature über den Umgang mit Lenin im heutigen Russland | Von Günter Kotte

Der Rote Platz in Moskau mit Blick auf die Basilius-Kathedrale (links), den Erlöser-Turm und das Lenin-Mausoleum (rechts im Vordergrund) 59 min
Der Rote Platz in Moskau mit Blick auf die Basilius-Kathedrale (links), den Erlöser-Turm und das Lenin-Mausoleum (rechts im Vordergrund) Bildrechte: MDR/open house media/Tom Kühne

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
12.01. - 19.01. 2024
Lenin und andere Leichen – Mein Leben im Schatten des Mausoleums
Von Ilya Zbarski und Samuel Hutchinson
Aus dem Französischen von Bodo Schulze
Gelesen von Ilja Richter
(6 Folgen)

Regie: Matthias Thalheim
Bearbeitung: Matthias Thalheim
Produktion: MDR 2017

Sendung im Radio: 12.01. - 19.01. 2024 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr
Wiederholung: 12.01. - 19.01. 2024 | Montag bis Freitag 19:05 Uhr

Die Lesung steht hier bis zum 10. April 2024 zum Hören bereit.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 12. Januar 2024 | 09:05 Uhr