Wave-Gotik-Treffen WGT 2024 und Viktorianisches Picknick: Dos & Don'ts für Schaulustige
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19. Mai 2024, 14:15 Uhr
Das Viktorianische Picknick gilt als inoffizieller Auftakt des jährlichen WGT in Leipzig. Auch zum Wave-Gotik-Treffen 2024 werden am 17. Mai wieder hunderte Menschen in fantasievollen Outfits im Clara-Zetkin-Park unterwegs sein. Ursprünglich ins Leben gerufen von Fans des Viktorianischen Zeitalters ist es inzwischen eine Art Familientreffen der Festivalgäste aus aller Welt. Hier treffen die verschiedensten Strömungen der schwarzen Szene zusammen. Es geht um Sehen und Gesehen-werden. Das zieht auch Schaulustige an und ist mit der Zeit zu einem Balanceakt geworden zwischen der Freude über die öffentliche Wahrnehmung und der Sorge um den Erhalt des ursprünglichen Charakters der Veranstaltung. Damit das große Miteinander gut funktioniert, haben wir Tipps für Nicht-WGT-Gäste, wie man gekonnt am Picknick teilnehmen kann, ohne als störender Fremdkörper empfunden zu werden.
1. Das Besondere der Veranstaltung respektieren
Wer als "Normalo" zum Viktorianischen Picknick geht, sollte sich bewusst machen, wie viel Aufwand und Mühe die WGT-Gäste investieren, um hier für einen Nachmittag so stilecht wie möglich auf Zeitreise in die Epoche der Herrschaft von Queen Victoria im 19. Jahrhundert zu gehen. Hier wird die damals in Mode gekommene Picknick-Kultur in allen Details von der Kleidung über Frisuren, Accessoires und mitgebrachte kulinarische Köstlichkeiten wiederbelebt und zelebriert – und das alles mit Gleichgesinnten zu tun, macht das Erlebnis perfekt. Wer das respektiert und wertschätzen möchte, wird darauf achten, diese Gesamt-Inszenierung nicht zu stören. Also bitte nicht mittendurch marschieren oder sich mit seinen Campingmöbeln dazwischenbrezeln.
2. Bitte nicht verkleiden
Wer auf die Frage, "Was ziehe ich an, wenn ich nur zum Schauen unterwegs bin?", eine passende Antwort sucht, sollte daran denken, dass Bekleidung in der schwarzen Szene ein Ausdrucksmittel für Identitätsgefühl und Lebenseinstellung ist – und auf keinen Fall ein Kostüm! Es sorgt deshalb auch für Irritation bis Unmut, wenn jemand denkt, da setz ich mir doch die Teufelshörnchen oder die Katzenohren vom letzten Fasching nochmal auf. Bitte nicht verkleiden! Beim Viktorianischen Picknick trifft man zudem auf Menschen mit einem ausgeprägten Stilempfinden. Wer dem Respekt zollen will, kommt am besten schlicht und elegant – und weder als Mogelpackung noch im Couchpotato-Look.
3. Lieber fragen statt gaffen
Beim Viktorianischen Picknick geht es stilecht zu und alles wird detailverliebt zelebriert. Während die einen mit feinem Porzellan, edlen Pokalen und kunstvoll angerichteten Speisen und Getränken tafeln, haben andere ganze Szenerien origineller Antiquitäten aufgebaut. Das ist beeindruckend und sehenswert und die Teilnehmenden genießen auch das Interesse und die Bewunderung dafür. Das heißt, wer genauer wissen möchte, was es da zu sehen gibt, kann ohne Scheu fragen. Die Atmosphäre auf dem Viktorianischen Picknick ist wie überall auf dem WGT sehr aufgeschlossen und freundlich. Es braucht nur ein bisschen Feingefühl und man bekommt seine Fragen beantwortet und interessante Details erklärt.
4. Fotografieren gern, aber immer fragen!
Natürlich ist auch das Bedürfnis groß, all die schönen und spannenden Entdeckungen auf dem Viktorianischen Picknick im Foto festzuhalten und mit anderen zu teilen. Und viele Protagonist*innen auf dem Picknick lassen sich und ihre Schätze durchaus gern fotografieren. Doch bitte nie ungefragt! Das ist nicht nur eine Frage der Persönlichkeitsrechte, sondern schlichtweg der Höflichkeit.
5. Platz zum Flanieren lassen
Zum perfekten Gesamtbild eines Viktorianischen Picknicks gehört auch die angemessene Fortbewegung. Also, wer sich nicht gerade im Rasen niedergelassen hat, sondern im Park spazieren geht, der flaniert. Mal abgesehen davon, dass viele Bekleidungsstücke, Schuhe und Kopfaufbauten auch gar keine andere Fortbewegung erlauben – es sieht auch einfach viel besser aus! Und auf jeden Fall ist dieser Freitagnachmittag im Park ein denkbar ungeeigneter Zeitpunkt, um mit seinen Kids Fußball zu spielen, sich auf einem Elektroroller auszuprobieren oder ähnliche Aktivitäten.
6. Mitmachen mit An- und Abstand
Ein gemütliches Picknick lieben viele Menschen, auch wenn es nicht immer gleich ein Viktorianisches Picknick sein muss. Inzwischen nutzen deshalb auch zunehmend Außenstehende das WGT-Ereignis als Anlass, um sich selbst mit Freunden oder Familie zu einem Essen im Clara-Park zu treffen – ein Picknick in spektakulärer Szenerie sozusagen. Auch das wird von der WGT-Familie wohlwollend toleriert. Eine Frage des Respekts und der Höflichkeit ist es allerdings auch hier, einen angemessenen Abstand zu wahren und sich so zu verhalten, dass das Hauptereignis des Tages unbeeinträchtigt bleibt. Die Rauchschwaden eines Grills, aufdringliche Essensgerüche oder nervig-laute Musik sind immer rücksichtslos, wären an diesem Tag jedoch ganz besonders daneben.
7. Einfach mal den Vortritt lassen
Wie in der gesamten Stadt werden auch im Clara-Park zum WGT besondere Speisen und Getränke angeboten. Viele Festivalteilnehmende nutzen das Viktorianische Picknick, um zu den Restaurants und Freisitzen zu flanieren und sich etwas zu kaufen. Wegen der vielen Gäste und Schaulustigen bilden sich schnell lange Schlangen. Eine schöne Geste der Gastfreundschaft wäre es hier, wenn man als Einheimische/r den Festivalbesucher*innen vielleicht einfach mal den Vortritt lässt – man kann sich ja auch nach Pfingsten wieder sein Eis oder Getränk im Clara-Park kaufen.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Mai 2024 | 06:30 Uhr