Ein Regisseur steht kurz vorm Abschluss eines Films. Er hadert mit sich; auf den ersten Blick will ihm die richtige Musik für den Schluss nicht einfallen. Dabei hatte er doch gestern die plausible Idee. Doch es ist nicht nur das. Der ungelösten Fragen sind mehr. Was erzähle ich eigentlich? Und für wen? Ich möchte erziehen, ja. Aber ohne zu moralisieren. Und was hält eigentlich die Jugend von meinen Filmen?

Mit einem Star-Ensemble inszeniert Günther Rücker ein für ihn typisches Pasticcio der Charaktere. Die Suche nach der richtigen Musik für das Ende des Films ist nur ein loser Rahmen; in ihn knüpft Rücker Reflexionen und Erinnerungen sein, mit dem die Arbeitspartner des Regisseurs ihn überraschen. Im Zentrum dieser Reflexionen, wie bei vielen Texten Rückers, die Erinnerung an Krieg, Flucht, Anpassung, Ausbeutung.

Am Schluss schließlich erinnert sich der Regisseur an seine musikalische Idee. Fast meint man, er sollte nach den Gesprächen mit seinen Mitstreitern klüger geworden sein; doch was heißt denn das am Ende: klüger geworden. Günther Rücker gibt die Frage ans Publikum.

Anschließend:
"Der »parteiliche« Künstler"
Der Literaturwissenschaftler Matthias Braun im Gespräch zu Günther Rücker
Matthias Braun hat in seinem Buch "Kulturinsel und Machtinstrument. Die Akademie der Künste, die Partei und die Staatssicherheit" die versuchte und realisierte Indienstnahme der Akademiemitglieder durch SED und MfS dargestellt. Günther Rücker stand der Sektion "Dichtkunst und Sprachpflege" von 1974 bis 1982 als Sekretär vor. Er wurde vom MfS als IMB "Günther" geführt.
Im Gespräch stellt Matthias Braun die Einflussnahme der SED auf die Arbeit der Akademie am Beispiel Günther Rückers dar.


Günther Rücker (*2.02.1924. Reichenberg / ? 24.02.2008 Meiningen), Sohn eines Tischlers, machte 1942 das Notabitur. Er geriet als Soldat in britische Kriegsgefangenschaft. Ab 1951 beim Funk - zunächst als Regisseur, ab 1952 als Hörspielautor - tätig, ab 1955 auch Spielfilmautor. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Der Fall Gleiwitz" (1961), "Bis dass der Tod Euch scheidet" (1979), "Die Verlobte" (1980). Aus seiner Feder stammen auch zahlreiche Hörspiele, die er häufig selbst inszenierte und die mit Kurt Böwe, Jutta Wachowiak, Wolfgang Langhoff, Jutta Hoffmann u.a. durchweg prominent besetzt waren.

Rücker wurde 1972 Mitglied der Akademie der Künste der DDR und wurde 1991 erneut gewählt. Er beteiligte sich als IMB des MfS an der Durchsetzung kulturpolitischer Vorgaben der SED und versuchte in diesem Zusammenhang, öffentlichkeitswirksame ,feindliche' Aktivitäten von Akademiemitgliedern zu verhindern oder abzumildern.

Mitwirkende
Komposition: Carl-Ernst Sasse
Produktion: Rundfunk der DDR 1974

Darsteller
Mitwirkende:
Kurt Böwe - Regisseur
Annekathrin Bürger - seine Frau
Peter Reusse - Peter
Horst Hiemer - Manfred
Klaus Piontek - Komponist
Jutta Hoffmann - Schauspielerin
Karin Gregorek - Dramaturgin
Erika Dunkelmann - Tante Emmi