Jena Weltoffenes Thüringen: Bündnis für Demokratie und Toleranz

26. Januar 2024, 07:40 Uhr

Gegründet hat sich das Bündnis "Weltoffenes Thüringen" bereits im Sommer 2023. Unter dessen Dach haben sich mittlerweile nach eigenen Angaben mehr als 3.400 Menschen, Vereine, Unternehmen, Wissenschafts- und Kulturinstitutionen, aber auch kommunale Einrichtungen zusammengefunden. Am Donnerstag hat sich das Bündnis in Jena zum ersten Mal in seiner ganzen Vielfalt an die Öffentlichkeit gewandt.

Menschen aus 30 Nationen arbeiten bei der Jenoptik AG in Jena. Und das soll auch so bleiben, findet Sabine Klisch. Sie ist Chefin für Markenkommunikation des Photonik Konzern, der sich auch dem Bündnis "Weltoffenes Thüringen" angeschlossen hat. Da habe man nicht lange gezögert, weil es, wie sie sagt, auf ähnlichen Werten wie Vielfalt, Offenheit für Fortschritt, für andere Perspektiven und für den Austausch der Ideen aufgebaut sei.  

Eine Frau steht vor einem Plakat.
Sabine Klisch, Direktorin Markenkommunikation Jenoptik AG. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Jenoptik hatte bereits selbst eine bundesweite Kampagne für Offenheit gestartet. Fachkräfte kämen nicht oder blieben nur kurz, wenn das gesellschaftliche Umfeld nicht stimme.

Viele Unternehmen sind mit dabei

Viele weitere Unternehmen sind bei "Weltoffenes Thüringen" dabei, aber auch Hochschulen, die Klassikstiftung, die Gedenkstätte Buchenwald, Gewerkschaften, die evangelische Kirche, Sozialverbände und tausende Einzelpersonen. Sogar die Stadt Jena hat sich mit allen Eigenbetrieben angeschlossen.

Aus gutem Grund, sagt der liberale Oberbürgermeister Thomas Nitzsche: "Wir wissen, dass wir den Erfolg, den wir auch als Stadt haben, nur deswegen haben, weil wir so international sind, weil wir interessant sind für Menschen von überall her hierherzukommen und die dann auch hierbleiben wollen."

Ein Mann steht vor einem Plakat.
Thomas Nitzsche (FDP), Oberbürgermeister von Jena. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Die Sorge ist groß, dass eine rechtsextreme Partei weiterhin Wahlen gewinnt und die gesellschaftliche Stimmung sich weiter nach Rechtsaußen verschiebt, heißt es vom Podium. AfD sagt hier niemand, aber jeder weiß, wer gemeint ist.

Zu viel Alltagsrassismus in Thüringen

Mit-Initiator Eric Wrasse, Pädagogischer Leiter der Europäischen Jugend- und Begegnungsstätte in Weimar, drückt es so aus: Wir können nicht hinnehmen, dass eine rechtsextreme Partei Einfluss auf die Regierungspolitik in diesem Bundesland bekommt. Wir sind auch das Bundesland mit dem NSU, wir haben viel Alltagsrassismus, es gibt so viele Menschen, die sich bedroht fühlen. Und wir haben einfach gedacht, wir wollen mit einer positiven werteorientierten Initiative an die Öffentlichkeit gehen und ein Zeichen setzen. 

Ein Mann steht vor einem Plakat.
Eric Wrasse, Sprecher Netzwerk Demokratiebildung in Thüringen. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Mit Vernetzungen, Veranstaltungen und einem großen Konzert auf dem Erfurter Domplatz will das Bündnis im Superwahljahr ständig präsent sein. Darüber hinaus kann und soll sich jeder im Bündnis für Weltoffenheit einsetzen.

Wie auch im Sport. Denn auch Olympiasieger Thomas Röhler macht mit: "Als aktiver Athlet nehme wahr, dass die Menschen darüber sprechen, dass Bewegung in dem Thema drin ist. Das ist auch wichtig und gut so, dass wir wirklich eine große neutrale Masse erreichen, einfach sich selbst mal mit dem Thema auseinanderzusetzen."

Ein Mann steht vor einem Plakat.
Thomas Röhler, Speerwurf-Olympiasieger. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Bündnis hat 3.400 Unterstützer

Auch für die Klassikstiftung Weimar war es selbstverständlich, dem Bündnis beizutreten, erklärt Präsidentin Ulrike Lorenz, schließlich stellten Kultur und Kunst offene Räume her, in denen Menschen sich austauschen und ohne Angst streiten könnten. Die Institutionen bräuchten Vielfalt und Freiheit.

Ein Frau in steht in einem Raum.
Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassikstiftung Weimar. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Nach eigenen Angaben hat das Bündnis derzeit 3.400 Unterstützer. Sie haben auf einer Website unterschrieben. Augenfällig ist, dass Dreiviertel von ihnen aus Jena, Weimar und Erfurt kommen. Die kleinen Städte und ländlichen Regionen Thüringens sind noch wenig vertreten. Dortige Strukturen zu unterstützen und Menschen für die Sache zu gewinnen, das dürfte eine der großen Aufgaben für "Weltoffenes Thüringen" werden. 

Viel Zeit ist nicht mehr. Bereits im Mai und Juni sind in Thüringen Kommunalwahlen und im September Landtagswahlen.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 25. Januar 2024 | 19:00 Uhr

143 Kommentare

hinter-dem-Regenbogen vor 13 Wochen

@martin ___""Sozialindustrie"? . . ."

Schauen Sie sich bitte einmal den Landeshaushalt von Thüringen an , von mir aus auch den Bundeshaushalt. Dann verstehen Sie, was die Sozialindustrie ist.

emlo vor 13 Wochen

@Mi-Ma: Da liegen wir doch gar nicht so weit auseinander. Meine Meinung ist aber, dass jeder AfD-Wähler wissen kann, dass diese Partei kein Interesse an der Lösung irgendwelcher Probleme hat, sondern einfach nur Hass und Spaltung schürt. Dazu muss man sich nur mal die Sprache der Politiker dieser Partei anhören. Da wird gehetzt und gelogen, dass sich die Balken biegen.

dimehl vor 13 Wochen

Früh, Mittag und Abend:
Weltoffenheit !
Warum wohl ?
Könnte es vielleicht sein, das es auch hier letztendlich eben um Geld / Geschäft / Gewinn geht ? Weltoffenheit passt ja sehr gut zur Globalisierung, des Modelles, mit welchem aktuell Ausbeutung und Gewinnmaximierung organisiert werden. Menschen, die auf Nationales / Eigenes verweisen, die der Ansicht sind, zuerst sollte man sich um das eigene Land / die eigene Stadt / die eigene Bevölkerung kümmern, stören da nur...

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