Szene aus dem Film "Der Postmann": Zwei Männer stehen am Strand, einer von ihnen ist der Dichter Pablo Neruda
In La Isla Negra befreunden sich der Dichter Pablo Neruda und der Briefträger Mario. Das Bild ist eine Szene aus der Verfilmung von Antonio Skármetas Romans "Mit brennender Geduld" – "Der Postmann" mit Philippe Noiret und Massimo Troisi. Bildrechte: IMAGO / United Archives

Lesezeit | 18.09. - 27.09. 2023 Antonio Skármeta: Mit brennender Geduld

01. September 2023, 04:00 Uhr

"Mit brennender Geduld", der Roman des chilenischen Schriftstellers Antonio Skármeta ist eine Hommage an das chilenische Volk und seinen berühmtesten Dichter Pablo Neruda. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Liebe, über Poesie und Leidenschaft, über Freiheit und Politik. Zeitpunkt der Handlung liegt zwischen 1969 und 1973 in dem kleinen Ort La Isla Negra an der chilenischen Küste. Hier freundet sich der 17-jährige Briefträger Mario mit dem Dichter Neruda an ... Dann überschlagen sich die politischen Ereignisse. Eine Lesung mit Hans Korte.

Chile 1969: Der 17-jährige Mario stammt aus einer Fischerfamilie. Der Tätigkeit seines Vaters kann er jedoch nichts abgewinnen. Stattdessen stürzt er sich in seine neue Arbeit als Briefträger. Da jedoch in seinem Dorf La Isla Negra kaum jemand schreiben und lesen kann, beliefert er vor allem einen älteren Mann mit Post aus aller Welt: den berühmten Dichter Pablo Neruda. Zwischen den ungleichen Männern entwickelt sich eine Freundschaft. Als sich Mario in Beatriz verliebt, bittet er seinen Freund um ein paar Verse, damit er die Geliebte mit poetischen Worten umwerben kann. Mit Erfolg: Die beiden heiraten und bekommen einen Sohn, Neruda wird Patenonkel.

Doch dann kandidiert Pablo Neruda für das Amt des Präsidenten, verzichtet aber schließlich zugunsten des Demokraten Salvador Allende. Allende gewinnt, Neruda wird Botschafter in Paris. Und Mario beginnt indes selbst Gedichte zu schreiben. Als Augusto Pinochet die Regierung mit einem Staatsstreich stürzt, kehrt Neruda schwerkrank aus Paris zurück. Kurz vor seinem Transport ins Krankenhaus gibt es ein heimliches Treffen zwischen Mario und Neruda. Wenig später stirbt Neruda. Mario aber wird verhaftet und verhört …

Die Geschichte des Romantitels "Mit brennender Geduld"

1971 wurde Pablo Neruda mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, ein Jahr nachdem Salvador Allende Präsident von Chile wurde. In seiner Dankesrede zitierte Neruda voller Hoffnung für seine Heimat den französischen Dichter Arthur Rimbaud: "Im Morgengrauen werden wir, bewaffnet mit brennender Geduld, die strahlenden Städte betreten." Antonio Skármeta lehnte seinen Romantitel an dieses Zitat an.

Der chilenische Schriftsteller Antonio Skármeta
Mit dem Roman "Mit brennender Geduld" schuf Antonio Skármeta eine Hommage an Pablo Neruda, an die Freundschaft und die Poesie. Bildrechte: IMAGO / gezett

Der Schriftsteller Antonio Skármeta

Antonio Skármeta, geboren 1940 in Chile, zählt zu den bekanntesten Autoren Südamerikas. Als Anhänger von Salvador Allende musste er 1973 seine Heimat verlassen und lebte viele Jahre im Exil in Berlin. 1989 kehrte er nach Chile zurück, war jedoch ab 2000 für drei Jahre wieder in Berlin – diesmal als Botschafter seines Landes. Sein literarischer Welterfolg "Mit brennender Geduld" wurde auch als Verfilmung mit Philippe Noiret ("Il Postino"; dt. "Der Postmann") zur Legende. Der Autor lebt heute in Santiago de Chile. Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch "Mein Freund Neruda".

Der Dichter und Diplomat Pablo Neruda

Der chilenische Diplomat, Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda (eigentlich Ricardo Eliécer Neftalí Reyes Basoalto) wurde am 12. Juli 1904 in Parral geboren und starb am 23. September 1973 in Santiago de Chile. Sein Todestag jährt sich zum 50. Mal.

Ab 1927 arbeitete Pablo Neruda im diplomatischen Dienst in Südostasien, ab 1933 als Honorarkonsul in Buenos Aires. Hier lernte er seinen Freund und Dichterkollegen Federico García Lorca kennen. Nach dessen Ermordung im spanischen Bürgerkrieg wurde Nerudas schriftstellerisches Werk immer politischer. Bald war er selbst zur Flucht ins Ausland gezwungen und verfasste seinen Gedichtzyklus "España en el corazón" (dt: "Spanien im Herzen"). Der weitere Gedichtband "Die Dichter der Welt verteidigen das spanische Volk" erschien in Zusammenarbeit zahlreicher Künstler, unter anderem mit Pablo Picasso.

1938 kehrte Neruda nach Chile zurück und kämpfte gegen den Faschismus in seinem Heimatland. Ab 1945 war er Mitglied der Kommunistischen Partei Chiles. 1969 kandidierte er für das Amt des Präsidenten, das er jedoch Salvador Allende überließ. Das 1970 angetretene Botschafter-Amt in Paris konnte Neruda wegen seiner schlechten Gesundheit nur noch schwer ausführen.

1971 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Zwei Jahre später starb er, 12 Tage nach dem Putsch von Augusto Pinochet. Es heißt, Neruda sei seinem Krebsleiden erlegen, doch die Todesursache ist umstritten. Mehrere posthume Untersuchungen ergaben, dass er wahrscheinlich vergiftet wurde. Nach seinem Tod wurde das Haus des Nobelpreisträgers vom Militär zerstört. Die Schriftstellerin Isabel Allende beschrieb in ihrem Roman "Das Geisterhaus" Nerudas Begräbnis als "symbolisches Begräbnis der Freiheit".

Sarah Kirsch 2 min
Bildrechte: Deutsches Rundfunkarchiv/Fernsehen der DDR
2 min

Zum 70. Geburtstag des chilenischen Dichters Pablo Neruda liest Lyrikerin Sarah Kirsch im DDR-Fernsehen sein Gedicht "Bitte um Ruhe".

Do 11.07.1974 02:00Uhr 02:27 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video132136.html

Rechte: Deutsches Rundfunkarchiv

Video

Der Sprecher Hans Korte

Hans Korte wurde 1929 in Bochum geboren. Schon während der Schulzeit übernahm er Kinderrollen am Schauspielhaus Bochum. Nach dem Abitur studierte Korte Musik in Köln und Detmold. Seine Bühnenkarriere begann in Dortmund, fortgesetzt wurde sie in Gelsenkirchen, dem Staatstheater Kassel und den Städtischen Bühnen Frankfurt/Main. 1965 wurden die Münchner Kammerspiele auf Hans Korte aufmerksam. 1974 wechselte er an das Bayerische Staatsschauspiel, dessen Ensemble er bis 1979 angehörte. In dieser Zeit trat er u. a. als Mephisto in Goethes "Faust", als Peachum in Brecht/Weills "Dreigroschenoper" und als Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochne Krug" auf. Die Fernsehzuschauer erlebten ihn z. B. in "Lorentz und Söhne", "Kir Royal", "Der große Bellheim" und "Der König von St. Pauli". Für den Hörfunk wirkte Hans Korte in vielen Literatur- und Hörspielproduktionen mit. Hans Korte starb am 25. September 2016 in München.

Der Schauespieler Hans Korte
Der Schauespieler Hans Korte hat Antonio Skármetas Roman "Mit brennender Geduld" eingelesen. Bildrechte: imago/APress

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
18.09. - 27.09.2023
Antonio Skármeta: Mit brennender Geduld (8 Folgen)
Übersetzt von Willi Zurbrüggen
Produktion: MDR 2001

Es liest Hans Korte

Die Lesung ist als Hörbuch im Handel erhältlich.

Sendung im Radio: 18.09. - 27.09. 2023 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr
Wiederholung: 18.09. - 27.09.2023 | Montag bis Freitag 19:05 Uhr

Alle Folgen dieser Lesung stehen hier vom 1. September bis zum 29. November 2023 zum Hören bereit.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 18. September 2023 | 09:05 Uhr

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