
Lesezeit | 20.11. bis 14.12. 2023 Rosemarie Fendel liest "Die vor den Toren" von Clara Viebig
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20. November 2023, 04:00 Uhr
Gründerzeit: In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts gehört Tempelhof noch nicht zu Berlin. Doch Berlin ist nicht mehr aufzuhalten, es platzt aus den Nähten, schnaufend, laut und bedrohlich rückt es immer weiter ran an das beschauliche Tempelhof. Die Zeichen stehen auf Veränderung.
Oh, wenn Berlin sich weiter ausdehnen wollte, hier gab es noch Platz. Viel loszuschlagen. Bis dicht ans Hallesche Tor heran ging noch Tempelhofer Besitz.
Das bekommen auch die alteingesessenen Badekows zu spüren, die reichste Bauern-Familie in Tempelhof. Hilflos müssen die Alten mit ansehen, wie die Jungen das Geschäft der Eltern abwählen und vom Sog Berlins mitgerissen werden. Doch der Moloch der Großstadt bringt nicht jedem Glück. Clara Viebigs großer Familienroman "Die vor den Toren" erzählt von Konflikten zwischen alter und neuer Welt, zwischen Land und Stadt, Alt und Jung.
Die Schriftstellerin Clara Viebig
Clara Viebig wurde 1860 in Trier geboren; sie war die Tochter eines Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung. Nach dem Tod des Vaters zog Clara 1883 mit der Mutter nach Berlin, wo sie sich ohne den patriarchalen Ernährer einen besseren Broterwerb versprach. Erst arbeitete Viebig daraufhin, Konzertsängerin zu werden, gab dann aber nur Klavierstunden und bot bald Zeitschriften erste Erzählungen an.
Für ihre ersten Arbeiten verwendete Clara Viebig das Pseudonym "C. Viebig", um in der männlich dominierten Literatur des Kaiserreiches leichter Fuß zu fassen. Im Jahr 1895 lernte sie durch die Bekanntschaft mit Theodor Fontane den jüdischen Verleger Friedrich Theodor Cohn kennen, den sie 1896 in Berlin heiratete. Clara Viebigs Romane gehörten in der Zeit um 1900 zu den meistgelesenen im deutschen Sprachraum. Clara Viebig starb am 31. Juli 1952 im Alter von 92 Jahren.
Die Sprecherin Rosemarie Fendel
Rosemarie Fendel, geb. 1927 in Koblenz-Metternich, debütierte mit 19 an den Münchner Kammerspielen. Danach spielte sie an verschiedenen Bühnen, u.a. in Tübingen, Düsseldorf, Darmstadt und Frankfurt/Main und in zahlreichen Fernsehproduktionen.
Ihre Leinwandkarriere begann 1972 mit der weiblichen Hauptrolle in Johannes Schaafs Film "Trotta". Zwei Jahre später wurde sie für "Traumstadt" für den Oscar nominiert. Für ihre Rolle in "Im Reservat" erhielt sie 1974 den Adolf-Grimme-Preis. Sie stand in mehr als 100 Filmen vor der Kamera, arbeitete auch als Regisseurin, als Drehbuchautorin – etwa für "Momo" von Michael Ende – und als Synchronsprecherin und lieh ihre Stimme u.a. Elisabeth Taylor und Jeanne Moreau. Für den MDR wirkte sie in mehreren Hörspielproduktionen mit. Rosemarie Fendel starb 2013 in Frankfurt am Main.
Angaben zur Sendung
MDR KULTUR Lesezeit
20.11. - 14.12. 2023
Rosemarie Fendel liest "Die vor den Toren" von Clara Viebig (19 Folgen)
Produktion: SDR 1985
Sendung im Radio: 20.11. - 14.12. 2023 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr
Wiederholung: 20.11. - 14.12. 2023 | Montag bis Freitag 19:05 Uhr
Die Lesung steht hier bis zum 30. November 2024 zum Hören bereit.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 20. November 2023 | 09:05 Uhr