Eine Frau in einem blauen Kleid und einem roten Mantel hebt ihren rechten Arm theatralisch.
Die Sängerin Iordanka Derilova überzeugt als Isolde in Dessau. Bildrechte: Claudia Heysel

Große Geschichten Magdeburg, Stendal und Dessau: Fünf sehenswerte Theatererlebnisse im Mai 2024

01. Mai 2024, 04:00 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es im Mai 2024 wieder viele tolle Stücke am Theater, die Sie nicht verpassen sollten: In Magdeburg wird mit einem Klassiker über KI nachgedacht, Kirchengeschichte vertanzt und mit Figuren aus der DDR gespielt. In Dessau gibt es große Oper über die Liebe. Und in Stendal wird das Landesbühnenfestival gefeiert. Hier finden Sie alle Infos für Ihren Theaterbesuch. Jeweils zu Beginn des neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

Schauspiel in Magdeburg: "Das Leben ein Traum" im Schauspielhaus

Das neue Team am Magdeburger Theater blickt immer wieder in die Zukunft und greift dabei auf alte Stoffe zurück, ohne diese in die Zukunft zu zwingen. Das zeichnet auch die Inszenierung von Calderòns "Das Leben ein Traum" aus. Ein König möchte trotz schlechter Voraussagen seinen Nachkommen an das Regieren heranführen. In Magdeburg handelt es sich dabei um eine Künstliche Intelligenz, die dabei alles Menschliche ganz nebenbei infrage stellt. Immer wieder überrascht der Abend mit komischen, fast schon klamaukigen Einlagen, aber schafft es auch, mit träumerischen Bildern nachdenklich zu stimmen. "Das Stück ist eine sogenannte 'ernste Komödie', was wirklich nicht leicht zu machen ist. Die Magdeburger Inszenierung schafft es – sie ist zugleich urkomisch und sehr ernsthaft", meint MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt.  

Weitere Informationen "Das Leben ein Traum"
nach Pedro Calderón de la Barca

Adresse:
Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Str. 64
39104 Magdeburg

Dauer: 130 Minuten, eine Pause

Termine:
7. Mai, 19:30 Uhr

Puppentheater in Magdeburg: "Froh ist der Schlag unsrer Herzen"

Eine Putzfrau betritt die Bühne, um die Schulräume zu putzen. Dabei werden Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend in der DDR wach. Davon erzählt Jana Weichelt mit allen Formen der Kunst, mit Schattenspielen und kleinen Spielfiguren. Mit Puppen stellt sie den Fahnenapell der jungen Pioniere nach oder sie lässt Herrn Fuchs als Stasi-Mann auftreten. Es ist eine authentische Reise durch schöne Erinnerungen und schmerzhafte Beobachtungen. "Die penible Beschäftigung mit dem Thema zahlt sich aus. Realität und Fantasie verschmelzen, es ist ein Umgang mit der eigenen Geschichte, der Spaß macht, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger belehren will. So wird der Abend ein Volltreffer", meint der Kritiker Klaus-Peter Voigt auf dem Portal "Fidena".

Weitere Informationen  "Froh ist der Schlag unsrer Herzen"
von Jana Weichelt und Hans-Jochen Menzel

Adresse:
Puppentheater Magdeburg
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
17. Mai, 20 Uhr
18. Mai, 20 Uhr
24. Mai, 20 Uhr
25. Mai, 20 Uhr

Festival in Stendal: Vier Landesbühnen zu Gast

Landesbühnen nehmen in der deutschen Theaterlandschaft eine besondere Stellung ein: Diese Institutionen werden meist von mehreren Partnern finanziert, vor allem von Landkreisen. Damit einher geht die Verantwortung, eine größere Region zu bespielen – mehr Leute einladen, öfter rausgehen. Beim Landesbühnenfestival treffen sich vier solcher Theater und zeigen ihre Stücke. In Stendal stehen gleich zwei Monologe von Lot Vekemans auf dem Programm: Endlich darf der ewige Verräter Judas die Geschichte aus seiner Sicht erzählen und auch die kaum gehörte "Schwester von" Antigone, Ismene, darf zu Wort kommen. Auch die berühmte Marilyn Monroe kann zeigen, was hinter der Fassade des Sexsymbols noch alles steckt. Schließlich erzählt "Die Ereignisse" von David Greig von der Schuld einer Überlebenden eines Attentats.

Weitere Informationen Das Landesbühnenfestival 2024 findet vom 10. bis zum 12. Mai statt.

Adresse:
Theater der Altmark
Karlstraße 6
39576 Stendal

Termine und Stücke:
10. Mai, 19:30 Uhr: Marilyn – Träume, Sex und Hollywood
11. Mai, 18 Uhr: "Schwester von"
11. Mai, 19:30 Uhr: "Judas"
12. Mai, 16 Uhr: "Die Ereignisse"

Tanz in Magdeburg: "Borgia" am Opernhaus

"Die Bilder in diesem Ballett sind von der ersten Minute an von enorm beeindruckender Intensität", schreibt der Kritiker Rolf-Dietmar Schmidt in der "Volksstimme". Der Magdeburger Ballettchef Jörg Mannes hat sich wieder eines eher ungewöhnliches Themas angenommen: dem Leben von Rodrigo Borgia, der als Papst Alexander VI. starb. Dabei geht es dem Choreografen nicht darum, eine Biografie abzuarbeiten, sondern um die Machtspiele und Begierden, die diese Lebensgeschichte prägten. Dafür rückt Mannes auch Giulia Farnese, die Geliebte des Papstes und geschickte Intrigantin, mit in den Mittelpunkt. Für seine Choreografie verbindet Mannes erneut klassisches Bewegungsmaterial mit modernen Ideen und unterlegt sein Stück mit ausdrucksstarker Musik. "Mit 'Borgia' ist Jörg Mannes und der Magdeburger Kompagnie erneut ein wirkliches Ballettereignis gelungen, das mit Sicherheit auch weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus für Furore sorgen dürfte", fasst Kritiker Schmidt sein Erlebnis zusammen.  

Vor einer Projektion eines Wolkenlandschaft werfen mehrere Personen in weiten roten Hosen ihre Beine in die Höhe.
In Magdeburg wird das Leben von Rodrigo Borgia angemessen düster vertanzt. Bildrechte: Bettina Stöß

Weitere Informationen "Borgia"
Ballett von Jörg Mannes

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
11. Mai, 19:30 Uhr
17. Mai, 19:30 Uhr

Oper in Dessau: "Tristan und Isolde" am Anhaltischen Theater

Eigentlich soll Tristan die Prinzessin Isolde in seine Heimat bringen, damit sein König mit ihr leben kann. Doch dann, nur aus Versehen, trinken beide einen Liebestrank und sind einander sofort verfallen. Und auch wenn die Liebe nicht ganz natürlich gewachsen ist, geben beide alles für sie auf. Wer sich nur ein wenig mit Oper beschäftigt hat, weiß, dass man sich für Wagner-Opern Zeit nehmen muss. Das gilt besonders für die Oper "Tristan und Isolde", in der schon der Tod der beiden einen ganzen Akt einnimmt. Doch wer genau auf die Musik hört, kann eine ganze Gefühlswelt hören. Das gelingt aktuell in Dessau besonders gut. Die Bühne deutet nur an. Im Hintergrund steht ein zweistöckiges Gerüst, im Vordergrund agiert das Ensemble auf fast leerer Bühne. "Die Musik ist das tragende Element bei der Dessauer Premiere. Sie nimmt einen bis zum Schluss mit auf die emotionale, tief ins Herz treffende Reise", urteilt die MDR KLASSIK-Opernkritikerin Susann Krieger. Dirigent Markus L. Frank leitet die Anhaltische Philharmonie, die viel Erfahrung mit Wagner hat, gut an. Und auch das Ensemble überzeugt, allen voran Iordanka Derilova, die "eine unglaubliche Bandbreite an Emotionen" zeigt, so die Kritikerin. 

Weitere Informationen "Tristan und Isolde" von Richard Wagner

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 280 Minuten, zwei Pausen

Termine:
19. Mai, 15 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 28. April 2024 | 10:15 Uhr

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