Verschwörungstheorien über SARS-CoV-2 Corona: 6 Fragen - 6 Antworten
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16. April 2020, 16:03 Uhr
Schräge Vergleiche mit der Grippe, alte Desinfektionsmittel und wilde Gerüchte: In der Corona-Krise sind im Netz viele Falschinformationen unterwegs. Wir unterziehen die fünf häufigsten Behauptungen dem Realitätscheck.
Inhalt des Artikels:
- 1. Warum die Corona-Variante SARS-CoV-2 neu ist
- 2. Warum es noch keinen Impfstoff gegen Corona gibt
- 3. Warum SARS-CoV-2 nicht künstlich im Labor erzeugt wurde
- 4. Warum Corona derzeit gefährlicher als die Grippe ist
- 5. Warum Vitamin C, Bleichmittel und Zwiebeln nicht gegen Corona helfen
- 6. Warum normale Atemschutmasken für Kinder nicht gefährlich sind
1. Warum die Corona-Variante SARS-CoV-2 neu ist
Ja, Corona-Viren gibt’s schon lange. Aber die aktuelle Variante SARS-CoV-2 ist erst 2020 erstmals nachgewiesen worden. Auch in der Virologie werden gleichartige Erreger in „Familien“ zusammengefasst. Corona-Viren wurden nach Angaben des Robert Koch Instituts schon Mitte der 1960er Jahre identifiziert. Sie können sowohl Menschen als auch verschiedene Tiere befallen. Wenn heute auf Desinfektionsmitteln steht, dass sie ganz allgemein gegen Corona-Viren helfen, sind diese alten, schon länger bekannten Varianten gemeint. Dies ist somit kein Beleg für die Behauptung, SARS-CoV-2 sei gar nicht neu. Die neue Variante ist nach Angaben der renommierten Fachzeitschrift Nature vielmehr das siebte Corona-Virus, das Menschen infizieren kann.
2. Warum es noch keinen Impfstoff gegen Corona gibt
Noch gibt es keinen Impfstoff gegen Corona. Die Forschung arbeitet aber mit Hochtouren an der Entwicklung. Da diese aber länger dauern wird, werden außerdem andere, bereits bekannte Mittel daraufhin getestet, ob sie auch beim neuen Corona-Virus SARS-CoV-2 wirken. Hier könnten zum Beispiel Wirkstoffe, die gegen Malaria eingesetzt werden, geeignet sein. Die Wissenschaft ist aber auch in Sachen Corona-Impfstoff optimistisch: Erste neue Mittel werden bereits klinisch getestet. Im Herbst könnte auch in Deutschland mit breiten Test-Studien begonnen werden. Nach Angaben des Dachverbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) laufen weltweit schon über 60 große Forschungsprojekte. Wann mögliche Impfstoffe zur Verfügung stehen, hängt allerdings auch davon ab, wie schnell sie nach den unbedingt notwendigen Tests von den staatlichen Behörden zugelassen werden.
3. Warum SARS-CoV-2 nicht künstlich im Labor erzeugt wurde
Gleich nach dem Auftreten des neuen Corona-Virus wurde geforscht, woher es eigentlich stammt und wie es sich von anderen, bereits bekannten Corona-Viren unterscheidet. Auch wenn von den Expertinnen und Experten nach wie vor mehrere Theorien diskutiert werden: Dass SARS-CoV-2 eine natürliche Mutation darstellt und nicht aus irgendeinem Biowaffen-Labor stammt, gilt als sicher. Für eine Biowaffe fehlt der neuen Virus-Variante eine im wahrsten Wortsinne „todsichere“ Andockstelle im menschlichen Organismus. Als Biowaffe wäre es also ziemlich ineffektiv, weil viel zu viele Menschen überleben.
4. Warum Corona derzeit gefährlicher als die Grippe ist
Ja, die Spanische Grippe hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts Millionen Tote gefordert. Und auch 2018 sind nach Angaben des Robert Koch Instituts geschätzt rund 25.000 Menschen an der Influenza gestorben. Daraus zu schließen, dass die Corona-Pandemie nicht so gefährlich ist, wäre aber fahrlässig. Zum einen steht die Ausbreitung der neuen Corona-Variante SARS-CoV-2 erst am Anfang. Außerdem besteht bei vielen Menschen, die eine durch Influenza-Viren ausgelöste Grippe schon einmal durchgemacht haben, bereits heute eine so genannte Grundimmunität. So eine Grundimmunität gibt es gegen die neue Corona-Variante noch nicht. Deshalb kann sich diese besonders schnell verbreiten. Und noch viel wichtiger: Gegen Influenza-Viren gibt es heute wirkungsvolle Impfstoffe. Dies ist bei Covid-19, wie das durch die neue Corona-Variante ausgelöste Krankheitsbild heißt, schlicht nicht der Fall.
5. Warum Vitamin C, Bleichmittel und Zwiebeln nicht gegen Corona helfen
Nein, weder heiß baden, viel Bier trinken oder mit Schnaps gurgeln, noch große Mengen Vitamin C zu konsumieren sind als Hausmittel gegen die neue Corona-Virus-Variante hilfreich. Zwiebeln haben zwar begrenzt antibakterielle Wirkung, doch hier geht es nicht um Bakterien, sondern um ein Virus. Von Tipps, Bleich- oder Desinfektionsmittel wie Chlordioxid einzunehmen, muss entschieden abgeraten werden. Hier drohen vielmehr schlimme Gesundheitsschäden durch Verätzungen. Auch diverse angeblich helfende homöopathische Mittel sind tatsächlich wirkungslos. Vielmehr raten der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) und der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands ausdrücklich, sich an die Empfehlungen der Behörden und des Robert Koch Instituts zu halten.
6. Warum normale Atemschutmasken für Kinder nicht gefährlich sind
Der ganze normale Mundnaseschutz aus Stoff ist auch für Kinder nicht gefährlich. Unter den Atemschutzmasken kann sich - entgegen vieler kursierender Behauptungen - kein Kohlenstoffdioxid ansammeln und zur Gefahr werden. "Das Tragen eines medizinischen oder selbstgenähten Mund-Nasen-Schutzes aus Stoff oder Papier ist für Kinder ab einem Alter von sechs Jahren unproblematisch", erklärte Prof. Dr. Ingo Dähnert, Direktor der Universitätsklinik für Kinderkardiologie am Herzzentrum Leipzig MDR Wissen. "Kleinere Kinder, die bereits laufen können, sollten einen Mund-Nasen-Schutz nur unter Aufsicht der Eltern tragen."
"CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen", erklärt der Berliner Mediziner und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jakob Maske laut dpa. Das geringere Lungenvolumen bei Kindern sei auch nicht problematisch.
Kinder sollten aber ausschließlich Mund-Nasen-Schutze tragen, die mit einem Gummizug oder reißbarem Band ausgestattet sind, erklärt Prof. Dähnert. "Bei nicht-elastischen und festen Bändern, z. B. bei manchen selbstgenähten Schutzmasken zum Zusammenbinden, besteht zumindest theoretisch die Gefahr, dass sich das Kind beim Spielen stranguliert."
Wichtig ist allerdings auch hierbei, dass die Hygiene-Regeln beachtet werden. Potenziell gefährlich sind lediglich Masken, die den Gesichtsbereich fest abschließen und dabei den Luftaustausch behindern, zum Beispiel bestimmte Schnorchelmasken, wenn sie als Atemmasken zweckentfremdet werden.
Und die Kinder sollten verstehen, warum sie die Maske tragen. Prof. Dähnert: "Eine Maske verfehlt ihren Sinn, wenn sich das Kind gegen die Maske wehrt und deshalb Kind und Eltern häufig in sein Gesicht fassen, um sie loszuwerden bzw. wieder anzulegen."