Interview mit Dr. Iren Schulz "Medien sind kein Fundament für eine glückliche Kindheit."

04. Januar 2021, 17:23 Uhr

Flimmernde Bilder. Eltern mit Smartphone oder Tablet in der Hand. Action mit der Spielkonsole. Kinder sehen das von klein auf. Bald wollen sie es genauso machen. Aber ab wann sollten Kinder mit digitalen Medien Kontakt haben? Was können Eltern tun, um Kinder auf die digitale Welt vorzubereiten?

Porträt von Dr. Iren Schulz 16 min
Bildrechte: MDR MEDIEN360G

Markus Hoffmann: Digitale Kindheit, das ist das Thema, das sich MDR MEDIEN360G diesen Monat auf die Fahnen geschrieben hat. Wir wollen mal schauen, wie digital sind unsere Kinder heute? Welche Auswirkungen haben digitale Geräte und Bildschirme auf die Entwicklung von Kindern? Vom kleinsten Alter bis zum Schulkind, bis hin zum Teenager. Hier darf ich heute begrüßen Dr. Iren Schulz. Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin und Medienpädagogin hier in Erfurt. Vielleicht können Sie sich ganz kurz vorstellen, Frau Dr. Schulz, was machen Sie genau?

Dr. Iren Schulz: Mein Thema ist Medienkompetenz und Medienbildung, und das versuche ich in verschiedenen Formaten unter das Volk zu bringen. Also sprich: Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen tatsächlich direkt. Ich mache Workshops, gehe ja auch in Schulen, bin dann auch in der freien Jugendarbeit unterwegs. Ich mache aber genauso auch Fortbildungen, zum Beispiel Elternabende, Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, für Erzieherinnen, also alle diejenigen, die bisher nichts mit Medien zu tun hatten, aber mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und jetzt merken: Wir müssen was mit diesem Thema machen.

Markus Hoffmann: Wie sind Sie darauf gekommen, dass das so ein brennendes Thema sein könnte und dass Sie sich so intensiv damit beschäftigt haben in den letzten Jahren?

Dr. Iren Schulz: Ich habe tatsächlich schon Medienpädagogik studiert. Also das ist schon eine Weile her, da stand noch das Fernsehen eher im Mittelpunkt. Aber auch da gab es sozusagen schon Ecken und Kanten, Stichwort: Gerichtsshows und Talkshows. Das hat mich schon immer sehr interessiert, mich einerseits damit zu befassen, wie sich unser Kommunikationsverhalten verändert und was man aber Kindern und Jugendlichen und Familien mit auf den Weg geben kann, um sie fit für die Medienwelt zu machen. Letztlich ist dieses Thema dann immer mehr auch auf mich zugekommen, über Anfragen tatsächlich. Dann haben sich da Begeisterung und Nachfrage miteinander verbunden.

Markus Hoffmann: Da haben Sie schon etwas Interessantes angesprochen, das Fernsehen als zentrales Leitmedium, was wir in unserer Jugend auch erfahren haben. Wie hat sich denn die Mediennutzung in der Familie in den letzten 20 Jahren vom Fernseher hin entwickelt zu dem, was wir jetzt haben?

Dr. Iren Schulz: Vor 20 Jahren gab es auch schon Geräte, die auf jeden Fall Ecken und Kanten hatten Zuhause, Sendungen im Fernsehen oder Filme, die Kinder nicht schauen sollten. Aber da war es ja tatsächlich so, dass der Fernseher ein stationäres Medium gewesen ist. Das stand in einem Raum und konnte, also ganz früher, sogar zugeschlossen werden in einem Schrank, und die Medienerziehung war mehr in Elternhand. Also man konnte mehr kontrollieren. Es gab ein lineares Programm. Zu bestimmten Zeiten liefen bestimmte Inhalte. Die Eltern hatten da mehr so ein bisschen die Hand drauf. Mit den kleinen digitalen Kommunikationskästchen, die jetzt jeder von uns in der Hosentasche hat - und eben auch schon Grundschulkinder - ist es natürlich viel schwieriger, da als Eltern den Überblick zu behalten, weil die Kinder ja damit immer unterwegs sind. Und weil dieses Smartphone nicht nur ein Fernseher ist, sondern eben auch ein Radio, ein Vernetzungsmedium und Fotoapparat und alles, was wir uns vorstellen können. Ich glaube, das macht den größten Unterschied aus.

Markus Hoffmann: Warum haben Bildschirmmedien, ob es jetzt ein Smartphone ist oder ein Fernseher, so eine große Anziehungskraft auf Kinder?

Dr. Iren Schulz: Generell kann man sagen, wir leben in einer hochgradig visualisierten Welt. Bunte Bilder, bewegte Bilder umgeben uns ja alltäglich, auch uns Erwachsene. Und natürlich finden Kinder ganz toll solche bunten, bewegten Bilder. Also, sprich Zeichentrickfiguren, Zeichenfilme (zu sehen), das war ja schon immer auch ein großes Highlight für viele Kindergenerationen. Das ist ja nicht erst (seit) jetzt. Und jetzt kann man natürlich sagen, die Begeisterung wird dadurch noch einmal mehr befeuert, dass man die bunten Bildchen überall mit hinnehmen kann. Also in allen Situationen, wo vielleicht Langeweile aufkommt, wo es auch mal ein bisschen unangenehm werden kann, also zum Beispiel das Stichwort: Wartezimmer beim Arzt. Da sind ja die kleinen bunten Bilderkistchen, die die Eltern dann auspacken können, der neue digitale Schnuller. Und das kommt da schon zusammen.

Markus Hoffmann: Wie beeinflusst die Mediennutzung die Entwicklung von Kindern? Spielt das Alter dabei eine Rolle?

Dr. Iren Schulz: Bei dem, was Kinder in Medien verstehen können, spielt natürlich immer das Alter eine Rolle. Kinder können das mit Medien machen und in Medien verstehen, was ihre kognitive Entwicklung auch zulässt. Also, es ist immer gebunden an die jeweilige Entwicklungsstufe. Das heißt natürlich, dass Kleinkinder eigentlich sehr wenig mit medialen, komplexen Inhalten anfangen und vieles davon auch noch nicht gut verarbeiten können. Entwicklung im Kleinkindalter heißt eigentlich, die Welt buchstäblich mit allen Sinnen erfahren, also schmecken, riechen, anfassen, alles ausprobieren. Und wenn man Kleinkinder beobachtet, machen die das ja eigentlich so. Also, quasi mit offenem Mund durch den Sandkasten robben und irgendwie alles ausprobieren, wo man als Erwachsener auch manchmal denkt: “Oh, mein Gott!“ Aber das sind diese authentischen Erfahrungen, die wichtig sind, um im Gehirn überhaupt die Verknüpfung von Synapsen voranzutreiben, Kategorien abzulegen und über die Fähigkeit des Denkens, auch Handlungsschemata zu entwickeln.

Der Unterschied zwischen dem authentischen Erfahren der realen Welt und den Erlebnissen auf dem Bildschirm ist einfach, dass diese Welt auf den Bildschirmen eine Abstraktion unserer Welt ist und dass sie zweidimensional ist. Möglicherweise demnächst auch noch dreidimensional, wenn man den Kindern dann auch die VR-Brillen aufsetzt. Aber es sind ja trotzdem Abstraktionen, die etwas vorgaukeln. Das ist der große Unterschied, der sich dann auch in der Gehirnentwicklung wiederfinden lässt, weil eben darüber diese Entwicklung nicht so von statten gehen kann wie in der echten Welt im Sandkasten.

Markus Hoffmann: Das heißt also: Sehr früher Kontakt mit zu viel Bildschirmzeit ist definitiv kontraproduktiv auf einer sehr elementaren Ebene der Hirnentwicklung?

Dr. Iren Schulz: Also, man kann auch nach wie vor noch sagen - das sagen wir auch von Schau hin - unter drei Jahren sollten eigentlich Kinder mit Bildschirmen eher nichts tun haben oder eben nur ausnahmsweise.

Markus Hoffmann: Kommen wir mal ein bisschen auf die Rolle der Eltern zu sprechen, die ja gerade auch für Kinder eine Vorbildfunktion mitbringen, in dem, was sie tun, in dem, wie sie es tun. Kinder kopieren, machen es genauso und wissen gar nicht, warum sie es so machen wie ihre Eltern, weil sie es einfach dann irgendwann automatisch so machen. Wie sieht es aus mit digitalen Medien? Sind die Eltern eigentlich fit in ihrem eigenen Umgang, um den Kindern ein gutes Vorbild sein zu können?

Dr. Iren Schulz: Das ist echt eine gute Frage. Also erst mal muss man sagen, Eltern sind auch da Vorbilder, auf jeden Fall, vor allem bis zur Grundschule, dann zum Wechsel (in die) 5. oder 6. Klasse. Bis dahin sind auf jeden Fall das, was in der Familie stattfindet und die Eltern die Hauptorientierungspunkte für Kinder. Da lerne ich und erlebe ich, wie soziales Leben funktioniert und eben auch Mediennutzung. Später kommen dann die Gleichaltrigen dazu. Dann relativiert sich das so ein bisschen, dann guckt man ja eher, was machen so meine Kumpels, dann ist das in den Familien nicht mehr so. Aber bis dahin ist eigentlich der Grundstein ja schon gelegt.

Also vielen Eltern ist das, glaube ich, erst einmal gar nicht bewusst, ohne dass ich das jetzt wertend meine. Ich glaube, dass Medienkompetenz für Familien heute auch heißt, erstmal aufzuklären und bewusst zu machen, dass Eltern eine Vorbildrolle haben in puncto Mediennutzung. Also, dass sie das Vorleben müssen, was sie wollen, (was) ihre Kinder auch später mal machen sollen. Insofern ist da oftmals noch ein Bewusstsein gar nicht da und dann tut sich da natürlich ein recht großes Spektrum auf, was Eltern sich so erzieherisch überlegt haben oder auch in puncto Medienkompetenz von einem sehr wenig reflektierten Umgang selbst mit digitalen Medien. Also sehr viel spielen, selbst sehr viel vor Bildschirmen sein, immer das Handy irgendwie in der Hand (haben). Da gibt es auch interessante Studien - das finde ich auch sehr wichtig -, dass die Kinder gefragt wurden und die sagen: "Eigentlich nervt mich, dass meine Mutter die ganze Zeit immer nur mit halber Aufmerksamkeit da ist. Und ich wünsche mir, dass meine Eltern mir mal richtig zuhören." Also Kinder spiegeln das schon durchaus auch selbst und sagen zu uns Erwachsenen: "Ey Leute, legt es doch mal weg."

Markus Hoffmann: Wie kompetent müssen Eltern sein, um ihre Kinder an die digitalen Medien heranzuführen?

Dr. Iren Schulz: Also generell ist das natürlich jetzt eine große Herausforderung, finde ich, für Familien, was da erwartet wird, was sie leisten sollen. Da ist im Prinzip in den letzten Jahren ein riesengroßes neues Handlungsfeld aufgeploppt, wo man sagt: "Hier Leute, kümmert euch übrigens auch noch darum." Wenn wir uns angucken, wie komplex die digitale Welt ist, (dann) finde ich, ist das ein ganz schön großer Sack voll Sachen. Um das wieder ein bisschen zu relativieren: Klar müssen Eltern halbwegs einen technischen Überblick haben, dass es Smartphones gibt, wie die grob funktionieren, dass es ständig irgendwelche neuen Apps gibt und im Blick haben, was vielleicht für Kindern angeboten wird, also Stichwort: Smart-Toys oder Smart-Watches, ist da ein bisschen was mit Ecken und Kanten. Es geht aber nicht darum, dass Eltern die absoluten Informatik-Cracks und Technik-Freaks sind, überhaupt nicht. Das ist ja so die größte Angst nicht nur von Eltern, sondern auch von Lehrern. Ich finde immer wichtig ist eher auch die Medienerziehung, dass man mit den Kindern im Gespräch ist, dass man auch ein Gefühl dafür hat, was kann mein Kind denn verkraften? Man sieht ja manche, die sind nach einer halben Stunde schon so zappelig, dass dann eben Schluss ist mit Bildschirmzeit. Andere können vielleicht auch schon eher Fortnite spielen als mit 14 (Jahren), mit zwölf zum Beispiel. Also einen guten Draht zu den Kindern haben, miteinander gut Regeln aushandeln und Vorbild sein, weil diese kritische Distanz eigentlich und eine distanziertere Draufsicht haben wir Eltern ja immer. Also wir hängen nicht so drin wie die Kinder, normalerweise.

Markus Hoffmann: Wie können denn Einrichtungen wie Schulen oder Kindertagesstätten, Kindergärten da den Eltern unter die Arme greifen, also sowohl vielleicht mit dem Wissen für die Eltern, als auch im Umgang mit den Kindern selbst?

Dr. Iren Schulz: Das ist eine wirklich gute Frage. Ich glaube, da sind wir auch gerade im Prozess, (haben) gerade in diesem Jahr noch einmal mehr angeschoben, dass sich die Bildungseinrichtungen da massiv Gedanken machen. Und natürlich wäre es am besten, wenn alle an einem Strang ziehen würden. Deswegen finde ich auch - was Sie gerade sagen - die medienbezogene Elternarbeit (wichtig), also dass sich Kitas oder Schulen nicht ohne die Eltern ein Konzept überlegen können. Wenn man das Elternhaus nicht mitnimmt, wird sich das schwerlich umsetzen lassen, in einer Schule ein Konzept zu haben, (bei dem) die Eltern (dann) aber sagen: "Da mach ich aber nicht mit." Also das fängt an bei der Geräteanschaffung, wenn man möchte, dass das Eltern-finanzierte Geräte sind, bis hin zu verschiedenen inhaltlichen Sachen und Homeschooling letztlich. Die Eltern da mitzunehmen als Bildungseinrichtung (ist notwendig). Weil letztlich sind ja Schule, Kita und Familie die Hauptlebenswelten von Kindern und die sollten dieselbe Zielrichtung haben.

Markus Hoffmann: Kommen wir noch auf ein drittes Thema. Was so ein bisschen auch in die Digitalisierung mit den Kindern einspielt, ist die soziale Schicht oder die soziale Herkunft, Einkommen der Eltern, sozialer Status der Eltern und da wurde, als diese ganzen Geräte auf den Markt gekommen sind, diese neuen Technologien, da wurde gesagt: "Die digitale Technologie macht alle gleich. Das ist ein ganz tolles Ding." Hat das funktioniert bei Kindern?

Dr. Iren Schulz: Nein. Also wie immer macht ein technisches Tool unsere Gesellschaft nicht gleich. Tatsächlich ist es ja auch so, dass, was wir an Hoffnungen in das Internet gesetzt haben, dass wir das für Partizipation und Demokratie nutzen, zeigt uns ja auch der Alltag, dass da eher andere Dinge im Mittelpunkt stehen. Es gibt diese sogenannte Digital Divide, diese (digitale) Spaltung. Da kann man aber nicht sagen, dass ist nur aufgrund der Geräte. Tatsächlich ist es ja so, dass es auch schon vor vielen Jahrzehnten so gewesen (ist), dass die benachteiligten Bildungsschichten sich eher teure Mediengeräte anschaffen, als Prestigeobjekt. Ein anderer Vergleich sind Turnschuhe. Oder wie man auch immer zeigen kann: "Hier, ich bin auch mit am Start." Sodass diese Spaltung nicht über die Ausstattung (zustande kommt), sondern vielmehr über die Kompetenz, also den kompetenten Medienumgang. Da haben wir ja jetzt auch in dem Corona-Jahr gesehen, dass da viele Kinder eben abgehängt sind, weil das Elternhaus da nicht unterstützend dabei sein konnte, wenn es um digitales Homeschooling zum Beispiel ging.

Markus Hoffmann: Sie bilden Lehrer aus. Wie wird das in Zukunft aussehen? Wie ist momentan die Lehrerausbildung schon auf diese Medienkompetenz-Themen hin getrimmt? Wie bringt man das eventuell Lehrenden bei, die jetzt schon über 50 sind?

Dr. Iren Schulz: Das ist eine ganz schöne Herausforderung und ein ziemlicher Kraftakt, glaube ich, also zum einen in der Ausbildung. Bildung ist Ländersache, sodass das in jedem Bundesland auch ein bisschen unterschiedlich ist. Einige Bundesländer sind da sehr gut aufgestellt, schon weiter in der Entwicklung. Andere müssen noch so ein bisschen nachbessern und haben noch mehr vor sich. Hier in Thüringen ist es tatsächlich so, dass das noch nicht routiniert verankert ist in der LehrerInnenausbildung. Es gibt aber ein großes Projekt an der Uni Erfurt, das sich mit der Frage von digitalen Medien als Thema in der LehrerInnenausbildung befasst. Also da wird, denke ich, in nächster Zeit einiges passieren. Ansonsten weiß ich auch über meine Lehre, dass die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer ganz froh sind, wenn es dann mal Angebote gibt, sich mit so etwas auseinanderzusetzen, weil die sehr wohl wissen, dass, wenn sie in die Schulen gehen, da kompetent sein müssen.

Es ist eben schwierig, als Lehrkraft vorn zu stehen und den Kindern was zu vermitteln oder mit einem Werkzeug zu arbeiten, mit dem ich mich nicht sicher fühle. Wo ich nicht vorher gelernt habe, gut damit umzugehen. Also, da kann ich die Lehrerinnen und Lehrer sehr gut verstehen in Schulen, die jetzt schon im Schuldienst sind, wenn die sagen: "Ich tu mir das nicht an. Ich hab hier 45 Minuten, die gucken mich mit großen Augen an. Dann habe ich mir Wunder was ausgedacht und habe das versprochen. Dann gehen aber zehn Minuten lang das WLan nicht und die Website nicht auf. Dann wird es laut, dann wird es unruhig. Dann fangen die an zu lachen. Dann ist die Unterrichtsstunde vorbei." Das sind die großen Ängste, die Lehrerinnen und Lehrer da haben. Das kann ich sehr nachvollziehen. Da muss einmal in der Infrastruktur ja noch viel passieren, auch in der Ausbildung und in der Fortbildung. Wir haben hier das ThILLM in Thüringen, dieses Fortbildungsinstitut, die da jetzt auch losstiefeln. Also es ist viel in Bewegung geraten und es sollte hoffentlich dann bald bei den Lehrkräften ankommen.

Markus Hoffmann: Kommen wir noch einmal zurück zu den Menschen, auf denen unser Hauptaugenmerk heute liegt, den Kindern. Einfach vielleicht noch einmal abschließend die Frage: Was ist wichtig für Kinder, damit sie glücklich sind?

Dr. Iren Schulz: Kinder brauchen, um glücklich zu sein und sich gut entwickeln zu können, einfach Bindungspersonen und sichere Bindungen und ein gutes soziales Netzwerk. Das ist erst einmal ganz jenseits digitaler Medien. Aber was man natürlich heute sagen muss ist, dass uns diese digitalen Medien eben die Möglichkeiten auch geben, diese Netzwerke zu pflegen und zu etablieren. Also mit Freunden unterwegs zu sein, sich mit Freunden auszutauschen, zu lernen, in einer Familie zu interagieren, Erfahrungen und Erlebnisse zu dokumentieren, das ist eben alles auch medial durchzogen. Insofern kann man sagen, dass Medien sicherlich da auch einen großen Anteil haben. Aber sie bilden nicht das Fundament für eine glückliche Kindheit.

Markus Hoffmann: Frau Dr. Schulz, zum Thema digitale Kindheit durften wir heute mit Ihnen sprechen. Wir haben eine ziemlich große Exkursion gemacht von digitalen Medien über die Eltern, wie sie damit umgehen, wie man das am besten dem Kind beibringen kann. Ich bedanke mich herzlich, dass Sie heute Zeit für uns hatten und hier waren.

Dr. Iren Schulz: Sehr gern, vielen Dank.

* Das Interview wurde am 16. November 2020 im MDR Landesfunkhaus Thüringen in Erfurt aufgezeichnet.