Ein junger Mann steigt an einer Haltestelle in eine Straßenbahn ein 3 min
Audio: Trotz eines höheren Preises bleiben viele Nutzer dem Deutschlandticket treu. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe verzeichneten im neuen Jahr sogar einen Anstieg. Dennoch wird ein gewisser Abfall an Nutzerzahlen erwartet. Bildrechte: picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Trotz Preiserhöhung Die meisten Kunden bleiben Deutschlandticket offenbar treu

15. Januar 2025, 12:27 Uhr

Der höhere Preis für das Deutschlandticket schreckt Kunden offenbar nicht ab. Zwar kündigten zum Ende des letzten Jahres wohl einige Menschen ihr Abo. Aktuell kaufen in einigen Regionen aber wieder mehr Menschen das Ticket. Bundesweite Zahlen liegen jedoch nicht vor.

Der Fahrkartenautomat an einer Leipziger S-Bahn-Haltestelle steht fast verwaist. Nur eine ältere Frau beugt sich über den Touchscreen, um in dem Menü das passende Ticket für sich zu finden. Die meisten Fahrgäste hier nutzen das Deutschlandticket. Das Feedback ist positiv: "Deutschlandticket ist gut. Ja, ich war gestern in Würzburg", erzählt eine Person. "Ja, ich nutze das Deutschlandticket", sagt eine andere. Eine weitere erzählt, sie arbeite in Leipzig und fahre alle zwei Tage mit der Straßenbahn; und da sich das preislich nicht mehr viel nehme, "hat natürlich jeder jetzt so ein Deutschlandticket".

Verkehrsforscher rechnet mit weniger Nutzern

Dass das nun teurere Deutschlandticket die Kunden nicht zwangsläufig abschreckt, beobachten auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe. So teilen sie schriftlich mit: "Von November zu Dezember 2024 haben etwa 0,9 Prozent der Deutschlandticket-Kunden gekündigt. Aktuell haben wir wieder einen leichten Zuwachs an Deutschlandticketkunden. Insofern hat sich die Preisanpassung nicht bemerkbar gemacht."

Zuletzt wurde die Zahl aller Deutschlandticket-Nutzer mit 13 Millionen angegeben. Wie sich die Zahlen nun mit der Preissteigerung entwickeln, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Der Verkehrsforscher Professor Andreas Knie vom Sozialzentrum Berlin rechnet aber mit zwei bis drei Millionen weniger Nutzern in der Zukunft. Viele Menschen hätten schon im Vorfeld gesagt, dass 58 Euro zu teuer würde. Für Menschen, die vom Auto her dächten, und für Menschen mit weniger Geld sei dies keine Option, sagt Knie. "Aber die Menschen, die bislang teure Abos hatten, die sind glücklich und zufrieden. Und die werden auch die jetzt 58 Euro zahlen."

Eine Beobachtung, die sich bei einer älteren Dame bestätigt, die auf den Bus wartet. Und die die 58 Euro kalt lassen: "Das macht für mich nichts aus, solange es nicht den Betrag der Monatskarte der Stadt übersteigt", sagt die Frau.

Deutschlandticket wird oft gestellt

Und noch eine Beobachtung lässt sich an den Leipziger Haltestellen machen: Viele Fahrgäste bekommen das Deutschlandticket zumindest teilweise gestellt und stehen dem neuen Preis dementsprechend schmerzbefreit gegenüber. "Ich nutze das Deutschlandticket im Semesterticket und da ist die Steigerung jetzt nicht so krass bemerkbar", erklärt jemand. "Die Schmerzgrenze ist bei mir unrelevant, weil mein Arbeitgeber das netterweise bezahlt", sagt eine andere Person.

Das sollte viel breiter angeboten werden, findet das Verkehrsbündnis "Allianz pro Schiene". Pressesprecherin Sabrina Wendling wirbt dafür, das Deutschlandticket als Jobticket zu nutzen. "Eigentlich hat es nur Vorteile, wenn mehr Unternehmen ihren Beschäftigten das Deutschlandticket standardmäßig als Jobticket anbieten." Die profitierenden Nutzerinnen und Nutzer des Tickets könnten im Jahr bis zu 200 Euro sparen, weil sich der Arbeitgeber an den Kosten beteilige.

Mehr Jobtickets würden zudem den Verkehrsunternehmen auch höhere Einnahmen garantieren – und damit mehr Planungssicherheit.

Ein Hinweis für das Deutschlandticket in einem Bahnhof 1 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow
1 min

MDR SACHSEN-ANHALT Fr 20.12.2024 12:38Uhr 00:51 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/audio-deutschlandticket104.html

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Audio

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2025 | 06:09 Uhr

28 Kommentare

C.T. vor 7 Wochen

Wo soll man denn noch etwas positives im öffentlichen Bereich finden in diesem Land? Nahezu alles ist im Vergleich nurnoch eine Zumutung. Allein die Wartezeiten - kann man sich nicht ausmalen, wieviele Tage kostbare Lebenszeit man vergeudet :-)

goyangi vor 7 Wochen

Danke, dass das mal jemand sagt. Die Menschen sind so autofixiert geworden, Laufen geht scheinbar gar nicht mehr, wenn man ein paar Kilometer mit dem Fahrrad fährt (nicht im Sommer) wird man schon schief angeschaut.
Das ging alles mal, noch keine vierzig Jahre her.

Ein Dorfjunge vor 7 Wochen

Es gibt ohne Frage Orte wo wirklich nur ein oder zweimal am Tag der Bus hält, dass sind auch die Orte die dann gerne in den Medien gezeigt werden um zu beweisen wie schlecht der ÖPNV auf dem Land doch ist.
Es gibt auch Orte die sind super gut angebunden und irgendwie in der Mitte bewegen wir uns am Ende. Der ÖPNV ist verbesserungswürdig, zahlreiche Kürzungen der letzten Jahre gehören rückgängig gemacht, doch der ÖPNV ist nicht so schlecht wie er immer dargestellt wird.

Ich kann mit dem ÖPNV zwar nicht unbedingt in den Urlaub fahren (was andere schon können), aber ich komme dorthin wo ich hin möchte. Ich nutze ihn zum Einkaufen, ich nutze ihn für den Arztbesuch, ich nutze ihn für Ausflüge.

Wenn ich an früher denke wo bei uns hier die Leute aus den Nachbardörfern zu Fuß oder mit Fahrrad ankamen um mit dem Zug zur Arbeit fahren zu können, dann frage ich mich warum konnten die damals 2 oder 3 Kilometer laufen und wir schaffen heute nicht mal 500 Meter bis zur Haltestelle.

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