Sicherheit im Verkehr Experten lehnen Helmpflicht für Radfahrer geschlossen ab
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21. August 2023, 10:05 Uhr
Laut einer Umfrage von DEKRA und Forsa ist eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Helmpflicht auf dem Rad. Experten lehnen diese Vorschrift aus verschiedenen Gründen ab. Sie sei nicht kontrollierbar und mache das Radfahren unattraktiver.
- Eine Helmpflicht könne nicht breit kontrolliert werden, führt der ADAC Sachsen an.
- Der ADFC verweist auf Fahrradverleihfirmen, die mit der Helmpflicht nicht mehr denkbar wären.
- Die Mehrheit der Bevölkerung ist laut einer DEKRA-Umfrage jedoch für eine Helmpflicht.
Egal ob ADAC, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, Verkehrsministerium oder Unfallforscher, alle sind sich einig: Es ist sinnvoll, Fahrradhelme zu tragen. Für eine Helmpflicht will sich aber keiner so richtig aussprechen. Das hat meist keine medizinischen, sondern andere Gründe.
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, sagt zwar, er persönlich habe nichts gegen eine Helmpflicht. Er sieht aber rechtliche Schwierigkeiten. Denn eine Helmpflicht würde das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit einschränken. Das galt zwar auch bei der Einführung der Gurtpflicht. Brockmann argumentiert aber, dass die Fallzahl für tödliche Unfälle mit Fahrzeugen damals deutlich höher war als nun im Radverkehr.
Brockmann sagt: "Im ersten Jahr nach Einführung der Gurtpflicht hatten wir 1.500 Tote im Straßenverkehr weniger. Beim Fahrrad aber haben wir aber natürlich sehr viel weniger getötete und schwerverletzte Menschen und da sagen nun die Rechtsgelehrten: Das wird nicht so einfach sein, da einfach eine Pflicht anzuordnen."
ADAC: Helmpflicht schwer kontrollierbar
Als Argument gegen eine Helmpflicht wird häufig gesagt, dass sie schwer kontrollierbar sei. Der Meinung ist auch Markus Löffler vom ADAC Sachsen: "Wenn man gegenüberstellt, wie viele Radfahrer unterwegs sind und wie viele Polizisten oder Polizistinnen tatsächlich Zeit haben, solche Sachen dann zu kontrollieren. Das wären eher Stichproben. Man kann nicht davon ausgehen, dass das breit kontrollierbar wäre durch die Polizei."
Dem hält Unfallforscher Brockmann aber entgegen: "Alle möglichen Vorschriften, die sinnvoll sind, lassen sich relativ schwer überwachen. Das heißt aber nicht, dass der Staat nicht die Möglichkeit trotzdem nutzen sollte, dem Bürger zu sagen, was er gerne hätte."
Auch ADFC gegen Helmpflicht
Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, befürchtet, dass eine Helmpflicht das Fahrradfahren unattraktiv machen könnte: "Da haben wir Studien aus Neuseeland, Australien und Kanada, dass die Zahl der Leute, die Rad fahren, deutlich abnimmt. Dass Kinder nicht mehr mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto zur Schule gebracht werden."
Probleme sieht Krause auch für Fahrradverleihsysteme, bei denen Räder in Städten von Benutzern der Dienste ausgeliehen werden können. "Man muss ganz klar sagen: Bei einer Helmpflicht sind diese Fahrradverleihsysteme tot und das schadet am Ende natürlich nicht nur den Leuten, die das nutzen, sondern dem ÖPNV. Und am Ende werden wieder viel mehr Leute im Auto sitzen und gemeinsam im Stau stehen."
Für mehr Sicherheit für Radfahrer fordert der ADFC deshalb statt einer Helmpflicht eine Neuaufteilung des Straßenraums, also mehr Platz für Radwege.
DEKRA: Mehrheit der Bevölkerung für Helmpflicht
Während sich viele Experten also gegen die Helmpflicht aussprechen, ist die Tendenz in der Bevölkerung klar, weiß DEKRA-Sprecher Wolfgang Siegloch: "Wir haben im vergangenen Jahr mit Forsa eine Umfrage gemacht. Dort war es so, dass 59 Prozent, also etwa sechs von zehn aller Befragten dafür sind, dass es eine Helmpflicht geben soll."
Und tatsächlich gibt es die Helmpflicht auch bereits für bestimmte E-Bikes und Pedelecs, allerdings nur, wenn sie schneller als 25 km/h fahren. Dann werden die E-Räder nämlich mit Mopeds gleichgesetzt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. August 2023 | 06:52 Uhr
Der Pegauer am 22.08.2023
Helmpflicht, Dienstpflicht, Impfpflicht, Testpflicht, Gendersprechpflicht, usw. usf. Der Bürger soll durch ein wucherndes Gestrüpp an sogenannten Pflichten immer weitere an die Kandare genommen werden. Wird Deutschland dadurch zu einem besseren Ort? Früher hatte man noch so etwas wie Eigenverantwortung, jetzt müssen immer die anderen sich an irgendwelche Pflichten halten, damit sich einige Tagträumerinnen durch den Alltag bewegen dürfen.
Quantix am 22.08.2023
@darfi
Wer gibt Radfahrern das Recht, für einen niedrigen Transportdurchsatz pro Stunde erhebliche Teile des Straßenquerschnitts zu beanspruchen? Das ist in engen Städten nicht sozial. Wer gibt Radfahrern das Recht auf kostenlose Parkbügel? Fahrräder stehen 95% des Tages nur herum. Warum zwingt man Anwohner, auf Parkplätze zu verzichten, damit dort anstatt einem Auto zwei Lastenräder geparkt werden können? Der Besitz teurer Fahrräder ist ein Privileg, der Besitz eines einfachen Autos dagegen oft Voraussetzung für den Arbeitsplatz. Warum werden täglich in den Fußgängerzonen dieses Landes Menschen durch Radfahrer gefährdet? Radfahrer beeinträchtigen das Lebensgefühl von Fußgängern stärker, als es Autofahrer tun, Fußgängerzonen sollten Radfrei werden. Warum wird zugelassen, dass Radfahrer mangels Kennzeichen unerkannt vom Unfallort verschwinden können? Das ist ebenfalls gesellschaftlich unsozial.
Ist Ihnen klar, wie privilegiert Radfahrer in diesem Land sind?
salzbrot am 22.08.2023
ja genau, bereits jetzt fahren leider nur ca. 15% regelmäßig Rad. Man sollte Autofahrern nicht noch mehr Gründe geben, nicht auf das Rad umzusteigen. Jetzt sind viele von ihnen für Kennzeichenpflicht und am Ende ist es ein weiterer Grund, nicht umzusteigen